"Wir Staatskünstler" sind auf die H.U.N.D. gekommen
Auf die H.U.N.D. eigentlich, nämlich auf die "Humanistische Union neuer Demokraten". So nennen Thomas Maurer, Florian Scheuba und Robert Palfrader ihre Partei, mit der sie aus der ewigen Meckerecke rauskommen wollen, um zu zeigen, wie's geht. Oder um im Maschinenraum der Republik Material für die nächsten Programme zu sammeln. Oder um endlich ein ordentliches Gehalt samt Urlaubsgeld, Pensionsberechtigung und bezahlten Mitarbeitern zu beziehen.
Dazu braucht man nur eine Parteifarbe (Schwarz-Weiß, Transparent oder Rot-Weiß-Rot-kleinkariert?), ein paar gute Slogans ("Politik mit Biss", "Die besten Freunde des Menschen", "Politik ist ein Knochenjob" ...), ein paar hübsche Plakatsujets (am besten von Gerhard Haderer entworfen), ein paar knackige Wahlkampfauftritte und ein ordentliches Feindbild. "Wir sind keine Katzenfeinde. Wir sind nur Hundefreunde. Gegen ordentlich integrierte Katzen haben wir nichts - wenn sie vorher die Hundeschule besuchen!"
Beim Trockentraining der Staatskünstler für ihr Antreten als Protestpartei kann einem anders werden, vor allem wenn man die ungebrochene Hunde-Sympathie im Land in Betracht zieht. Wenn schon eine Bierpartei Erfolge feiert, müssten sich die Vierbeiner erst recht durchbeißen können - dieser Gedanke kann einem schon kommen, wenn die drei Parteigranden ihre Kampagne konzipieren.
Zuvor führt das Trio bei gepflegtem Weißwein vor, wie schwer es politische Kabarettisten in einem Land haben, in dem die Politiker Witzfiguren und die Menschen politikverdrossen sind. Auf müde Nehammer- und Kickl-Pointen und einem genüsslich vorgeführten Waldhäusel-Selbstfaller folgen Arzt- und Kellner-Witze, doch erst mit dem Einstieg in die Parteipolitik zum Selbermachen gewinnt der Abend an Fahrt. Ein Sketch führt nicht nur die "geheimen" Absprachen zwischen Politik und Boulevard vor, sondern bietet auch Slogans, mit denen Wähler vertröstet werden können, die auf die Umsetzung lange versprochener Gesetzesinitiativen warten: "Eile mit Weile", "Vom Hudeln kommen die Kinder", "Die Vorfreude ist die schönste Freude".
Dass es nicht leicht ist, "den intellektuellen Fußabdruck" zu verbessern (vor dem Reden denken und nicht alles, was einem im Hirn herumspukt, gleich für einen Gedanken halten), führen die Staatskünstler genauso vor wie die Schwierigkeiten, das Thema Nummer eins, die Klimakatastrophe, witzig in ein Kabarettprogramm zu verpacken. Das gelingt Robert Palfrader, der für sein Engagement für "Kabarettisten for Future" mit zornigen E-Mails bombardiert wurde, wunderbar durch zwei dumpfbackige Wutausbrüche, die jedes Mal im Verweis "Und was ist mit China?" gipfeln, und dem Trio durch einen nach knirschender Überleitung (von "bodenlos deppert" direkt zur Bodenversiegelung) vorgetragenen Heimat-Pop-Song.
Das gemeinsam mit Paul Pizzera aufgenommene Lied "Bodenlose Gemeinheit" ist stimmungsmäßig der absolute Höhepunkt des Abends. Liedzeilen wie "Wo einst die grüne Wiese war / ist der Parkplatz jetzt von Spar" wurden gestern beinahe mitgeschunkelt. Die Exit Polls im Rabenhof nach der Premiere ergaben jedenfalls eine satte absolute Mehrheit. Kollegen wie Michael Niavarani, Flüsterzweieck oder Malarina, die in netten Video-Einspielungen im Nationalrat nicht vor die H.U.N.D.e gehen wollten, sollten sich es noch einmal überlegen, wenn es um die Ministerliste geht. Es ist immer besser die Leine selbst in der Hand zu haben, als an der Leine geführt zu werden.
(S E R V I C E - Wir Staatskünstler: "Alte Hunde - Neue Tricks", Rabenhof, Wien 3, Rabengasse 3, Nächste Vorstellungen: 13., 14., 23., 24.10. www.rabenhof.at)
Zusammenfassung
- Das zeigt nicht zuletzt "Alte Hunde - neue Tricks", mit dem die Drei vor dem Super-Wahljahr 2024 buchstäblich auf den Hund gekommen sind.