Wiener Kunstakademie lud zum Klimaaktionstag
Weil es auch darum geht, Öffentlichkeit herzustellen und öffentlichen Raum in Anspruch zu nehmen, wurden die Reden und die ersten Panels outdoor abgehalten, am Schillerplatz, zu Füßen der Dichterstatue. In der ersten Diskussionsrunde erinnerte sich die an der Akademie lehrende Architektin Lisa Schmidt-Colinet daran, dass im Vorjahr die Nutzung des Parks von den Behörden noch verwehrt wurde, da dieser zur Erholung und nicht für Kunst- oder Werbeaktionen gedacht sei. Diesmal wurde die Polizei beim Rektor vorstellig: Eine Hundebesitzerin hatte sich beschwert, dass die mit Kreide auf dem Platz aufgetragene Zeichnung "The Bigger Picture" den Pfoten ihres Vierbeiners schaden würde.
Die Zeichnung werde wohl von dem für das Wochenende angesagten Regen weggewaschen, meinte Vizerektor Werner Skvara, "aber die Aufforderung zum gemeinsamen kollektiven Handeln wird hoffentlich nicht so bald verschwinden". Dabei spielen für Vizerektorin Ingeborg Erhart Künstlerinnen und Künstler eine große Rolle: "Sie können Brücken bauen und Komplexität zum Thema machen."
Im Panel "Mob.Mobility" forderte die Kommunal- und Regionalentwicklungsexpertin Nina Svanda (TU Wien) eine Trendumkehr bei der Raumplanung, gegen die Bodenversiegelung und für kurze Arbeitswege: "Was wir brauchen, ist eine Raumentwicklungswende!" Der Politikwissenschafter Alexander Behr (Uni Wien) nannte das Phänomen der SUVs "eine besonders drastische Erscheinungsform der imperialen Lebensweise" und "Maschine gewordene Aufkündigung der Solidarität". "Ziviler Ungehorsam und friedliche Sabotage" müssten Bestandteile des Kampfes gegen die Klimakatastrophe werden, "denn wir haben nicht mehr viel Zeit".
"Wie beeinflusst die Klimakrise Kunst und Kunstproduktion?", war die Frage, die in einem von der ÖH.Akbild organisierten Panel diskutiert wurde. "Nichts produzieren" sei auch für Künstlerinnen und Künstler "die klimaschonendste Variante", gab Maria Christine Holter von Artists for Future freimütig zu. Für die Gestaltung der Künstlerhaus-Mitgliederausstellung 2023, zu der sie gemeinsam mit Julia Hartmann eingeladen wurde, hat sie sich auf die Suche nach neuen Narrativen angesichts der Klimakatastrophe begeben, die möglichst nicht nur dystopisch sein sollen. Elisabeth Feinig von Museums for Future betonte die Wichtigkeit der Museen in der Bewusstseinsbildung und die Notwendigkeit, auch in den Ausstellungsproduktionen auf Nachhaltigkeit zu achten.
Während es am Mittwochnachmittag auf dem Schillerplatz zunächst angenehme 19 Grad hatte, wurde es mit Fortdauer der Veranstaltung immer frischer. Aufwärmen konnte man sich in einer vor der Akademie von Artists for Future aufgestellten "Klima-Zeitmaschine", die einem einen Eindruck der Temperaturen der Zukunft verschaffen sollte: Die 51,9 Grad, die der Berichterstatter im Selbstversuch in der Kabine vorfand, entsprachen der von Scientists For Future prognostizierten Temperatur für das Jahr 2112.
Der heutige Klimaaktionstag ist Teil der "Klima Aktion Oktober", mit der die Akademie über Veränderungen im Uni-Betrieb, Ressourcenschonung und größeres ökologisches Bewusstsein nachdenkt. Neben Ausstellungen, Filmvorführungen, einem Care & Repair-Café, einer Solarküche und einer Fahrradwerkstatt steht am späten Nachmittag noch eine Diskussionsrunde über "Perspektiven zeitgenössischer künstlerischer Interventionen zur Klimakrise" auf dem Programm.
(S E R V I C E - https://www.akbild.ac.at)
Zusammenfassung
- Die Akademie der bildenden Künste Wien hat am Mittwoch zu ihrem ersten Klimaaktionstag geladen.
- "Wir brauchen kollektives Handeln", versicherte Rektor Johan F. Hartle in seiner Eröffnungsrede.
- Elisabeth Feinig von Museums for Future betonte die Wichtigkeit der Museen in der Bewusstseinsbildung und die Notwendigkeit, auch in den Ausstellungsproduktionen auf Nachhaltigkeit zu achten.