Wien zahlt Kulturförderungen trotz Absagen weiter
Wien hat am Dienstag ein Maßnahmenbündel für die Kulturszene, die infolge des Coronavirus so gut wie stillgelegt wurde, präsentiert. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) versprach dabei, vereinbarte Subventionen jedenfalls auszuzahlen - "ungeachtet davon, ob etwas realisiert werden konnte". Ob oder wie die Wiener Festwochen heuer stattfinden können, ist nach wie vor noch offen.
Man wolle mit den Kulturschaffenden "Hand in Hand durch die Krise gehen", meinte die Ressortchefin. Es müsse darauf geachtet werden, dass das kulturelle Leben der Stadt nicht allzu sehr beschädigt werde.
Um von den Kulturinstitutionen und -vereinen finanziellen Druck zu nehmen, bleiben zugesagte Förderungen aufrecht, selbst wenn aufgrund der derzeitigen Vorgaben des Bundes Produktionen nicht stattfinden können und der Betrieb stark eingeschränkt oder stillgelegt ist. "Dadurch können Vereinbarungen mit Künstlerinnen und Künstlern aufrechterhalten und Gagen ausbezahlt werden", erklärte Kaup-Hasler.
Häuser, die ihre Förderung in mehreren Tranchen erhalten, können einzelne Raten nun schon vorzeitig abrufen, um Einnahmenausfälle durch nicht erfolgte Ticketverkäufe zu kompensieren. Das betrifft etwa das ZOOM Kindermuseum, das Theater an der Wien oder das Theater in der Josefstadt, nannte Kaup-Hasler Beispiele.
Weiterhin ausständig ist indes die Entscheidung, wie mit den Wiener Festwochen umgegangen wird. Diese sollten zwischen dem 15. Mai und dem 21. Juni fast 50 Veranstaltungen umsetzen. Kaup-Hasler vermutete heute, dass die Ausgangsbeschränkungen und das damit verbundene Verbot von Publikumsevents noch über Ostern hinaus gelten werde. Man sei mit der künstlerischen Leitung der Festwochen "im konstanten Gespräch", denn die Kulturveranstalter seien autonom in ihrer Entscheidung.
"Aber ein produzierendes Festival, das davon lebt, Dinge vor Ort zu entwickeln und nicht nur ein Abspielraum ist, hat es natürlich jetzt schwer", betonte die Stadträtin: "Die nächsten Tage werden hier eine klare Entscheidung bringen." Es gebe auch Überlegungen, eventuell Teile der Festwochen in den Herbst oder auf kommendes Jahr zu verschieben.
Auftreten sollen Künstlerinnen und Künstler woanders allerdings schon in den nächsten Tagen wieder - und zwar im Rabenhof und freilich ohne Publikum vor Ort. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kündigte eine Aktion des Rathauses mit dem Gemeindebau-Theater im Bezirk Landstraße und dem Stadt-TV-Sender W24 an. Gegen Gage werden Musiker, Literatinnen oder Kabarettisten vor leeren Rängen auftreten, die Shows werden aber aufgezeichnet und auf W24 ausgestrahlt. Damit biete man allen, die jetzt daheimbleiben müssen, weiterhin Kultur an, meinte Ludwig.
Mit dabei sind u.a. Liedermacher Ernst Molden, die Band Pauls Jets, die Schriftstellerin Stefanie Sargnagel und Fritz Jergitsch vom Satireportal "Die Tagespresse". Erster Aufzeichnungstermin ist der morgige Mittwoch, auf Sendung geht das Format erstmals am Samstag um 20.30 Uhr. Wer den Anfang macht, stand am Dienstag noch nicht fest. Laut Ludwig sind 24 Produktionen geplant, wobei alle Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus eingehalten würden.
Was die Abhaltung des Donauinselfests anbelangt, werde noch zugewartet, sagte der Bürgermeister. Derzeit sei es jedenfalls noch nicht abgesagt. Eventuell entspanne sich die Lage bis dahin ja soweit, dass es stattfinden könne. Das dreitägige Open-Air-Festival mit Gratis-Eintritt, das alljährlich Hunderttausende Menschen pro Tag anlockt, soll heuer von 26. bis 28. Juni stattfinden.
Zusammenfassung
- Wien hat am Dienstag ein Maßnahmenbündel für die Kulturszene, die infolge des Coronavirus so gut wie stillgelegt wurde, präsentiert.
- Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) versprach dabei, vereinbarte Subventionen jedenfalls auszuzahlen - "ungeachtet davon, ob etwas realisiert werden konnte".
- Ob oder wie die Wiener Festwochen heuer stattfinden können, ist nach wie vor noch offen.
- Wer den Anfang macht, stand am Dienstag noch nicht fest.