Wien Modern widmet sich heuer einfach mal der Komplexität
"Wir gehen mit dieser Situation auf gar keinen Fall defensiv um. Ich werde nicht so tun, als ob alles Easy-Listening wäre", machte Günther deutlich. Dennoch sei es gelungen, für alle 14 ob der vergangenen Lockdowns verschobenen Produktionen neue Termine zu finden. So wird etwa Georg Friedrich Haas' "Ceremony II" mit 75 Instrumenten und über vier Stunden im Kunsthistorischen Museum nun bereits zum dritten Mal angekündigt, während das von Kunstpapst Georg Baselitz kuratierte Subfestival heuer von 14. bis 17. November stattfinden soll.
Olga Neuwirth wird am 13. November in Wagners Postsparkasse eine "psychedelische Raummusik" über 9 Stunden und 49 Minuten präsentieren, die unter dem Titel "Coronation I-VI" zum zumindest zeitweisen Anhören lädt. Beim Eröffnungskonzert am 29. Oktober spielen die Wiener Symphoniker unter Matthias Pintscher unter anderem dessen Violinkonzert und Sofia Gubaidulinas "Der Zorn Gottes", das bereits 2020 zu Lockdownzeiten als Livestream zu hören war. Und am 3. November verabschiedet man sich vom jüngst verstorbenen Festival Mitbegründer Lothar Knessl im Konzerthaus mit einem Auftritt des RSO, das neue Werke von Matthias Kranebitter oder Angélica Castelló spielt.
Sara Glojnarić darf als Gewinnerin des Erste Bank Kompositionspreises am 17. November ihr "Pure bliss" zur Uraufführung bringen - respektive im Rahmen des Knessl-Memoriamkonzertes "sugarcoating #4". "Es geht darum, dass ich mit sehr wenig Material ein Stück aufbaue", umriss die 30-jährige Komponistin ihren Ansatz für das "kurze, aber sehr knackige" Werk. Neu ist ein Jungspund-Club, der Unter-27-Jährigen einen Blick hinter die Kulissen ermöglich. Und auch einige Spielstätten finden sich heuer erstmals in der Riege der Spielorte - vom Planetarium über das Schauspielhaus, vom MAK bis zum Volkstheater. "Das Volkstheater ist auf der Suche nach einer Erzählung der Gegenwart", begründete dessen Intendant Kay Voges das Engagement seines Hauses. Und dafür brauche man Partner - wie Wien Modern.
Wien-Modern-Präsident Matthias Naske freute sich, dass es Festivalleiter Bernhard Günther gelungen sei, mehr Wurzeln und Brücken zu schlagen. "Steter Bernhard höhlt den Stein", könne man sagen, wenn man auf die Budgetmittel blicke. So sei dem umtriebigen Intendanten gelungen, das Budget von 1 Mio. Euro auf 1,7 Mio. Euro zu erhöhen. Und ein Eigenfinanzierungsanteil von 29 Prozent sei für ein Neue-Musik-Festival schlicht "spektakulär".
(S E R V I C E - www.wienmodern.at)
Zusammenfassung
- Das Neue-Musik-Festival Wien Modern gehörte im Vorjahr zu den Leidtragenden des Lockdowns.
- "Wenn alles so einfach wäre" hat Intendant Bernhard Günther über die Ausgabe 2022 als optimistisch-ironisches Motto gestellt.
- Neu ist ein Jungspund-Club, der Unter-27-Jährigen einen Blick hinter die Kulissen ermöglich.
- Wien-Modern-Präsident Matthias Naske freute sich, dass es Festivalleiter Bernhard Günther gelungen sei, mehr Wurzeln und Brücken zu schlagen.