"Wie alles begann" - Mageres Update der Queen-Bandbiografie
Dem liegt wohl die seit langem leidige Streitfrage zugrunde: Ist Queen ohne Mercury existenzberechtigt? Eher nicht, wenn es nach den beiden Autoren geht, endet die Aktualisierung doch mit dem 30. November 1996, jenem Tag, an dem das Produktionsbüro der Band - und damit auch der dort untergebrachte Fan Club - im Londoner Stadtteil Notting Hill seine Pforten schloss. Und doch stehen die verbliebenen zwei Mannen May und Drummer Roger Taylor nach wie vor voll im Saft - erst Ende Juli haben sie eine ausverkaufte, 36 Konzerte umfassende Europatour beendet.
Queen wurden in den letzten Jahrzehnten ausführlich in Buchform analysiert, manchmal von selbst ernannten Experten, die den Übergang zwischen Dichtung und Wahrheit gut im Fluss zu halten wussten. "As It Began" - übrigens der Subtitel der frühen May-Ballade "White Queen" - stammt aus der Feder von Jacky Smith und Jim Jenkins. Smith leitet nach wie vor den Fanclub der Band, der bereits 1973 gegründet wurde und es dadurch ob seiner Langlebigkeit zu einem Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde brachte. Jenkins ist der Archetyp des Fans, der Super-Anhänger schlechthin, hat er doch die Entwicklung der Band von Anfang an begleitet und buchstäblich jeden wo auch immer veröffentlichten Schnipsel gesammelt.
Die Entwicklung der Band-Geschicke wird routiniert heruntererzählt, das Original endete mit dem 27. Mai 1992, der arg verspäteten Veröffentlichung des 1986er-Wembley-Konzerts. Auf schlappen 34 Seiten mehr widmet sich die Neuauflage der anschließenden Flucht von May und Taylor in Soloprojekte sowie der Entstehung und den Nachwirkungen des letzten regulären Queen-Albums "Made in Heaven". Die wichtigen Impulse zur Wiederbelebung der Marke Queen Jahre später, wie beispielsweise das endlos laufende und später weltumspannende Musical "We Will Rock You" oder der hochdekorierte Hollywood-Blockbuster "Bohemian Rhapsody" finden keinen Platz. Dass Queen heute in ihrem 51-jährigen Bestehen rein gar nichts an Zugkraft eingebüßt haben und nach wie vor rund um den Globus die größten Hallen zu füllen imstande sind, weil sich das Risiko, Gastsänger wie Paul Rodgers und Adam Lambert zu engagieren, bezahlt gemacht hat, reicht nur für einen lapidaren Schlusssatz: "Doch das steht auf einem anderen Blatt" ...
Unüberboten ist aber die detailreiche Erzählung über die Kindheit und Jugend der Protagonisten, die Einzelbiografien sowie deren erste Gehversuche in Bandprojekten vor dem Queen-Zeitalter - eine wahre Fundgrube, ergänzt um drei Fotostrecken. Ebenso muss der Neuauflage die deutlich flüssigere Übersetzung zugute gehalten werden. Als tiefgründige Ergänzungsliteratur sei die jüngst erschienene Band-Analyse "The Show Must Go On" von Stephan Rehm Rozanes (Reclam) empfohlen, der in seinen Recherchen nichts, aber wirklich gar nichts ausgelassen hat und Hintergründe wie auch Zusammenhänge zutage fördert, die selbst eingefleischten Kennern der Band bis dato ungeläufig waren. Unautorisiert, aber profund.
(S E R V I C E - Jacky Smith, Jim Jenkins: "Queen - Wie alles begann ... Die autorisierte Biografie", aus dem Englischen von Marion Ahl; Hannibal Verlag, 408 Seiten, 30,00 Euro)
Zusammenfassung
- Jetzt, 30 Jahre später, liegt eine Aktualisierung vor - in bescheidenem Umfang: zwei zusätzliche Kapitel, also plus 34 Seiten.