Welser-Möst ehrte Bruckner in dessen Geburtsstadt
In einer kurzen Ansprache erinnerte Van der Bellen daran, dass Bruckner zu Lebzeiten nicht einzuordnen war. Er habe neue Wege beschritten, die nicht allen gefallen haben. Auch heute fordere die Kunst uns heraus, Klangwelten neu zu entdecken. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) betonte in seinem Grußwort dann, dass bei jeder Aufführung von Bruckners Werken "ein Stück Oberösterreich" dabei sei. Bei Bruckners 4. Sinfonie wird das besonders hörbar. Dem Oberösterreicher Franz Welser-Möst am Dirigentenpult war es zu danken, mit "seinem" weltberühmten Orchester das Werk an Bruckners 200. Geburtstag mustergültig aufzuführen.
Diesem zweiten Festkonzert zu Bruckners Geburtstag war wenige Stunden zuvor das Geburtstagskonzert des Bruckner Orchesters Linz unter Markus Poschner vorausgegangen, mit der 9. Sinfonie und einleitend - nicht als Finale, sondern als eigenem Programmpunkt - dem "Te Deum laudamus" in der Stiftsbasilika St. Florian. Das erstmalige Zusammentreffen der beiden Publikumslieblinge und ihrer Orchester am gleichen Tag, an unterschiedlichen für den Komponisten wesentlichen Orten, erlaubt Vergleiche, die in den nächsten Tagen auch durch die Fernsehaufzeichnungen möglich sein werden.
Welser-Möst und das Cleveland Orchestra spielen zweifellos in einer weltweit bedeutenderen Liga, das Bruckner Orchester hat sich mit Markus Poschner zumindest in Mitteleuropa vorne positioniert. In der Professionalität und Ernsthaftigkeit mit dem Schaffen Bruckners umzugehen, sind sich beide Dirigenten gleich. In der optischen Umsetzung unterscheiden sie sich freilich deutlich: Welser-Möst körperlich weitgehend ruhig und kultiviert, Poschner hingegen mit intensiver Hand-Arbeit und animierender Mimik seine Musikerinnen und Musiker anfeuernd. Beide Konzerte am gleichen Tag werden als herausragende Veranstaltungen des Bruckner-Jahres 2024 in Erinnerung bleiben.
(Von Wolfgang Katzböck/APA)
(S E R V I C E - www.brucknerhaus.at)
Zusammenfassung
- Bundespräsident Alexander Van der Bellen gratulierte Anton Bruckner zu dessen 200. Geburtstag in Ansfelden und nahm zusammen mit seiner Frau am Open-Air-Konzert teil.
- Franz Welser-Möst dirigierte das Cleveland Orchestra bei einem Open-Air-Konzert vor der Pfarrkirche in Ansfelden, wo Bruckners Sinfonie Nr. 4, die 'Romantische', in der Fassung von 1878/80 gespielt wurde.
- Am selben Tag fand ein weiteres Konzert des Bruckner Orchesters Linz unter Markus Poschner in der Stiftsbasilika St. Florian statt, bei dem die 9. Sinfonie und das 'Te Deum laudamus' aufgeführt wurden.