Viel Staub und Sonne am dritten Nova Rock-Tag
Das Festival sei "extrem leiwand", befand das Duo im APA-Gespräch. "Da ist eine Aufbruchstimmung. Es macht irrsinnig Spaß, dabei zu sein." Am frühen Nachmittag rockte die ukrainische Metalband Jinjer die Bühne. "Wir sind hier, um auf die Probleme in unserer Heimat aufmerksam zu machen, auf all die Zerstörung", sagte Sängerin Tatiana Shmailyuk beim durch und durch harten wie starken Auftritt. Sie bedankte sich für "all die Solidarität, für all die humanitäre Hilfe, für all die Unterstützung" gegen das "fucking Putin Regime". Die Gruppe spielte sich die Wut regelrecht von der Seele. "Wir wollen unser Zuhause zurück!", forderte Shmailyuk, die sang, schrie und grölte. Im Hintergrund prangte ein Friedenszeichen in den Farben der Ukrainefahne.
Regen weicht Sonne
Der Matsch des ersten Tages war am Samstag Geschichte. Mit der Sonne wechselten die Outfits von Gummistiefeln und Regenjacken zu wahlweise viel Haut oder schrillen Kostümen. "Ich war auch öfter am Nova Rock und habe das auch genossen - drei Tage Drecksauparty im Zelt. Aber jetzt geht sich das nicht mehr aus für mich...", lachte Bernhard Speer. Über die Herangehensweise beim Auftritt sagte Kollege Christopher Seiler: "Man muss bedenken, die Leute sind nicht wegen dir da, sondern wegen des Erlebnisses. Als Band hast du die Aufgabe, das Beste abzuliefern, weil du spielst ja quasi im Wohnzimmer des Publikums."
Seiler und Speer haben ausreichend Bühnenerfahrung am Nova Rock: "Irgendwie sind wir zum Inventar geworden", schmunzelten sie. "Wir sind wahrscheinlich die billigste Band. Nein, wir haben uns das erspielt. Wir sind in den letzten Jahren zu einer irrsinnig guten Liveband zusammengewachsen." Als man 2016 für die Red Stage gebucht wurde, habe es auch negative Reaktionen gegeben: "Der Rotz im Internet, der da verbreitet wurde. Aber wir haben das Festival tatsächlich gerockt", betonte Speer.
Etwas andere Töne werden zur späteren Stunde Mono & Nikitaman anschlagen: Das österreichisch-deutsche Duo, das zwischen Reggae, Dancehall und Pop changiert, hat Anfang des Jahres das neue Album "Autonome Zone" veröffentlicht. "Eigentlich war es früher geplant, aber dann war Pandemie, Pandemie", so Mono im APA-Gespräch. "Da war ja kein Land in Sicht. Für alle in der Branche galt: Plan war nicht. Man konnte nur spontan reagieren." Dass die Songs nun draußen sind und die beiden mit ihrer Band wieder unterwegs sein können, müsse man einfach genießen. "Festivals sind sowieso etwas Besonderes, weil so viele Leute da sind", hielt Mono fest. "Es ist ja schön, dass die Leute über den Tellerrand schauen können", warf Nikitaman ob der stilistischen Vielfalt des dritten Festivaltages ein.
"Es ist einfach geil: Man kommt an und riecht wieder Festival, hört wieder Festival", zeigte sich Mono jedenfalls voller Vorfreude. "Es ist wuselig, nicht nur vor der Bühne, auch backstage." Vieles sei dennoch neu, nicht nur ob der Pause, sagte Nikitaman. "Wir haben ja auch neue Bandmusiker. Es ist einfach megaspannend." Für das Duo, das im kommenden Jahr sein 20-Jahr-Jubiläum feiert, sei aber auch Routine wichtig. "Jeder hat seine Rollen, es gibt bestimmte Abläufe", betonte Mono. "Das ist total die Basis dafür, dass spontane Dinge und Ausbrüche passieren können." Über die Jahre habe man weit mehr als 1.000 Konzerte gespielt - und da soll noch viel kommen.
Einiges zu erwarten haben auch die Nova Rock-Besucher, die bei Boston Manor am frühen Nachmittag abgeholt wurden: Die englische Band verband Metal mit reichlich Hardcore-Versatzstücken und hatte sichtlich Spaß mit den motivierten Menschen vor der Bühne, die einen Circle Pit nach dem anderen abzogen. Mit Bad Religion und The Offspring stand auch noch Punk am Programm. Die Hamburger Hip-Hop- und Electropunk-Formation Deichkind und Mando Diao sollten für weitere Farbtupfer im Rocksound sorgen.
Zusammenfassung
- Am dritten Tag des Nova Rock in Nickelsdorf sind Lokalmatadore in den Startlöchern gestanden: Seiler und Speer waren für den Abend auf der Blue Stage vor Volbeat angesetzt.
- Das Festival sei "extrem leiwand", befand das Duo im APA-Gespräch.
- Die Gruppe spielte sich die Wut regelrecht von der Seele.
- Seiler und Speer haben ausreichend Bühnenerfahrung am Nova Rock: "Irgendwie sind wir zum Inventar geworden", schmunzelten sie.