Uraufführung im Kosmos Theater: Politisches Kasperltheater
Anna Schobers Text wies zwar eine hohe Dichte an Sagern auf, die man aus Wahlkampf und Regierungsverhandlungen zur Genüge kannte, hatte jedoch darüber hinaus wenig zu erzählen. Dass das selbstreferenzielle Konzept der Illustration der eigenen Betroffenheit und die Umsetzung in kleine, scheinbar private Szenen und Choreografien stark an die bekannte Herangehensweise von Martin Grubers Aktionstheater erinnert, wurde selbst augenzwinkernd auf der Bühne angesprochen. Theater aus der Blase, für die Blase. "Aber vielleicht hat sich ja auch der eine oder andere NEOS-Wähler hierherverirrt", hieß es einmal auf der Bühne.
Regisseurin Aslı Kışlal setzt in der ebenso verspielten wie verkopften Ausstattung von Markus Liszt (Bühne) und Nadine Abena Cobbina (Kostüme) auf eine Mischung aus Kasperltheater und Politkabarett, dem jedoch über weite Strecken des 90-minütigen Abends die Schärfe fehlt. Ausnahme: "Wir sind nicht rechtsextrem! Wir haben nur extrem oft recht!" Diese Ansage geht unter die Haut. Der große Rest gleitet geschmeidig daran ab. Dass in der aktuellen Diskursverwirrung nicht mehr links und rechts, sondern rechts und Mitte rechts als Orientierungshilfe bei der Positionsbestimmung dienen, oder das Ziel der Weltrevolution gegen die Sehnsucht nach einer guten, weiblich gelesenen Diktatorin getauscht wurde, sind Schmunzler, nichts weiter.
"Eigentlich hätte es eine Komödie werden sollen", lautet der Untertitel. Und eigentlich hätte es auch eine Auseinandersetzung mit angelesenen Wurzeln autoritärer Vorstellungen sein sollen. Die Bühnenfiguren stammen aus Kinder- und Jugendbüchern und heißen etwa Tim (aus "Tim und Struppi"), Efraim Langstrumpf (der Vater von Pippi) oder Old Shatterhand. Das ist mehr verwirrend als erhellend.
"Ein Gefühl der Erleichterung"
Das Spiel mit der Angst geht angesichts der aktuellen Entwicklungen nicht mehr ganz auf. Das hat man auch im Team erkannt, das den Abend mit "Liebe Gemeinde! Die letzten Stunden erzeugen ein Gefühl der Erleichterung ..." beginnt und mit der Erkenntnis schließt: "Da haben wir ja noch mal richtig Glück gehabt!" Gerade deshalb sollte man genauer darüber nachzudenken beginnen, was man mit welchen Mitteln eigentlich erzählen will. Die eigenen Fans zum Jubeln zu bringen, wie es bei der Premiere am Mittwoch der Fall war, könnte sich nämlich schon bald als zu wenig erweisen.
(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)
(S E R V I C E - "Nach der Wahl sind wir nicht mehr so lustig" von Anna Schober, Regie: Aslı Kışlal, Bühne: Markus Liszt, Musik: Uwe Felchle, Kostüm: Nadine Abena Cobbina, Mit: Dennis Cubic, Deborah Gzesh, Isabella Händler, Jonas Kling, Kari Rakkola, Violetta Zupančič, Uraufführung, Koproduktion mit diverCITYLAB, Kosmos Theater, Wien 7, Siebensterngasse 42, Nächste Vorstellungen: 14., 15., 18.-21. Februar, www.kosmostheater.at)
Zusammenfassung
- Die Uraufführung von 'Nach der Wahl sind wir nicht mehr so lustig' im Kosmos Theater untersucht rechte Strömungen in Österreich und kombiniert Kasperltheater mit Politkabarett.
- Trotz vieler bekannter Aussagen aus dem politischen Kontext fehlt dem Stück oft die notwendige Schärfe, was die Premiere dennoch nicht daran hinderte, von den Fans gefeiert zu werden.
- Die nächste Vorstellungen finden am 14., 15., und vom 18. bis 21. Februar statt.