APA/ROLAND SCHLAGER

Udo Jürgens Kinder: "Er wollte die Menschen abholen"

Am 21. Dezember jährt sich der Todestag von Udo Jürgens zum achten Mal. Als stilvolle Würdigung seines Schaffens erscheint am Freitag das Album "Da Capo", das sich als "emotionale Zeitreise auf drei CDs" versteht. Tochter Jenny und Sohn John Jürgens haben bei der Kuratierung mitgewirkt. "Udo wollte die Menschen abholen mit ihren tiefsten Empfindungen und Nöten - in einer Sprache, die sie verstehen, und Melodien, die sie erreichen. Das ist ihm gelungen", sagten sie zur APA.

"Stationen einer Weltkarriere" lautet der Untertitel der Sammlung, die sich nicht als normale Greatest Hits versteht. Mit 61 Songs, darunter einige Raritäten, werden Stationen einer Weltkarriere nachgezeichnet. "Die Idee war, nichts zu machen, das es schon x-mal gegeben hat, also keine übliche Best-of-Compilation", erzählte Jenny Jürgens beim Interview in Wien. "Wir wollten die Leute überraschen. Nach all diesen Jahren wollten wir mit einem richtigen Brett um die Ecke kommen und nicht nur Songs auf eine CD packen, die jeder kennt."

Bruder John ergänzte: "Wir wollten große Hits mit persönlichem Gefühl verbinden, also Udo noch mal ganz persönlich hören. Wir haben uns überlegt, wie er entschieden hätte." Jenny nickte: "Das war eine ganz wichtige Prämisse. Wir haben uns gefragt, wie würde der Papa reagieren, wenn er bei den Zoom-Meetings dabei wäre oder mit am Tisch sitzen würde. Man kann ihn natürlich nicht fragen, aber wir kannten ihn ja recht gut. Und ich glaube, dass er mit diesem Album einverstanden wäre."

Hört man "Da Capo, Udo Jürgens", stößt man auf viele Lieder mit Texten, die aktueller nicht sein könnten. Neben Gassenhauern wie "Mit 66 Jahren" finden sich auf der Sammlung eben auch nachdenkliche und kritische Songs. "Papa hat immer gesagt, Unterhaltung beinhaltet das Wort Haltung", sagte dazu John Jürgens. Was generell auffällt: "Udo hatte einen hohen musikalischen Anspruch, was etwa die Phrasierungen oder Instrumentierungen betraf. Mal wollte er ein Jazzelement reinbringen, dann wieder ein Saxofonsolo vom anderen Stern."

Im Gegensatz zu manchen Kollegen habe Udo Jürgens eines geschafft: "Sich treu zu bleiben und trotzdem mit der Zeit zu gehen und sich weiterzuentwickeln", sagte Jenny. "Andere haben 40 Jahre lang immer dieselben Songs gesungen. Das hat der Udo realisiert: Ich muss das ändern, muss meine eigene Kreativität leben und mir nicht von einem Plattenproduzenten sagen lassen: 'Roll doch mal das R und sing wie Freddy Quinn.'"

Was empfinden die Kinder beim Hören dieser Lieder ihres Vaters? "Es kommt auf die Verfassung an", antwortete Jenny. "Mir passiert es durchaus noch, dass ich weinen muss, aber nicht grundsätzlich. Es ist schön, dass wir seine Stimme hören können." Beim Lied "Damals wollt' ich erwachsen sein" bekäme die ganze Familie feuchte Augen. Bei "Valse Musette", ebenfalls auf "Da Capo, Udo Jürgens", "bekommt man schon einen Kloß im Hals, wenn man daran denkt, wie er das mit zwölf komponiert, da sitzt und das Lied seinem Vater widmet".

John und Jenny Jürgens haben nach dem Tod ihres Vaters die Veröffentlichung seiner Werke untersagt. "Weil wir erst mal Dinge klären mussten", so John. "Wir mussten Rechte verteidigen, die immer schon Papa gehört haben, damit sie auch weiterhin in der Familie bleiben. Das ist alles vorbei, wir schauen in die Zukunft." Eines versprach Jenny: "Die Intention, die Leute permanent mit Platten zu füttern, um die Cash-Maschine am Laufen zu halten, die haben wir ganz sicher nicht." John ergänzte: "Lieber etwas mit Stil herausbringen und mit größeren Abständen."

(S E R V I C E - http://www.udojuergens.de)

ribbon Zusammenfassung
  • Am 21. Dezember jährt sich der Todestag von Udo Jürgens zum achten Mal.
  • Als stilvolle Würdigung seines Schaffens erscheint am Freitag das Album "Da Capo", das sich als "emotionale Zeitreise auf drei CDs" versteht.
  • Tochter Jenny und Sohn John Jürgens haben bei der Kuratierung mitgewirkt.
  • "Papa hat immer gesagt, Unterhaltung beinhaltet das Wort Haltung", sagte dazu John Jürgens.
  • Was empfinden die Kinder beim Hören dieser Lieder ihres Vaters?