"Trauriger" Country-Soul: Willy Vlautins Band The Delines
Bei den 2012 gegründeten Delines, von denen nun das dritte reguläre Studioalbum "Sea Drift" vorliegt, hat sich der Autor als Leadsänger freiwillig zurückgezogen - und ist offenkundig sehr erleichtert über den Verzicht auf die Frontmann-Rolle. Vlautin beschränkt sich hier auf sein brillantes Songwriting und einige Instrumente. Die Stimme für die traurigen, mit Bläsern und Streichern regelrecht cineastisch produzierten Country-Soul-Stücke steuert Amy Boone bei - und was für eine Stimme.
Die dunkle Wärme ihres an Dusty Springfield und Bobbie Gentry geschulten Gesangs verstärkt noch jene verzweifelte Melancholie, die auch in Vlautin-Erfolgsromanen wie "The Motel Life" oder "Lean On Pete" zu spüren ist. Beispielsweise der Albumopener "Little Earl", der für Vlautin "den Sound und das Gefühl der gesamten Platte" repräsentiert: Es geht um zwei Brüder, die an der US-Golfküste in einen missglückten Ladendiebstahl verwickelt werden. "Ich liebe Songs, die einen einfach mitten in eine Szene versetzen, und genau das haben wir hier versucht", sagt der Autor.
Die in Portland ansässigen Delines hatten 2019 mit "The Imperial" bereits ein Genre-Meisterwerk geschaffen, dessen Strahlkraft die Band nun auch auf dem Nachfolger erreicht. Die Freundschaft von Vlautin und Boone bringt in den elf neuen Liedern wieder schönste, auch textlich bemerkenswerte Blüten hervor. Und der Roman, zu dem man demnächst "Sea Drift" auflegt, ist hoffentlich schon in Arbeit.
(S E R V I C E - www.thedelines.com; www.willyvlautin.com)
Zusammenfassung
- Am besten sollte man beim Lesen ein paar dieser prachtvollen Balladen hören, die Vlautin seit 30 Jahren für seine Bands Richmond Fontaine und The Delines schreibt.
- Die in Portland ansässigen Delines hatten 2019 mit "The Imperial" bereits ein Genre-Meisterwerk geschaffen, dessen Strahlkraft die Band nun auch auf dem Nachfolger erreicht.
- Und der Roman, zu dem man demnächst "Sea Drift" auflegt, ist hoffentlich schon in Arbeit.