"Trauma"-Bewältigung: Bazant-Hegemark im Museum Angerlehner
Rund 50 Arbeiten aus 13 Jahren hat Kurator Günther Oberhollenzer in Bazant-Hegemarks Atelier ausgewählt. "Es gab einen Riesen-Pool an Arbeiten, wobei ich nicht nur aktuelle Werke ausgesucht habe, sondern quasi auch seine eigene Kunst-Geschichte mit abbilden wollte." Für den Kurator ist Bazant-Hegemark "ein Phänomen" und in der Generation der 30- bis 50-Jährigen "besonders interessant, weil er zuerst Informatiker war und erst danach zur Kunst gekommen ist". Als früherer Videospiele-Programmierer reflektiere er theoretisch wie praktisch über die Bezüge von Digitalität und Analogem und stelle in seiner Arbeit als Maler und Zeichner eine Grundfrage: "Was kann ein figuratives Bild im 21. Jahrhundert bedeuten?"
Figurativ sind alle Werke, ob es einsam wirkende Gestalten sind, die in einer teilweise surreal wirkenden, sich zu den Rändern hin immer mehr auflösenden Umgebung mit sich selbst beschäftigt scheinen, oder dicht gepackte, filmische Szenen mit Doppelungen oder Spiegelungen, in denen häufig geometrische Formen eingearbeitet sind. Eine solche Arbeit, "Kingdom" aus 2013, mit drei Affen auf einer Art Trümmerlandschaft, stammt aus der Sammlung Angerlehner selbst. Unter den rund 4.000 Arbeiten, die der Industrielle in über drei Jahrzehnten gelebter Sammelleidenschaft zusammengetragen hat ("Ich habe mich nie beraten lassen. Ich hab stets nur das gekauft, was mir gefallen hat."), zählen noch einige weitere Werke Bazant-Hegemarks. Er habe ihn noch als Student von Gunter Damisch kennengelernt, erzählt Angerlehner beim Vorab-Besuch der APA. Nun möchte er ihm eine Präsentations-Plattform bieten.
"Diese hohen und großen Räume lassen manche Bilder besonders gut zur Wirkung kommen", sagt der 1978 in Mödling geborene Künstler, der seit 2008 immer wieder auf Großformate setzt, beginnend mit "Slow Parade", die auf zwei mal drei Meter einen bärtigen jungen Mann neben einem Küchenblock sitzend zeigt. Der auf dem Bild sich schier endlos ausdehnende Fliesenboden würde in seiner Weite gut zu der 20 mal 60 Meter großen Halle im Erdgeschoß passen, an deren Stirnseite das in Nürnberg studierende Quartett Jonas Gstattenbauer, Monja Milzner, Lukas Pürmayr und Nicole Tschernenko eine riesige Gemeinschaftsarbeit präsentiert. Ein imposanter über die Halle gespannter Lastenkran mit 10 Tonnen Tragkraft, der wie eine Großskulptur in das Ambiente integriert ist, erinnert daran, dass an dem Ort des großzügigen, 2013 eröffneten schwarz-weißen Museumsbaus einst die Zentrale von Angerlehners Montage- und Industrieservice-Unternehmen FMT beheimatet war. Anders als etwa bei Karlheinz Essl war das Privatmuseum durch die spätere Insolvenz der Firma nicht betroffen.
Bazant-Hegemark sind zwei Säle im Obergeschoß gewidmet, die wie zwei Flügel zusammengehören. "breathe in ..." steht am Eingang des einen, "breathe out ..." am anderen. Entspannung nach traumatischer Erfahrung. "Ich bilde keine Gewalt ab. Für mich ist spannend: Was passiert nach dem Trauma?", sagt der Künstler. Der Ausstellungstitel 'Trauma' bilde jedoch kein Konzept ab, sondern fasse eher die Auseinandersetzung mit seinen Bildern zusammen, die häufig "einen Blick nach innen" zeigten: "Der Mensch mit sich."
Zwischen großformatiger Malerei hängen immer wieder kleine Gruppen filigraner Zeichnungen und zeigen die verschiedenen Annäherungen an das Thema. "Ich empfinde meine Arbeiten als eine Art Angebot, das man verschieden annehmen kann. Sie sollen emotional verbindlich, in der Interpretation aber offen sein", erläutert Bazant-Hegemark. "Bei Vernissagen stelle ich immer wieder fest, dass Menschen unüblich lange vor meinen Bildern stehen." Am heutigen Eröffnungstag werden sie jedenfalls mehr Zeit dafür haben als sonst üblich. Coronabedingt gibt es keinen exakten Eröffnungszeitpunkt und auch keine Reden, sondern einfach acht Stunden Begegnungsmöglichkeit mit Kunst unter dem Zusatz: "Die Künstler sind anwesend."
(S E R V I C E - "Christian Bazant-Hegemark: Trauma", "Antonia Riederer: Frei sein", "Together or Never - Kunst aus Nürnberg", Ausstellungen im Museum Angerlehner, Ascheter Str. 54, 4600 Thalheim bei Wels, Bis 29. August, Sa 14-18 Uhr, So 10-18 Uhr, Buch zur Ausstellung "Trauma": Verlag Bibliothek der Provinz, 176 Seiten, Mit Texten von Jaqueline Scheiber, Andrea Kopranovic und Günther Oberhollenzer, 30 Euro, ISBN 978-3-991-260202, https://www.museum-angerlehner.at/ )
Zusammenfassung
- Mit drei Ausstellungen hat das Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels am Sonntag seine Corona-Pause beendet.
- In den Galerieräumen gibt es die ersten museale Einzelausstellung des Wieners Christian Bazant-Hegemark: "Trauma".
- "), zählen noch einige weitere Werke Bazant-Hegemarks.
- "breathe in …" steht am Eingang des einen, "breathe out …" am anderen.
- "Bei Vernissagen stelle ich immer wieder fest, dass Menschen unüblich lange vor meinen Bildern stehen."