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Tote Hosen, Well-Brüder und Gerhard Polt starten Tour

Die Toten Hosen vor handgemalter Bergkulisse in einem Bauerntheater im tiefsten Oberbayern. Seite an Seite mit dem Kabarettisten Gerhard Polt und den Well-Brüdern - die für sich einst als Biermösl Blosn beanspruchten, die CSU in Bayern unter 50 Prozent gesungen zu haben: Erstmals seit sechs Jahren ist dieser kulturübergreifend-schräge Dreiklang wieder zu hören. An diesem Freitag stand der "Forever"-Tourneeauftakt im oberbayerischen Schliersee an.

Der Untertitel lautet: "Kulturelle Zumutung". Punkrock aus dem Rheinland, Volksmusik und Satire im bairischen Dialekt. Eine gemeinsame Tournee sei immer "ein kleiner Diamant", sagt Hosen-Frontmann Campino. Etwa ein halbes Dutzend Mal waren die Künstler seit den 80er Jahren gemeinsam auf Tour.

Es wachse nun zusammen, was zusammengehöre, sagt Campino. "Am Anfang war es ja so, dass wir mehr in einer Duellsituation waren: Lautstärke und Beton gegen Filigranität und Stubenmusik." Das Ergebnis werde nun immer homogener. "Wir sind jetzt ganz klar eine Einheit. Wir sind jetzt eine Band."

Nur sechs Mal wurde geprobt. Die Hosen, begleitet von den Well-Brüdern an Zither, Harfe und Hackbrett - dann wechseln die traditionell alpenländischen Instrumente zu den Hosen.

Polt, der manchmal Gstanzl mitsingt. Campino mit Alphorn und Trompete. Mit zwölf habe er der Mutter zuliebe Trompete gelernt, das zahle sich jetzt aus, sagt Campino (61). Manchmal treffe er den falschen Ton. Eine Trompete sei "ein Instrument, das hart bestraft". Das kann dann vermutlich der "Zumutung" zugeordnet werden.

Der ursprünglich geplante Tourtitel "Kulturelle Aneignung" habe die Gefahr von Missverständnissen mit sich gebracht, erläutern die Musiker. "Das ist ein Reizthema", sagt Michael Well. "Wir versuchen, das ein bisschen entspannter anzugehen." Anliegen sei, das Thema "ein bisschen herunterzuholen". "Der Humor geht sonst dabei verloren."

Die Frage, wann es um eine Diskreditierung kultureller Eigenarten gehe und wann um eine Hommage, sei komplexer und fordere auch den Blick auf den historischen Kontext, sagt Polt.

Campino hat sich im Zuge der Proben in einem Trachtenladen in Schliersee eine Lederhose gekauft - wie seine Band-Kollegen auch. Es werde auf der Bühne keinen kompletten Outfit-Wechsel geben, "dass wir alle in Lederhose und die Well-Brüder in Lederjacke kommen". Aber: "Es wird durchlässiger." Integrationsarbeit.

Seit fast 40 Jahren arbeiten die ungleichen Partner zusammen. Ein Grund für die "Forever"-Tour sei gewesen, dass die Well-Brüder noch mal mit dem Nightliner - dem Tourbus - fahren wollten. An Bord: Erdnüsse und Bier.

Am Anfang war Wackersdorf. Dort trafen die Hosen 1986 beim legendären Anti-WAAhnsinns-Festival erstmals auf die Well-Brüder - damals die Biermösl Blosn. Für die Rheinländer sei gleich klar gewesen: Das sind Punks mit anderen Mitteln, sagt Campino. Man tat sich zusammen.

Bald stieß auch der Well-Wahlbruder Gerhard Polt dazu. Seitdem gab es immer wieder Auftritte, Tourneen und Studioaufnahmen. Gleiche Gegner und gleicher Humor - das habe sie geeint, sagt Campino heute.

Nach dem Tournee-Start in Schliersee geht es weiter in andere deutsche Städte. Überwiegend handelt es sich erstmals um Open-Air-Veranstaltungen mit mehreren Tausend Zuschauern - in dieser Konstellation eine neue Größenordnung. Am 9. und 10. August treten sie auch in Wien im Theater im Park auf.

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  • Die Toten Hosen vor handgemalter Bergkulisse in einem Bauerntheater im tiefsten Oberbayern.
  • An diesem Freitag stand der "Forever"-Tourneeauftakt im oberbayerischen Schliersee an.