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Spannendes Thrillerdebüt: Philipp Gravenbachs "Der 8. Kreis"

"Der 8. Kreis" heißt das Buchdebüt des St. Pöltener Juristen Philipp Gravenbach. Es wird seinem Genre-Titel "Thriller" vollauf gerecht. Neben einer spannenden Handlung samt Fokus auf das persönliche Schicksal so mancher Hauptakteure sind es vor allem die involvierten "Parteien", die diese Story außergewöhnlich machen: Neben den Grauen Wölfen und russischen Söldnern sind dies Geheimdienste wie der Mossad - aber auch der in überraschend kriminellem Licht erscheinende Vatikan.

"Im Namen des Vaters und des Sohnes und der ganz profanen Gier" wird vom herausgebenden Ullstein-Verlag als Motto des Werks ausgegeben. Diese Gier ist entsprechend der Handlung vor allem eine Gier nach absoluter Macht über das Verhalten ausgewählter Menschen. Denn mittels hochmoderner Technik wird im wahrsten Sinn des Wortes im Untergrund des Vatikans (nämlich in einem geheimen unterirdischen Stockwerk) daran gearbeitet, gefangen genommene Menschen auf bestimmte Reizwörter hin mit bestimmten Verhaltensweisen reagieren zu lassen. Einer dieser Gefangenen ist der Bruder von Ishikli Caner, einer ausgebildeten Geheimagentin und Söldnerin, die bisher im Auftrag der türkischen Mafia getötet hat.

Caner ist die Heldin dieses Thrillers - eine Frau, die weiß, was sie will und dafür über Leichen geht. In Kardinal Stefano di Malatesta scheint sie einen ebenbürtigen Widersacher gefunden zu haben. Er ist verantwortlich für die Entführung ihres Bruders - mit dem Zweck, sie für seine perfiden Pläne einspannen zu können.

Der Buchtitel ist leicht erklärt: Der achte Kreis der Hölle ist in Dantes "Inferno" dem Betrug gewidmet. In Gravenbachs Buch sind nicht nur die Betrüger und die Verführer unter höchst unliebsamen Umständen untergebracht - Menschen, die andere missbrauchen und korrumpieren. Im Vatikan hat man offenbar eine sehr spezielle Lesart des berühmten mittelalterlichen Textes entwickelt - und hat keine Skrupel, diese mittels eines diabolischen Plans durchzusetzen. Die Heldin des Thrillers wird man wohl wiedersehen, denn "Der achte Kreis" ist als Teil eins einer "Ishikli-Caner-Serie" angekündigt.

"Was uns Menschen interessiert, ist Bewegung", sagt der Autor. "Weder die äußere Reise, also die Handlung, noch die innere Reise, also die Entwicklung der Protagonisten, dürfen jemals zum Stillstand kommen, weil sonst wird es langweilig." Diese Gefahr ist im actionreichen Serienauftakt nicht gegeben. Zwar baut sich die Handlung zunächst einmal gemächlich auf und man kann bei der Lektüre erst einmal die Personen im Mittelpunkt der Erzählung samt ihrer jeweiligen Zielsetzung kennenlernen. Dann kommt es aber ziemlich rasch zum großen Showdown, bei welchem man die beschriebenen wilden Verfolgungsjagden durch Rom beinahe bildlich vor sich hat (ohne dafür den neuesten "Mission Impossible"-Film gesehen haben zu müssen).

Schließlich spitzt sich die Handlung nicht nur in Sachen Gewalt und krimineller Energie zusätzlich zu, sondern auch dahingehend, dass vermeintliche Partner plötzlich gegeneinander agieren und sich vermeintliche Feinde miteinander arrangieren (müssen). Ein perfides Spiel also, in dem niemand niemandem trauen kann. Spannung bis zuletzt ist dadurch garantiert. Mit dem europäischen Geheimdienst-Setting entwirft der Autor ein Spiel- und Erzählfeld, das ihm für seine virtuose Behandlung von Figuren und Handlungsentwicklung alle Möglichkeiten und Trümpfe in die Hand gibt. Sein Erzählen ist geprägt von komplexen und vielschichtigen Figuren und einer bildhaften Sprache, die stets einen ganz eigenen Sog entwickelt.

(S E R V I C E - Philipp Gravenbach: "Der 8. Kreis", Ullstein Taschenbuch, 380 Seiten, 13,40 Euro)

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  • "Der 8. Kreis" heißt das Buchdebüt des St. Pöltener Juristen Philipp Gravenbach. Es wird seinem Genre-Titel "Thriller" vollauf gerecht. Neben einer spannenden Handlung samt Fokus auf das persönliche Schicksal so mancher Hauptakteure sind es vor allem die involvierten "Parteien", die diese Story außergewöhnlich machen: Neben den Grauen Wölfen und russischen Söldnern sind dies Geheimdienste wie der Mossad - aber auch der in überraschend kriminellem Licht erscheinende Vatikan.