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Schau im MAK zeigt Rolle von Manga bei der Identitätsfindung

01. Apr. 2025 · Lesedauer 3 min

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts nehmen Manga eine bedeutende Rolle in der zeitgenössischen Kultur Japans ein und gewinnen weltweit an Stellenwert. Das Wiener MAK spürt der Rolle dieser japanischen Comics für die weibliche Identitätsfindung aus sehr persönlicher Sicht nach: Denn die Schau "Girl meets Manga" (ab 2. April) ist auch "Manga-Biografie" einer Jugendlichen im Großraum Tokio der späten 80er- und frühen 90er-Jahre, nämlich jene der Kuratorin Mio Wakita-Elis.

Die Ausstellung zeige, wie sie "Manga konsumiert, gelebt habe und von Manga in gewisser Weise inspiriert wurde", sagte Wakita-Elis bei einem Pressetermin am Dienstag. Diese spezielle Perspektive einfließen zu lassen, sei ihr wichtig gewesen. Denn welche Rolle Manga für die Persönlichkeitsentwicklung und für die Identitätsfindung einer Jugendlichen hat, sei bisher nie veranschaulicht worden.

Trotz eines Gefühls von Freiheit und grenzenloser Möglichkeiten im Tokio dieser Zeit - und eines stark gewordenen postfeministischen Diskurses - standen Mädchen oft im Spannungsfeld traditioneller Geschlechterrollen. "Von jungen Frauen wurde erwartet, niedlich und nicht aufsässig zu sein. Damit hatte ich ein Problem", erzählte die Kuratorin. Manga-Figuren zeigten ihr Alternativen auf: "So konnte ich mich in unterschiedliche Persönlichkeitsmodelle hineinversetzen."

"Girl meets Manga" setzt sich aber auch kritisch mit dem Medium auseinander, etwa dem damals vorherrschenden, sehr idealisierten Körper- und oft sexualisierten Frauenbild. "Mittlerweile ist die Manga-Welt sehr divers geworden", betonte Wakita-Elis.

Die Präsentation beginnt mit einem Blick anhand eines großformatigen Fotos in ein Kinderzimmer. In einem solchen, wenn auch nicht in diesem, musste Wakita-Elis die begehrten Hefte und Taschenbuchausgaben heimlich unter der Decke konsumieren. "Denn ich hatte Manga-Verbot", schilderte sie. Ihren eigenen Kindern, zehn und 14 Jahre alt, hat die Kuratorin übrigens Manga lange vorenthalten: "Man muss sie nicht unbedingt schon mit fünf Jahren lesen."

Manga und Feminismus

In einem Schaukasten platzierte Alltagsobjekte sollen die damalige Stimmung und die gesellschaftlichen Diskurse greifbar machen. In weiterer Folge werden unterschiedliche Manga vorgestellt - etwa "Die Rosen von Versailles" von Ikeda Riyoko - und die Verbindung zwischen Manga und Themen wie Feminismus, Konsum und Globalisierung illustriert. Weiters wird u.a. Einblick in die Jugendkultur dieser Zeit gewährt und das Augenmerk auf Cosplay und Fanevents gerichtet.

Neben klassischen Texttafeln führen persönliche Kommentare durch die "gelebte Geschichte eines Teenagermädchens mit Manga", die kulturhistorische Erklärung wird damit um eine persönliche Ebene ergänzt. Darüber hinaus ertönen zu jedem Themenabschnitt Geräusche von Tokios Straßen und Musik aus Wakita-Elis Kindheit.

Brückenschlag ins Heute

Am Ende findet ein "akustischer Brückenschlag ins Heute" statt, so MAK-Generaldirektorin Lilli Hollein. In Audiobeiträgen berichten Wienerinnen, wie Manga der Gegenwart ihre Biografie prägen. Und um nicht nur Theorie geboten zu bekommen, liegen Manga zur Einsicht auf.

(S E R V I C E - "Girl meets Manga - Eine Manga-Biografie aus Tokio (1985-1992)" im MAK Kunstblättersaal, Stubenring 5, 1010 Wien von 2. April bis 17. August, Di 10-21 Uhr, Mi bis So 10-18 Uhr; www.mak.at)

Zusammenfassung
  • Manga spielen eine zentrale Rolle in der Ausstellung 'Girl meets Manga' im Wiener MAK, die vom 2. April bis 17. August läuft. Sie beleuchtet die persönliche Erfahrung der Kuratorin Mio Wakita-Elis mit Manga in den 80er- und 90er-Jahren.
  • Die Schau thematisiert, wie Manga alternative Persönlichkeitsmodelle zu traditionellen Geschlechterrollen boten und setzt sich kritisch mit idealisierten Frauenbildern auseinander.
  • Besucher erleben eine persönliche Atmosphäre durch Alltagsobjekte und Geräusche aus Tokio, und am Ende berichten Wienerinnen, wie Manga ihre Biografie prägen.