APA/APA/Rupertinum/Rainer Iglar

Ruth Walz im Salzburger Rupertinum

Es sind nicht immer die besten Inszenierungen, die zu den schönsten Theaterfotos führen. Das ist eine der Erfahrungen, die die deutsche Theaterfotografin Ruth Walz in ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit vielen Bühnen und Künstlern gemacht hat. "Manchmal sind die Fotos bei schlechten Stücken besonders schön", sagte sie am Donnerstag anlässlich des Presserundgangs durch die neue Ausstellung "Vorhang auf! Theaterfotografie von Ruth Walz" im Salzburger Rupertinum.

Es ist ein Spaziergang durch Sternstunden-Momente, die Walz mit ihrer Kamera festgehalten hat – bei umjubelten und auch bei weniger gefeierten Inszenierungen. Der Schwerpunkt der Arbeiten sind Bilder, die bei den Salzburger Festspielen entstanden sind. Walz begleitet das Salzburger Festival seit langem als Theaterfotografin. Gegenüberstellungen von unterschiedlichen Inszenierungen seien der rote Faden, der sich durch das Konzept der Schau ziehe, erläuterte Kuratorin Kerstin Stremmel. Diese Gegenüberstellungen erzählen auch von geänderten Perspektiven und prägenden Handschriften der Theatergeschichte.

Da sind die Schwarz-Weiß-Bilder der "Salome"- Inszenierung von Luc Bondy im Jahr 1992 zu sehen, wo sich Catherine Malfitano dem Schleiertanz hingibt. Ganz anders Asmik Grigorian, die 2018 in der Inszenierung von Romeo Castellucci in der gleichen Szene in sich zusammengekauert den Tanz nur imaginiert. Szenen aus Alban Bergs "Wozzeck" in der Inszenierung von Peter Stein im Jahr 1997 stehen Bildern der gleichen Szenen von William Kentridges Version aus 2017 gegenüber – ganz anders und doch irgendwie ähnlich. "Es war der x-te 'Wozzeck' für mich, aber er war eine Offenbarung", sagt Walz über die Arbeit von Kentridge. Nicht immer war sie von den Produktionen so berührt, ihre Bilder von vor oder hinter der Bühne aber berühren immer.

Ein Raum der Ausstellung ist unter dem Titel "Für Bruno Ganz, wen sonst?" dem Ausnahmeschauspieler gewidmet, der 1972 in Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" sein Festspieldebüt gab. Walz war die Lebensgefährtin des 2019 verstorbenen Künstlers, dieser sehr persönliche Blick auf den Menschen Ganz schwingt in jedem der Fotos – egal ob Schwarz-Weiß oder in Farbe – mit. Ihre Porträts sind Nahaufnahmen von Künstlern, aber vor allem von Menschen und füllen einen ganzen Raum: Peter Sellars, Peter Handke, Edith Clever, Achim Freyer, Jeanne Moreau, Jutta Lampe, Angela Winkler, Hans Michael Rehberg, Peter Simonischek oder George Tabori. Berührend auch eine Serie an Schwarz-Weiß-Bildern der kürzlich verstorbenen Jessye Norman, die in "Erwartung" bei den Festspielen entstanden ist.

Ebenfalls in die Vergangenheit entführt eine zweite Ausstellung, die am Freitag eröffnet wird: "Das Rupertinum und seine Geschichten. 40 Jahre – viele Stimmen". Bei einem Open Call wurden Anfang des Jahres Menschen gebeten, ihre Geschichten vom und mit dem 1983 gegründeten Museum zu erzählen, das zum Museum der Moderne Salzburg gehört. Da sind beispielsweise die Zungenbärte von Friedensreich Hundertwasser, die im Salzburg der 1980er-Jahre für einen kleinen Kulturskandal sorgten. Die Fassadengestaltung mit unregelmäßigen Spiegelfliesen und einem aus einem Fenster herauswachsenden Baum war vielen ein Dorn im Auge. Das Buch, das damals am Eingangstor angebracht wurde, um die Meinung zum Kunstwerk kundzutun, ist in der Ausstellung zu sehen. Es gibt Einblicke in die Restitution von Klimts Gemälde "Litzlberg am Attersee", in die Entstehung der Sammlungen, in die Baugeschichte – und eine Foto-Schnitzeljagd, bei der die einstigen Raumansichten von den Besuchern im heutigen Erscheinungsbild gesucht werden sollen. Das Mitmachprojekt "Kunst im Quadrat" erinnert an das Rupertinum als Vorreiter bei der Kunstvermittlung. Ines Höllwarth war 1983 die erste an einem österreichischen Museum angestellte Kunstvermittlerin.

(S E R V I C E: "Vorhang auf! Theaterfotografie von Ruth Walz" und "Das Rupertinum und seine Geschichten. 40 Jahre – viele Stimmen" vom 23. Juni bis 12. November 2023, Museum der Moderne – Rupertinum, Wiener-Philharmoniker-Gasse 9, 5020 Salzburg. www.museumdermoderne.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Es sind nicht immer die besten Inszenierungen, die zu den schönsten Theaterfotos führen.
  • Das ist eine der Erfahrungen, die die deutsche Theaterfotografin Ruth Walz in ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit vielen Bühnen und Künstlern gemacht hat.
  • Der Schwerpunkt der Arbeiten sind Bilder, die bei den Salzburger Festspielen entstanden sind.
  • Das Mitmachprojekt "Kunst im Quadrat" erinnert an das Rupertinum als Vorreiter bei der Kunstvermittlung.