Regisseur Ruggia schuldig des sexuellen Missbrauchs
Haenel hatte dem Filmemacher vorgeworfen, sie als Minderjährige wiederholt missbraucht zu haben. Die Schauspielerin hatte diese Vorwürfe, die der Regisseur zurückwies, 2019 öffentlich gemacht und war damit zu einer Vorreiterin der MeToo-Bewegung in Frankreich geworden.
Ruggia hatte Haenel für einen Film gecastet, als diese elf Jahre alt war. Die Dreharbeiten fanden ein Jahr später statt. Der Film zeigt mehrere Sexszenen zwischen Haenel und einem Burschen. Die Schauspielerin erklärte später, sie habe sich dabei "sehr unwohl" gefühlt. Mehrere am Filmset Beteiligte sagten später aus, der Regisseur habe dem Mädchen bei den Dreharbeiten häufig die Hand auf den Oberschenkel gelegt und es aufgefordert, sich auf seinen Schoß zu setzen.
In den folgenden drei Jahren verbrachte Haenel zahlreiche Samstagnachmittage bei dem Filmemacher. Nach Schilderung der Schauspielerin drängte Ruggia sich ihr regelmäßig auf, küsste sie in den Nacken und begrapschte sie. Ruggia sagte aus, Haenel habe ihn durch "Posen" gereizt. Ihre Vorwürfe seien ein "Racheakt", weil er ihr keine weiteren Rollen mehr gegeben habe. Die Staatsanwaltschaft nannte als schwerwiegende Umstände die Tatsache, dass Ruggia sich Haenel gegenüber in einer Machtposition befand.
Haenel protestierte bei Polanski-Auszeichnung
Haenel hatte 2020 Aufsehen erregt, als der mit Missbrauchsvorwürfen konfrontierte Regisseur Roman Polanski einen Filmpreis erhielt und sie mit dem Ruf "Eine Schande!" die Veranstaltung verließ. Die Schauspielerin war mit Filmen wie "Die unerschütterliche Liebe der Suzanne" und "Porträt einer jungen Frau in Flammen" bekannt geworden. Sie wurde zwei Mal mit dem französischen Filmpreis César ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren hat sie sich aus dem Filmgeschäft zurückgezogen.
Zusammenfassung
- Der französische Regisseur Christophe Ruggia wurde wegen sexuellen Missbrauchs der Schauspielerin Adele Haenel zu vier Jahren Haft verurteilt, von denen zwei Jahre auf Bewährung ausgesetzt sind.
- Ruggia muss 15.000 Euro an Haenel zahlen, die 2019 die Vorwürfe öffentlich machte und damit die MeToo-Bewegung in Frankreich prägte.
- Haenel, die sich aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hat, hatte 2020 bei einer Preisverleihung gegen den Regisseur Roman Polanski protestiert.