Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa gestorben
Die Regierung Perus ordnete laut Medienberichten für den heutigen Montag Staatstrauer an und ließ die Flaggen des südamerikanischen Landes auf halbmast setzen. "Sein intellektuelles Genie und sein umfangreiches Werk werden künftigen Generationen als bleibendes Vermächtnis erhalten bleiben", schrieb Präsidentin Dina Boluarte auf X.
In einer Stellungnahme der Familie hieß es: "Sein Tod wird seine Verwandten, seine Freunde und seine Leser auf der ganzen Welt traurig stimmen, aber wir hoffen, dass sie wie wir Trost in der Tatsache finden, dass er ein langes, abwechslungsreiches und produktives Leben hatte, und ein Werk hinterlässt, das ihn überdauern wird."
Eine öffentliche Beisetzung werde es nicht geben, ergänzte die Familie und bat zugleich darum, ihre Privatsphäre zu respektieren. Die Zeremonie solle im Kreise von Angehörigen und engen Freunden stattfinden. Seinem letzten Willen entsprechend würden die Überreste des Autors eingeäschert.
2010 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet
Vargas Llosa war einer der wichtigsten lateinamerikanischen Schriftsteller seiner Zeit. Der Autor von "Die Stadt und die Hunde", "Tante Julia und der Kunstschreiber" und "Das Fest des Ziegenbocks" wurde 2010 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Bekannt wurde Vargas Llosa für gesellschaftskritische Romane, die oft politische Missstände in seinem Heimatland behandelten. Er griff aber auch andere Themen auf, einige seiner Werke waren autobiografisch geprägt.
Der streitbare Liberale bewarb sich 1990 in seinem Heimatland Peru als Präsidentschaftskandidat, unterlag allerdings dem späteren autoritären Machthaber Alberto Fujimori. Vargas Llosa besaß auch die spanische Staatsbürgerschaft und lebte lange in Spanien.
Als Liberaler war er in Lateinamerika lange ein Außenseiter
Der überzeugte Liberale verbreitete seine politischen Ansichten vor allem in Kolumnen und Essays. Mit seinen radikalen Positionen wurde er in der linken lateinamerikanischen Intellektuellenzunft zum Außenseiter.
Im hohen Alter machte er noch einmal mit seinem Privatleben Schlagzeilen: Kurz vor seinem 80. Geburtstag trennte er sich nach 50 Jahren von seiner Ehefrau Patricia Llosa, der Mutter dreier gemeinsamer Kinder, und zog mit Isabel Preysler zusammen. Vor über zwei Jahren trennte er sich allerdings wieder von der schillernden Society-Königin, Ex-Frau des Sängers Julio Iglesias und Mutter von Enrique Iglesias.
Geschrieben hat er bis zuletzt. Im vergangenen Jahr veröffentlichte Vargas Llosa mit "Die große Versuchung" seinen letzten Roman. In der Widmung hieß es: "Für Patricia". Zuletzt wurde er immer wieder mit Patricia Llosa, seiner langjährigen Ehefrau, gesehen.
Trauer in Kultur und Politik
Der peruanische Schriftsteller Alfredo Bryce Echenique ("Eine Welt für Julius") würdigte seinen Landsmann. "Niemand hat uns in der Welt so vertreten wie Mario", sagte der 86-Jährige dem Sender RPP. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez bezeichnete Vargas Llosa als "universellen Meister des Wortes". "Ich danke ihm als Leser für ein immenses Werk, für so viele Bücher, die ein Schlüssel zum Verständnis unserer Zeit sind", sagte er.
Die Stiftung des kolumbianischen Nobelpreisträgers Gabriel García Márquez (1927-2014) nannte Vargas Llosa auf X "einen Meister der spanischsprachigen Erzählkunst und eine Schlüsselfigur der lateinamerikanischen Literatur" und postete ein Bild beider Schriftsteller aus jüngeren Jahren. Die zwei einst befreundeten Autoren hatten sich - auch angesichts ihrer gegensätzlichen politischen Standpunkte - im Laufe der Jahre zerstritten.
Montagabend wiederholt Ö1 in memoriam Vargas Llosa ab 21.00 Uhr ein "Im Gespräch" aus dem Jahr 2011. Unter dem Titel "Das Lesen verwandelt Traum in Leben und Leben in Traum" sprach Michael Kerbler mit dem Autor über dessen literarisches Schaffen, die Rolle des Schriftstellers in der Gesellschaft und über die damalige politische Situation in Llosas neuer Heimat Spanien.
Zusammenfassung
- Der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa ist im Alter von 89 Jahren in Lima verstorben. Die peruanische Regierung hat Staatstrauer angeordnet und die Flaggen auf halbmast gesetzt.
- Bekannt für seine gesellschaftskritischen Romane, erhielt Vargas Llosa 2010 den Literaturnobelpreis. Er war auch politisch aktiv und kandidierte 1990 in Peru für das Präsidentenamt.
- Sein letztes Werk, "Die große Versuchung", wurde im vergangenen Jahr veröffentlicht. Die Familie plant keine öffentliche Beisetzung und bittet um Respektierung ihrer Privatsphäre.