Pratermuseum lockt mit Wimmelbild zu Watschenmann und Co.
Auf dem Panoramagemälde von Olaf Osten erblickt man auf 100 Quadratmetern historische Gebäude wie die Rotunde, klassische Attraktionen wie Hochschau- und Geisterbahn sowie Persönlichkeiten - von Kaiser Franz Jospeh bis zum ehemaligen Bürgermeister Michael Häupl, Bundespräsident Alexander Van der Bellen flaniert mit Hund, während nicht weiter weg Conchita Wurst und Kurt Ostbahn konzertieren und Buffalo Bill, einst in Wien gastierend, hoch im Sattel sitzt. Die bunte Geschichte des Praters lässt sich in den drei darüberliegenden Stockwerken erkunden - hier dann mit Eintrittsgeld.
Viele Objekte aus dem alten, beim Planetarium untergebrachten Museum haben ein neues Zuhause gefunden. "Etwa die Fortuna", erzählte Kurator Werner Schwarz am Mittwoch im APA-Gespräch. Die vier Meter hohe Ringelspielfigur "wird sich drehen, ist neu eingekleidet und man sieht die Innenkonstruktion". Dazu kommen neue Gaben von Praterbetrieben, wie Kuratorin Susanne Winkler ergänzte. Man wolle "nicht nur zeigen, sondern nach Themen geordnet erzählen". Auch kritische Fragen werden abgehandelt, etwa im Zusammenhang mit dem Prater in der NS-Zeit oder den einst menschenunwürdigen Zurschaustellungen und Tierhetzen.
Letztendlich ist der Rundgang hauptsächlich vergnüglich: Da fletscht u.a. der starke Mann (aus Plastik) die Zähne, an dem man einst seine Kräfte messen konnte, ein Plakat kündigt "Das größte Schwein der Welt: Jakob Hans" an, ein lebensgroßer Bär aus Stoff aus einer Praterschießbude um 1980 hebt die Pranken neben einem historischen Foto von einem Dompteur, der um 1930 mit einem (echten) Braunbären das Publikum zum Staunen brachte. An der Wand hängt ein altes Go-Kart, ein Automat vermittelt Ehen und diverse aus der Zeit gefallene Dioramen lassen schmunzeln. Zum Verweilen laden eine Literatur- und eine Musikstation ein. In einem "Kino" läuft ein 20-minütiger Film über den Prater.
Die Schau, die einen eigenen Pratermuseumsplatz als eine Adresse bekommt, ist in einem Holzhaus untergebracht, "nur die Feuermauern sind aus Beton", so Walllraff, der auf die Nachhaltigkeit hinwies. Durch besondere Wand- und Deckenelemente mit Heiz- und Kühlrohren könnten 25 Prozent Energie eingespart werden. Der Architekt verwies außerdem auf einen Balkon im obersten Geschoß: "Beim Betreten blickt man auf die Umgebung, damit wird das Umfeld in die Ausstellung geholt."
Drei bis fünf Millionen Leute besuchen jährlich den Prater. Man hofft, nicht zuletzt durch den kostenfreien Durchgang mit Wimmelbild zahlreiche von ihnen auf die Geschichte des Vergnügungsparks neugierig zu machen. Dieser unterste Raum bekommt übrigens eine kleine Bühne und Leinwand und könnte künftig auch für Auftritte und Stummfilmvorführungen dienen, sagte Winkler.
Zusammenfassung
- Das neue Pratermuseum in Wien, das am 15. März öffnet, präsentiert auf 400 Objekten, darunter 100 digital, die vielseitige Geschichte des Vergnügungsparks.
- Ein 100 Quadratmeter großes Wimmelbild und eine energieeffiziente Bauweise mit 25 Prozent Energieeinsparung durch innovative Wand- und Deckenelemente sind Highlights des Museums.
- Mit dem Ziel, die drei bis fünf Millionen jährlichen Besucher des Praters für die Geschichte zu interessieren, bietet das Museum neben vergnüglichen auch kritische Einblicke in die Vergangenheit des Areals.