Wie sehr hat Taylor Swift ihre Fans politisiert?
Noch bevor die Konzerte von Taylor Swift in Wien wegen Terror-Gefahr abgesagt wurden, trafen sich im Wiener Prater Dutzende Fans. Auch PULS 24 war vor Ort, um mit ihnen über den politischen Einfluss ihres Idols zu sprechen.
Wenn Taylor Swift sich äußert, schlägt das Wellen. Als sie nach zwei Wochen Schweigen zur Absage ihrer Wien-Konzerte sich endlich meldete, ging ihr Instagram-Post um die Welt. Davor gab es teils Kritik, weil sich Swift so lange Zeit ließ, um auf die plötzlich abgesagten Konzerte zu reagieren.
Dabei schweigt die Sängerin öfter, vor allem, wenn es um Politik geht. Sie rief zwar zum Wählengehen auf und sprach sich im Sommer 2022 für das Recht auf Abtreibungen aus, doch eine offizielle Wahlempfehlung für die US-Wahl im Herbst gab es noch nicht.
https://twitter.com/taylorswift13/status/1540382753677627393?lang=de
Angst vor Drohungen?
Die einen sehen darin, eine verpasste Chance zu mobilisieren, die anderen fordern hingegen, dass Swift zu politischen Themen schweigt; sie sei dafür nicht qualifiziert.
"Ich kann es total verstehen, wenn sie es nicht macht", meint etwa Petra (30) zu Swifts teils spärlichen Engagement. Schon jetzt habe die Sängerin "viele Stalker" und bekomme "Morddrohungen", dass sie sich zu heiklen Themen nur vorsichtig äußere, sei daher wenig überraschend.
PULS 24 trifft die Deutsche gemeinsam mit Dutzenden anderen Swifties im Wiener Prater.
Bei drückender Hitze haben die Fans unter den großen Bäumen ihre Picknick-Decken aufgeschlagen. Taylor-Swift-Songs tönt aus den Lautsprechern, überall werden bunte Freundschaftsbänder getauscht. Picknicktische wurden kurzerhand zu Bastel-Stationen umfunktioniert.
Video: Taylor Swift bricht ihr Schweigen
Swifties aus aller Welt im Prater
Hier ahnt noch keiner, dass die Konzerte nur wenige Stunden später abgesagt werden – konkrete Anschlagspläne auf die Shows sind der Grund.
Die Stimmung im Prater ist einladend, alle kommen miteinander ins Gespräch. Es tummeln sich mit wenigen Ausnahmen primär junge Frauen auf der Wiese, sie machen den Großteil der Fans der Sängerin aus. Ihnen wird oft vorgeworfen – vorwiegend von Männern –, dass sie hysterisch oder gar ein "Kult" seien.
Davon ist im Prater keine Spur. Dass sie ihrem Idol auch nicht blind folgen, wird schnell klar, wenn es um Swifts politisches Wirken geht.
Sollte Swift sich mehr engagieren? "Wäre gut"
Positiv sehen sie, dass Swift zum Wählen aufruft. "Jeder sollte die Möglichkeit haben, zu wählen. Ich denke, dass es besonders für Frauen eine große Errungenschaft ist", betont etwa Arline (25) aus Costa Rica.
"Es ist unser Recht, wählen zu gehen, und wir sollten dieses Recht immer wahrnehmen und es nutzen", bekräftigt auch Joshua (22) aus den USA. Er ist mit einem ganzen Handgepäckskoffer voller Perlen für Freundschaftsbänder angereist, die er nun zur Verfügung stellt, damit fleißig gebastelt werden kann.
Zu den Bastlerinnen gehören auch Denise (52) und ihr Sohn Troy (10). Sie ist ebenfalls aus den USA, wohnt aber in Wien. Swift "könnte auf jeden Fall" mehr politisch tun, ist sie sich sicher. Ob sie es auch sollte? "Wäre gut", sagt sie.
"Kamala is a relaxing thought"
Aber auch ohne Anleitung der Sängerin bleiben ihre Fans nicht untätig. Sie gründeten im Juli die Organisation "Swifties4Kamala", um die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zu unterstützen. Denn "Kamala is a relaxing thought" ("Kamala ist ein entspannender Gedanke"), zitiert Denise eine adaptierte Zeile aus Swifts Lied "Karma".
Die Swifties wollen auf jeden Fall wählen gehen – und das in ihren jeweiligen Ländern. Sabine (25) aus Oberösterreich hat etwa schon die Wahlkarte für die Nationalratswahl Ende September beantragt. Auch die US-amerikanischen Fans sind bereits registriert, jene aus Costa Rica pochen ebenfalls darauf, wählen zu gehen.
Politisch sicher
In den Gesprächen wird deutlich, dass die Fans weitaus mehr als nur textsicher sind. Sie kennen sich auch politisch aus und können ihre Überzeugungen klar vermitteln. Das tun sie eindeutig auch unabhängig von ihrem Idol. Doch Swift rege die Leute dazu an, "sich selber mit Politik auseinanderzusetzen" und darüber nachzudenken, welche Werte einem wichtig seien, fasst Petra zusammen.
Dass Zusammenhalt einer der Werte ist, wird in den Tagen darauf deutlich: Hunderte Fans kommen in der Wiener Innenstadt zusammen, um gemeinsam zu singen, und um die verpasste Konzert-Chance zu trauern. Die Stimmung ist gedrückter als im Prater - aber nicht weniger einladend.
Video: Swifties singen am Stephansplatz
Zusammenfassung
- Regelmäßig wird Taylor Swift nachgesagt, dass sie politisch sei und vor allem ihre Fans mobilisieren würde.
- Aber wie politisch sind die Swifties wirklich?
- Und wie schätzen sie den Einfluss der Sängerin ein?
- Vor den abgesagten Wien-Konzerten war PULS 24 bei einem Fan-Picknick und hat nachgefragt.