Tod, Flucht, Inflation: Sechs Monate Krieg in Zahlen
Seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine am 24. Februar sind nach Angaben der Vereinten Nationen offiziell mindestens 5.587 Zivilisten als getötet und 7.890 weitere als verletzt registriert worden. Die tatsächlichen Zahlen dürften jedoch weitaus höher liegen. Die meisten Opfer sind demnach auf Detonationen zurückzuführen, verursacht durch Artillerie- und Raketenbeschuss sowie Luftangriffe. Darüber spricht das ukrainische Militär von fast 9.000 gefallenen Soldaten.
Russland hat bisher keine Angaben dazu gemacht, wie viele seiner Soldaten ums Leben kamen. Beim US-Geheimdienst geht man davon aus, dass bisher ungefähr 15.000 russische Soldaten getötet und dreimal so viele verwundet wurden.
14.000 Tote
In dem im Osten der Ukraine bereits seit 2014 tobenden Konflikt zwischen ukrainischen Streitkräften und pro-russischen Separatisten sind nach UNO-Angaben bis Ende 2021 etwa 14.000 Menschen umgekommen, darunter 3.106 Zivilisten.
Flucht und Vertreibung
Seit dem 24. Februar hat ein Drittel der 41 Millionen Einwohner der Ukraine Häuser und Wohnungen verlassen, um sich vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen. Mehr als 6,6 Millionen Flüchtlinge sind gegenwärtig nach UNO-Erkenntnissen über Europa verteilt. Die meisten von ihnen sind in Polen, Russland und Deutschland.
Kontrollverlust der Ukraine
Seit der russischen Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014 hat die Ukraine nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters die Kontrolle über rund 22 Prozent ihres Staatsgebiets an Russland verloren. Einige Städte liegen nach russischem Beschuss nur noch in Trümmern. Die ukrainische Wirtschaft wird nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank 2022 um 45 Prozent einbrechen. Der Wiederaufbau wird nach Angaben der ukrainischen Regierung etwa 750 Milliarden Dollar kosten, es könnte aber auch teurer werden. Es ist unklar, wie viel die Ukraine bisher für die Kriegsführung ausgegeben hat.
PULS 24-Militärexperte Gerald Karner analysiert den aktuellen Stand des Ukraine-Kriegs, wo im Osten derzeit Artilleriegeschosse herrschen und im Süden des Landes eine Rückeroberungsoffensive stattfindet.
Auch Russland zahlt Preis
Der Preis des Krieges ist auch für Russland hoch. Genaue Zahlen dazu unterliegen in dem Land jedoch der Geheimhaltung. Neben den reinen Militärausgaben dürften auch die Sanktionen des Westens ins Gewicht fallen. Die russische Wirtschaft hat den größten Schock seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 erlitten. Das genaue Ausmaß ist jedoch nicht klar.
Die russische Zentralbank geht gegenwärtig davon aus, dass die 1,8 Billionen Dollar schwere Wirtschaft dieses Jahr um vier bis sechs Prozent schrumpfen wird, im April hatte sie noch ein Minus von acht bis zehn Prozent prognostiziert. Ende Juni geriet Russland erstmals seit der bolschewistischen Revolution 1917 mit der Zahlung für seine ausländischen Staatsanleihen in Verzug.
Weltweite Inflation
Die Invasion und die westlichen Sanktionen gegen Russland führten weltweit zu einem steilen Anstieg der Preise für Düngemittel, Weizen, Metalle und Energie. Die Folgen sind eine Lebensmittelkrise und eine Inflationswelle, die die ganze Weltwirtschaft spürt. Russland ist nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölexporteur der Welt und der weltweit größte Exporteur von Erdgas, Weizen, Stickstoffdünger und Palladium. Vor dem Hintergrund des rasant ansteigenden Gaspreises veruschen viele Staaten, darunter Österreich, ihre Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu reduzieren.
Krieg in der Ukraine: Hunger weltweit
Weltkonjunktur
Der IWF befürchtet daher auch schwere Schäden in der Weltwirtschaft: Er erwartet, dass sich das Wachstum in diesem Jahr auf 3,2 Prozent verlangsamen wird nach 6,1 Prozent im vergangenen Jahr.
Umfassende Waffenlieferungen
Die USA haben der Ukraine seit dem 24. Februar sogenannte Sicherheitshilfe im Volumen von rund 9,1 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Dazu zählen Lieferungen von Stinger-Flugabwehrsystemen, Javelin-Panzerabwehrwaffen, Haubitzen und Schutzausrüstung. Großbritannien leistet Militärhilfe im Umfang von 2,3 Milliarden Pfund, die Europäische Union hat sich auf 2,5 Milliarden Euro schwere Sicherheitshilfen verständigt.
Zusammenfassung
- An diesem Mittwoch, dem 24. August, ist der Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf den Tag genau sechs Monate her - mit schweren Folgen für beide Seiten und die Welt.
- Täglich steigt die Zahl der Toten und der Geflüchteten. Doch auch die wirtschaftlichen Schäden sind enorm.