Peter Schilling - ein neuer "Major Tom" und der Klimawandel
Schilling lässt "Major Tom" in gänzlich andere Sphären aufsteigen, fernab der partytauglichen Version zum Mitsingen oder -grölen. Der 67-jährige Münchner hat für die Neueinspielung des Hits ein Orchester versammelt. Hier bekommt das Lied des über der Erde schwebenden Raumfahrers etwas Filmisches und teilweise auch Entrücktes, ohne Gesang, dafür mit Bläsern, Streichern und dröhnenden Pauken.
"Ich habe eine kreative Wut gekriegt", beschreibt Schilling der Deutschen Presse-Agentur den Schaffensprozess. "Für das neue Album wusste ich: Das normale Songwriting reicht nicht mehr. Ich muss mich weiterentwickeln." Eine Riesenanstrengung sei das gewesen. "Ich habe mich als Sänger neu entdeckt, ich wollte im Hier und Jetzt sein und mich ein Stück weit neu erfinden, ohne den alten Peter Schilling zu verleugnen. Einfach diese Gratwanderung zu gehen, das hat mich sehr viel Mut gekostet."
Das Album enthält remasterte Versionen alter Lieder, darunter viele Hits auf Deutsch und Englisch. Sie bieten Schillings zeitlos-gewohnten rhythmisch-eingängigen Elektro-Pop-Sound, zum Teil auch mit Chören arrangiert. Zudem gibt es auf Deutsch und Englisch je vier neue Songs, die sich angesichts der Themen auch an die jüngere Generation richten (die im Übrigen auch gerne zu "Major Tom" feiert). In "Alles bleibt" singt Schilling über das ewige Gedächtnis des Internets und das unbedachte Teilen peinlicher Fotos und Videos: "Kein Upload geht je verloren, alles bleibt".
Sein Hauptanliegen ist jedoch der Klimawandel. "Wir haben es selbst in unseren Händen, ist dies hier der Anfang, oder wird der Weg hier enden", singt er in "Weiße Fahnen". Das "Blablabla" werde nichts ändern. Ähnlich in "Rubikon". "Sind wir schon über den Rubikon oder gibt es den Weg zurück", sinniert Schilling über das Schicksal der Erde und stellt klar: "Der kleine blaue Punkt im All ist es wert, noch viel mehr um ihn zu kämpfen".
Dabei hat der gebürtige Stuttgarter den Klimaschutz nicht gerade erst entdeckt. "Die Wüste lebt" von 1983, neu eingespielt auf dem Album, hört sich 40 Jahre später immer noch brandaktuell an. "Nach vielen Tausend Jahren hat die Erde nun den Menschen satt. Sie gibt die Atmosphäre auf und schaltet die Computer aus", sang er damals. Und: "Die Luft wird immer dünner, die Hitze immer schlimmer. Jeder gibt dem andern schuld, gibt dem andern schuld."
Man könnte frustriert sein, ist die Lage heute doch ernster als je zuvor. Nicht so Schilling. "Meine Sicht der Dinge war in den 1980er-Jahren pessimistischer als heute", betont er. Heute blicke er "vorsichtigst positiv" in die Zukunft, weil er Lösungsansätze sehe. Viel schlimmer sei der Krieg. "Die Idiotie, sich die Köpfe einzuhauen, das macht mir eigentlich am meisten Angst. Die physikalischen Probleme, die kriegen wir in den Griff, aber dieser Kriegsirrsinn, der macht mich traurig."
Und um noch etwas sorgt er sich - um sein Metier als Verfasser von Songtexten: Das Fortschreiten der künstlichen Intelligenz. "Da habe ich 1982 schon geschrieben, dass Musik irgendwann von künstlicher Intelligenz komponiert und getextet wird." Inzwischen sei es soweit. "Es gibt die ersten Portale, wo per künstlicher Intelligenz Texte geschrieben werden."
Doch noch ist Schilling Komponist, Texteschreiber, Interpret, Arrangeur und Produzent in einem. Seine neue Liebe gilt dem Spanischen, das ihm ans Herz wuchs, als er für seine vielen Fans in Südamerika "Mayor Tom" aufnahm. "Meine Songs auf Spanisch zu singen, das war ein Traum, diese Weichheit der Sprache", schwärmt er. "Wie ich das auf Deutsch hingekriegt habe, wundert mich."
(S E R V I C E - www.peterschilling.com)
Zusammenfassung
- Vor etwas mehr als 40 Jahren, im November 1982, brachte der Peter Schilling das Lied "Major Tom" heraus.
- Grund für den Sänger, ein neues Album herauszubringen.
- "Major Tom" ist natürlich ganz vorne mit dabei, in verschiedenen Versionen sowie auf Deutsch, Englisch und - erstmals - auch auf Spanisch.
- Schilling lässt "Major Tom" in gänzlich andere Sphären aufsteigen, fernab der partytauglichen Version zum Mitsingen oder -grölen.