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"Parallel Editions" im Funkhaus: Zahnstocher und Gurkerl

Ein Spiegelei zum Aufhängen, Miniaturdrucke von Butterbroten, Buchstaben aus Gurkerl: Man könnte meinen, das Wiener Funkhaus ist zum Kunstshop mit Kulinarikschwerpunkt mutiert. Tatsächlich hat in der Ex-Heimstätte von Ö1 und FM4 die "Parallel Editions" ihre Zelte aufgeschlagen. Bis 15. Dezember werden auf zwei Geschoßen nur Editionen statt Unikate angeboten. Die Auswahl reicht von Druck über Fotografie bis zu skulpturalen Objekten - eben auch mit Essensbezug.

Die "Parallel Editions" ist ein Ableger der "Parallel Vienna", die erst im September am Otto-Wagner-Spital über die Bühne ging. "Das hier ist der kleine Bruder. Das Besondere an dieser Messe ist, dass wir nur Editionen haben. Manche haben zwar Unikatscharakter, aber wir sind eigentlich sehr streng", erklärte Stefan Bidner, künstlerischer Leiter, am Donnerstag kurz vor der Eröffnung im APA-Gespräch.

36 Aussteller mit rund 300 Künstlerinnen und Künstlern nehmen an der inzwischen vierten Auflage teil - "die Hälfte davon sind Galerien, die andere kommt aus dem Off-Bereich", so Bidner. Anders als bisher im Frühjahr hat man sich nun entschieden, die "Editions" in der Adventzeit zu veranstalten. "Vielleicht haben die Leute da ein bisschen mehr Zeit. Außerdem hat man Gelegenheit, von den üblichen Geschenken vielleicht ein bisschen abzukommen", meinte der Messechef.

Weihnachtspräsente können hier jedenfalls nicht nur Menschen mit dicker Brieftasche kaufen. "Es startet bei 50 Euro und geht rauf bis zu 15.000 Euro", sagte Bidner: "Das sind bessere Fanartikel", scherzte er. Am oberen Preisende sind etwa zwei Skulpturen von Erwin Wurm - ein aus Gurkerl geformtes E und M - angesiedelt. Sie findet man gleich im Foyer des denkmalgeschützten Funkhauses. Dort hängt auch ein übergroßes Spiegelei. In derselben Nische werden 14 Stück handgeschmiedete Türschnallen, die aus zum Peace-Zeichen gespreizten Fingern bestehen, feilgeboten. Kostenpunkt: 2.500 Euro. Die Serie wurde extra für die "Parallel Editions" angefertigt, genauso wie jene Miniaturdrucke mit Butterbrotmotiv von Marina Faust, eine der diesjährigen Gewinnerinnen des Österreichischen Kunstpreises.

Nicht nur das Erdgeschoß, sondern auch den 4. Stock - dort, wo früher FM4 seine Büros und Studios hatte - bespielt die Kunstmesse. Das Sortiment ist reichhaltig wie bunt. Big Names wie Marina Abramović, Jonathan Meese, Peter Kogler oder Cosima von Bonin treffen auf Newcomer. Bianca Ion hat etwa Zahnstocher auf eine Steckdosen-Kindersicherung appliziert (80 Euro), Bugra Ates hat aus Nassfilz Motive wie ein Messer mit Bluttropfen oder eine Pistole mit Österreich-Fahne auf Topfuntersetzergröße gefertigt (250 Euro).

Präsentiert wird all das erneut auf den von Heimo Zobernig speziell designten Displays - Tische aus blauen Metallböcken und Sperrholzplatten. Sie begleiten die "Parallel Editions" seit der Premiere 2021 und können um rund 1.500 Euro ebenfalls erstanden werden.

Wer sich bei all der Fülle zwischendurch ausrasten möchte, kann in der im Foyer eingerichteten Lounge samt kleiner Cafe-Bar Platz nehmen. Dort verkaufen Modedesigner ihre Entwürfe, auch die Garderoben für das Publikum in Form von XXL-Sicherheitsnadeln sind Kunstwerke. Als Sitzgelegenheiten dienen nicht nur Vintage-Möbel, sondern auch eine Bank mit rohem Fleischaufdruck. Zumindest den Appetit auf Kunst sollte man sich davon nicht nehmen lassen.

(S E R V I C E - Kunstmesse "Parallel Editions" im Wiener Funkhaus, 4., Argentinierstraße 30, bis 15. Dezember; https://parallelvienna.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Neben der Kunst bietet die Messe im Foyer eine Lounge mit Cafe-Bar und Modedesignern. Die Veranstaltung in der Adventszeit soll eine Alternative zu traditionellen Weihnachtsgeschenken bieten und mehr Besucher anziehen.