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Österreich punktete bei Buchmesse auch im Rahmenprogramm

Österreichs Auftritt als Gastland der Leipziger Buchmesse hat sich in den vergangenen Tagen als voller Erfolg erwiesen. Auch die Schaubühne Lindenfels, die dezentral gelegene abendliche Zentrale des Gastlandes, zeigte sich fest in österreichischer Hand. So wurde die Location zum Finale am Samstagabend zum Thomas Bernhard-Tempel - oder besser zur "Thomas Bernhard Machine", die der Kabarettist Christoph Grissemann gut geschmiert zum Laufen brachte.

Der Wiener lieferte gemeinsam mit den Musikern Manfred Engelmayr und David Reumüller einen wilden Ritt durch Bernhards Oeuvre - von den autobiografischen Schriften bis hin zu den legendären Mallorca-Interviews mit Krista Fleischmann. Im Rahmen dieses 90-minütigen Programms, in dem Grissemann abwechselnd Texte las und Interview-Szenen nachspielte, ging es den beiden Musikern darum, "mit dem vom Schriftsteller entworfenen Duktus der ständigen und immer neu variierten Wiederholungen atmosphärische Sogwirkung erzeugen". Der letzte Programmpunkt des Abends - der zugleich zum Finale des "meaoiswiamia"-Schwerpunkts in der Schaubühne wurde - trug schließlich den etwas sperrigen Titel "Werdet Österreicher! Eine Gala der besonderen Art mit einem handfesten Ziel: Die Verbesserung von ganz Österreich". Grundlage war ein Literaturwettbewerb der schule für dichtung, moderiert wurde die bitterbös-humorige Gala von Grissemann & Stermann, für den richtigen Sound sorgte das Kollektiv Bipolar Feminin.

Bereits an den Abenden davor hatte man hier ein beeindruckendes Programm abgeliefert: Beim ausverkauften Eröffnungsabend bewiesen Klaus Kastberger und Daniela Strigl mit ihrer Literaturshow "Roboter mit Senf" und ihren Gästen Raphaela Edelbauer, Marie Gamillscheg und dem anschließend aufspielenden Nino aus Wien, dass man sich über Literatur auch unernst unterhalten kann, ohne nur herumzublödeln.

Der zweite Abend bot mit Christine Lavants "Wechselbälgchen" Bedrückendes in berückender Verpackung: Anne Bennent lieh der eindrucksvollen Ausgrenzungsgeschichte der Kärntner Lyrikerin ihre Stimme, "Brot & Sterne" (Franz Hautzinger, Matthias Loibner, Peter Rosmanith) lieferten sensibel den Hintergrund-Sound dazu. Wer wollte, konnte dazu das passende Klangbuch mitnehmen, eingesprochen allerdings von Sophie Rois. Mandelbaum-Verleger Michael Baiculescu hatte persönlich den Büchertisch aufgebaut. Wer es allerdings aus familiären Gründen nicht nach Leipzig geschafft hatte, war Fritz Ostermayer von der Schule für Dichtung. Statt ihm legte Georgij Makazaria, Mastermind der kürzlich von der aufgelösten Band Russkaja, bei der "Österreich-Sause" auf.

Der ehemalige Ball- und Kinosaal, der seit 1993 als unabhängiger Veranstaltungsort geführt wird, sorgte aber auch für die Einbettung weitere Kunstsparten: Im kleinen Kinosaal im Obergeschoß lief die Kurzfilmschiene "Presto", in der verfilmte Texte neben selten gezeigten Video Poems - also mit filmischen Mitteln erzeugte Kunstwerke - wie etwa "Amseln" von Andrea Grill und Anna Ospelt gezeigt wurde.

Im Foyer wurde Bilderbuchkunst aus Österreich präsentiert. Karin Haller vom Institut für Jugendliteratur hatte eine Ausstellung zusammengestellt, die erstmals gezeigt wurde. Ungewöhnlich, aber ideal für den geringen Platzbedarf: Die Schau ist digital. 24 Arbeiten von acht zeitgenössischen österreichischen Künstler:innen waren jeweils eine Minute lang auf großen Displays zu sehen. Und zum Mitnehmen gab es ein Buch, aus dem sich die Arbeiten von Linda Wolfsgruber, Willy Puchner, Leonora Leitl und anderen heraustrennen und zu Hause aufhängen lassen.

Andere Ausstellungen waren dagegen Oasen der Ruhe: Originale von Österreichs Comic-Star Nicolas Mahler konnte man im Literaturhaus Leipzig ebenso in aller Ruhe ansehen wie Zeichnungen von Maria Lassnig in der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Die für "Über die Präzision der Gefühle / On the Precision of Feelings" von Peter Pakesch (Maria Lassnig Stiftung) und von Ilse Lafer, der Leiterin der HGB Galerie, getroffene Auswahl von rund 60 Zeichnungen bot auch für Lassnig-Kenner Neues. Einmal mehr beeindruckte ihre grandiose Fähigkeit, Gefühlen Körper zu geben.

Die auf einem von Studierenden entworfenen Holz-Display präsentierte Schau erweist sich nicht nur in der Materialien-Wahl als nachhaltig: Sie überdauert die Buchmesse und läuft noch bis 3. Juni. Übertroffen wird das nur noch von "JETZT & ALLES. Österreichische Literatur. Die letzten 50 Jahre" im Deutschen Buch- und Schriftmuseum Leipzig. Die Ausstellung des Literaturmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek ist dort noch 7. Jänner 2024 zu sehen.

(S E R V I C E - https://gastland-leipzig23.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Österreichs Auftritt als Gastland der Leipziger Buchmesse hat sich in den vergangenen Tagen als voller Erfolg erwiesen.
  • Auch die Schaubühne Lindenfels, die dezentral gelegene abendliche Zentrale des Gastlandes, zeigte sich fest in österreichischer Hand.
  • So wurde die Location zum Finale am Samstagabend zum Thomas Bernhard-Tempel - oder besser zur "Thomas Bernhard Machine", die der Kabarettist Christoph Grissemann gut geschmiert zum Laufen brachte.