Neue Galerie in Graz zeigt gestrickte Körperorgane
Die Künstlerin beschäftigt sich schon lange mit anatomischen Illustrationen, visualisierter Medizin und tibetischer medizinischer Terminologie. 2015 begann sie schließlich, selbst anatomische Objekte zu stricken, dabei orientierte sie sich an den Maßen erwachsener Menschen. Einer der Beweggründe war, den Ekel betreffend die Eingeweide bzw. den Schock beim Anblick des geöffneten Körpers zu überwinden und damit den Blick auf die Organe oder Gefäße sowie deren Funktionsweisen zu öffnen.
Stricken als haptische Tätigkeit, die eine ständige Nähe und die permanente Berührung mit dem weichen Material Wolle erzeugt, ist nicht nur Handwerk zur Existenzsicherung und gleichzeitig Freizeitbeschäftigung, es kann durch die Farbigkeit der erzeugten Objekte auch die Schematisierung, wie sie in den anatomischen Bildatlanten zu finden ist, evozieren. Handwerk, Geschick im Umgang mit dem Material und Tätigkeit als meditativer Akt finden sich ebenfalls beim Stricken.
Sabernig versucht mit ihren Abbildungen auch, Ansteckung und Krankheit begreifbar zu machen. Farben und Kontraste, die Veränderung von Größen und Proportionen - all das ermöglicht Sichtbarkeiten. Die Ärztin widmet sich unter anderem den Corona-Varianten, zeigt aber auch die Veränderung und Entwicklung, die beispielsweise bei Prostata- oder Gebärmutterhalskrebs entstehen. Die Wirksamkeit der Krankheit, ihre Präsenz und der zeitliche Prozess ihrer Veränderung werden auf diese Weise unmittelbar anschaulich.
(S E R V I C E - "Katharina Sabernig: Gestricke Anatomie". Ausstellung in der Neuen Galerie des Universalmuseums Joanneum. Von 24.3. bis 3.7.2022. Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr. www.neuegaleriegraz.at)
Zusammenfassung
- Dem Inneren des menschlichen Körpers nähert sich eine Ausstellung in der Neuen Galerie des Universalmuseums Joanneum auf ganz besondere Weise: "Gestrickte Anatomie" zeigt Organe und Gefäße als Handarbeitprodukte.
- Die Ärztin und Anthropologin Katharina Sabernig bildet die anatomischen Objekte und deren Gefäßversorgung durch unterschiedliche Techniken wie Stricken, Sticken oder Weben ab.
- Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr.