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Nationalbibliothek würdigt Ikone der Nachkriegsfotografie

Das ausgebrannte Riesenrad, die Vier im Jeep bei einer Zigarettenpause, ein Kriegsheimkehrer - die Bilder des US-Fotografen Yoichi Okamoto geben einen faszinierenden Einblick in das Österreich der Nachkriegszeit. Als Militärfotograf ins Land gekommen, dokumentierte er u.a. die Umsetzung des Marshallplans und revolutionierte mit seiner Arbeitsweise die heimische Medienlandschaft. Die Nationalbibliothek hat den Nachlass erworben und würdigt Okamoto mit einer Schau im Prunksaal.

"Bild macht Politik" heißt die Schau mit "sensiblen und eindrucksvollen" Fotos, wie Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz das Gezeigte bezeichnete. Okamotos Arbeiten sind tatsächlich stimmungsstark, mitunter berührend und halten Zeitgeschichte aus besonderen Blickwinkeln fest. Die überwiegend schwarz-weißen Fotos zeigen zunächst die Not nach dem Krieg, dann den Aufbruch und das Wirtschaftswunder, Politik und Alltag der Menschen. Und "mit besonderem Interesse widmete sich Okamoto der österreichischen Kunstszene", betonte Rachinger.

Yoichi Robert Okamoto wurde am 5. Juli 1915 als Sohn japanischer Einwanderer in Yonker, New York, geboren. Während seine Familie nach dem Angriff Japans auf Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der USA interniert wurde, schaffte es Okamoto, in die Armee aufgenommen zu werden. Im Sommer 1945 kam er als Militärfotograf erstmals nach Österreich. Er wurde Leiter der Fotoabteilung des US-Informationsdienstes in Österreich, stellte junge heimische Fotografinnen und Fotografen ein und bildete sie in der Dokumentarfotografie im amerikanischen Stil aus.

Er habe "Geschichte in Bildern geschrieben", so Kurator Hans Petschar über Okamoto, der über seine Arbeit selbst sagte, er versuche "die Seele und das Gesicht Wien zu zeigen". Revolutionär waren seine Fotoreportagen im "Wiener Kurier". Im Schaufenster des Amerika-Hauses in der Kärntner Straße wiederum wurden ab 1952 zeitgenössische österreichische Kunstschaffende vorgestellt. Okamoto fotografierte etwa als erster Fritz Wotruba, wie Kuratorin Marlies Dornig berichtete.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde Okamoto unter Präsident Lyndon B. Johnson zum offiziellen Fotografen des Weißen Hauses. Seine Vorgangsweise der ungestellten Fotografie brachte ihm den Spitznamen LBJs Schatten ein. Im Prunksaal erhält man dank einer gelungenen Auswahl aus diesem Schaffen ungewöhnlich intime Einblicke ins Oval Office. Mit seiner österreichischen Frau kam Okamoto nach Wien zurück und hielt die veränderte Stadt mit der Kamera fest - ein farbenfrohes Foto von einem Schanigarten am damals soeben zur Teilfußgängerzone gewordenen Graben sei als Sinnbild angeführt. Okamoto starb 1985, sein in Wien geborener Sohn wandte sich 2019 an die österreichische Botschaft in Washington mit der Frage, ob der Nachlass für eine Kulturinstitution von Interesse wäre.

(S E R V I C E - "Bild macht Politik - Yoichi Okamoto. Ikone der Nachkriegsfotografie" im Prunksaal der Nationalbibliothek, Josephplatz 1, in 1010 Wien von 23. November bis 3. März 2024. Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr, www.onb.ac.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Das ausgebrannte Riesenrad, die Vier im Jeep bei einer Zigarettenpause, ein Kriegsheimkehrer - die Bilder des US-Fotografen Yoichi Okamoto geben einen faszinierenden Einblick in das Österreich der Nachkriegszeit.
  • Die Nationalbibliothek hat den Nachlass erworben und würdigt Okamoto mit einer Schau im Prunksaal.
  • Im Prunksaal erhält man dank einer gelungenen Auswahl aus diesem Schaffen ungewöhnlich intime Einblicke ins Oval Office.