Musiktrio SarahBernhardt bietet melancholische Leichtigkeit
Damit spielt Hauptsongwriter Scheiblauer im APA-Interview auf die Entstehungszeit der Lieder an. Geschrieben wurden diese nämlich größtenteils in der Coronapandemie. "Mir ist es da oft nicht gut gegangen. Es war also kein konzeptioneller Gedanke. Wir alle drei sind aber vom Typus her nicht so, dass wir ein Depri-Album machen, das keine Hoffnungsschimmer hat. Irgendwo gibt es immer Licht am Ende des Tunnels. Und so sind eben auch die Lieder." Oder, wie es Kollegin Horn formuliert: "In der Mitte des Lieds bricht das Herz, aber am Ende darf es dann auch wieder heilen."
So singen die drei, die bereits etliche Jahre gemeinsam Musik machten, bevor 2020 ihr Debüt "Langsam wiads wos" erschien, vom "Wööduntagaung" ebenso wie der "Sahara", wobei der Saharastaub auf den heimischen Skigebieten als Metapher für die graue Coronazeit herhält. Ungemein lyrisch ist "Mond und Beton" gelungen, bevor Scheiblauer im anschließenden, sehr leichtfüßigen "Antonio" von Erfahrungen mit Gaunern und Betrügern erzählt - aber eben auf sympathische, leicht augenzwinkernde Weise.
"Bei uns sind die Texte sehr vulnerabel und intim", betont Horn, die bei ihrem Soloprojekt ebenfalls von Scheiblauer und Metzler begleitet wird. "Schon alleine der Prozess des Erarbeitens, für den braucht es sehr viel Vertrauen. Und dieses Vertrauen, diese Intimität, die haben wir." Die Sängerin und Scheiblauer gingen bereits gemeinsam in den Kindergarten, auch zu Metzler besteht die Freundschaft schon lange. "Wenn man menschlich klarkommt, dann kann man auch Musik miteinander machen", schmunzelt Metzler.
Die ersten Gehversuche als SarahBernhardt reichen zumindest bis 2015 zurück. "Es gab viele Livemeter", nickt Horn hinsichtlich des erst deutlich später erschienenen Debüts. "Die Öffentlichkeit bekommt es oft erst mit, wenn dann das erste Album da ist", ergänzt Scheiblauer. "Aber es ist ein langer Prozess bis dahin." Er kommt üblicherweise mit Text und Songgerüst zu seinen Mitmusikerinnen, bevor die gemeinsame Arbeit beginnt. Das sei auch für "Urlaub in Sepia" so gewesen. Gänzlich Neues wurde zwar nicht versucht, aber: "Die Grundstimmung hat sich wohl verändert, es ist melancholischer. Aber der Schmäh zieht sich trotzdem durch." Horn zufolge haben besonders Scheiblauer und Metzler "sehr intensiv miteinander musikalisch Puzzle spielen müssen" für das Album.
Das Ergebnis ist in jedem Fall hörenswert. Irgendwo zwischen Wiener Lied, Folk und feingliedrigem Pop mit Dialektcharme angesiedelt, greifen die neun Stücke verschiedenste Stimmungen auf und wissen auch zu überraschen. Wer hat in diesem Kontext schon mal einen Song übers Gaming gehört ("Schicks ins Liacht")? "Welche Musik machen wir?", fragt dementsprechend auch Scheiblauer. "Ist das Folk, Singer-Songwriter? Ohne alle Fragen schon beantwortet zu haben, wissen wir: Ah, das dürfen wir machen! Es erleichtert viel."
Wesentlichen Anteil am Gelingen hatte auch Felipe Scolfaro Crema, der für Produktion und Aufnahme verantwortlich zeichnete und den Livesound des Trios mischt. Mit ihm war man beispielsweise auch im elterlichen Hotel von Scheiblauer, um in der Küche für den Schlusstrack "Unsa Gosthaus is valossn" die stimmigen Field Recordings einzufangen. Wer sich vom musikalischen wie erzählerischen Charme SarahBernhardts überzeugen will, hat in den kommenden Tagen gleich mehrfach Gelegenheit dazu: Am 15. und 16. September spielt das Trio in Vorarlberg, bevor es am 23. September nach Wels geht und am 26. September die große Albumpräsentation im Wiener Bockkeller ansteht.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - www.sarahbernhardt.at)
Zusammenfassung
- Es sind oft sehr melancholische Stücke, die sie mit einer Leichtigkeit servieren: Bernhard Scheiblauer, Sarah Metzler und Sigrid Horn musizieren gemeinsam als SarahBernhardt.
- Für die neue Platte "Urlaub in Sepia" hält man fest: "Mehr happy ist sich nicht ausgegangen."
- Damit spielt Hauptsongwriter Scheiblauer im APA-Interview auf die Entstehungszeit der Lieder an.
- "Aber es ist ein langer Prozess bis dahin."