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Monster-Schau bringt Würmer und Fledermäuse ins Belvedere 21

Monster huldigt den Häretikern: Motten, Fledermäuse und Würmer nehmen deshalb das Belvedere 21 in Beschlag. Die Pappfiguren in der Ausstellung "Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Heretics!" öffnen Tür und Tor für Hexen. 23 Personen bevölkern die Kulissen bei Performances in der multimedialen Präsentation, der ersten musealen Einzelschau von Monster Chetwynd in Österreich. "Es wird viel zu sehen geben", kündigte Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig an.

"Ich wusste lange nicht, dass es eine Bewegung war", sagte Monster Chetwynd anlässlich einer Pressekonferenz am Mittwoch im Gespräch mit der APA über die Motivation, sich mit Häretikern bzw. Ketzern künstlerisch zu beschäftigen. "Ich dachte immer, es sei ein Wort, das die Kirche Leuten verpasst hat, die nicht ihre Doktrinen akzeptierten." Dann habe sie das Buch "Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation" der italienisch-amerikanischen Hochschullehrerin, politischen Philosophin und Aktivistin Silvia Federici gelesen. Im Grunde sei es eine "massive Bewegung einer Gemeinschaft mit alternativen Strukturen" gewesen, die sich gegen den vorherrschenden Feudalismus richtete.

Monster Chetwynd stammt aus London, studierte Malerei, Sozialanthropologie und Geschichte, und unterrichtet derzeit in Zürich an der Hochschule der Künste. Arbeiten entstehen zuerst unter dem Pseudonym Spartacus Chetwynd, dann unter Marvin Gaye Chetwynd, schließlich unter Monster Chetwynd. "Den Namen zu ändern, ist für mich wie ein Werkzeug. Es ist ein sehr gewinnbringender und brauchbarer Weg, um Zugang zu einem anderen Raum und zu anderer Zeit zu bekommen", so Chetwynd. "Der Begriff Monster ist für Monster Chetwynd geschlechtsneutral definiert", erklärte Kurator Axel Köhne.

Die Arbeiten von Monster, so Rollig, würden den konventionellen Kunstbegriff sprengen. So handelt es sich eigentlich mehr als nur um eine Ausstellung, nämlich auch um eine "Performance, einen Film, Installation, ein multimediales Spektakel". Chetwynd verarbeitet u.a. Elemente aus der mittelalterlichen Malerei, der Zoologie, aus dem Ballett, dem Burlesken, aus der Folklore, der Pop-Art, dem Karneval, der Collage, der Oper und dem surrealistischen Film, "durchweht von Humor" (Köhne).

Auf einer 300 Quadratmeter großen Bodencollage (Abbildungen von Elfenbeinschnitzereien aus dem Louvre, ergänzt um ein Pferd, das die Zunge zeigt) stehen etwa ein "Höhlenschlund", Stummelfüßer (Köhne: "Velvet Worms sind kleine, niedliche Würmer, aber Killer, die eine Schleimkanone an Bord haben") und ein Schwein. Auch Fledermäuse, eine lange Obsession von Monster Chetwynd und Motten fehlen nicht. Darin und vor dem Hintergrund einer Wandcollage aus Renaissancebildern sowie mittelalterlicher und antiker Malerei werden die Kostüme und Requisiten der Performance zu bewundern sein. Wer die beiden Aufführungstermine verpasst, kann sie auf einem Bildschirm betrachten.

Welche Bedeutung hat die Beschäftigung mit Häretikern für unsere Zeit? "Es zeigt uns, dass es Alternativen gibt, und macht Mut, über Alternativen nachzudenken", beantwortete Chetwynd die Frage der APA. Und nicht zuletzt stecke in Menschen "das Bedürfnis nach Tänzen und Liedern". In diesem Sinne seien die Begrüßungsworte von Rollig zitiert: "Welcome, Monster!"

(S E R V I C E - "Monster Chetwynd: Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Herectics!" im Belvedere 21, Wien 3, Arsenalstraße 1, 7.11.24-9.2.25, DI-SO 11-18 Uhr, DO 11-21, MO nur an Feiertagen, Performances am 6.11. und 17.1., belvedere.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ausstellung 'Moths, Bats and Velvet Worms!' im Belvedere 21 zeigt erstmals die Werke von Monster Chetwynd in Österreich und läuft vom 7. November 2024 bis zum 9. Februar 2025.
  • Monster Chetwynd, inspiriert durch das Buch 'Caliban und die Hexe', beschäftigt sich mit alternativen Strukturen zur Feudalgesellschaft und nutzt dafür eine 300 Quadratmeter große Bodencollage sowie multimediale Elemente.
  • Die Ausstellung umfasst Performances, die am 6. November und 17. Januar stattfinden, und ist ein Spektakel aus verschiedenen Kunstformen, von mittelalterlicher Malerei bis Pop-Art.