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MAK zeigt Architekturdenker der 70er: "Missing Link"

"Die Zeit war damals voller Optimismus." Otto Kapfinger sprach seinen damaligen Mitstreitern Angela Hareiter und Adolf Krischanitz wohl aus der Seele, als er am Dienstagvormittag durch die große Ausstellung "Missing Link. Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien (1970-1980)" im MAK schritt und seine Stimmung als so melancholisch wie euphorisch beschrieb. Die von Sebastian Hackenschmidt kuratierte Retrospektive vermittelt die Aufbruchsstimmung der Avantgarde von damals.

"Es ist fast verstörend interessant, 50 Jahre zurückzublicken", sagte Kapfinger. Die 1970 von dem Trio gegründete Gruppe, aus der Hareiter als Erste ausschied und die sich 1980 auflöste, sei nur "ein Faden in einem großen Netzwerk" gewesen, in dem ganz vieles neu gedacht wurde. "Dieser zerfaserte Rote Faden wurde hier in einem Feuerwerk zurückgeholt." Möglich war dies durch den 2014 vom MAK angekauften Vorlass der Gruppe, der in den vergangenen Jahren durch weitere Ankäufe und Schenkungen ausgebaut werden konnte. So könne man nun eine "bisherige Fehlstelle" schließen und durch die reiche Kontextualisierung der Denk-Arbeit von Missing Link "in ein österreichisches Biotop der 1970er eintauchen", sagte MAK-Generaldirektorin Lilli Hollein bei der Pressekonferenz.

Die Ausstellung zeige einen erweiterten Architekturbegriff, einen Mut über Grenzen von Medien und Materialien hinauszudenken, wie man es sich auch heute in der Architektur wünschen würde, so Hollein. Hackenschmidt verwies auf die verblüffende Aktualität von vielen Themen, mit denen sich Missing Link beschäftigten, etwa ihr Beharren darauf, dass Stadtplanung nicht bloß Verkehrsplanung sein dürfe und ihre Forderung, die Straßen den Fußgängern zurückzugeben. "Selten ist mir ein Werk untergekommen, dass so vielfältig war. Es ist Zeit, es zu entdecken", meinte der Kurator und nannte den etwas verschlungenen Parcours, den die Ausstellungsgestalter Claudia Cavallar und Lukas Lederer gestaltet haben, "ein bisschen einen Bildungsroman".

Also taucht man als Besucher der von Mittwoch bis 2. Oktober geöffneten Ausstellung, die von einem Katalogbuch begleitet wird, in eine Welt der Visionen und Experimente ein. "Mit grenzüberschreitenden und interdisziplinären Projekten suchte Missing Link nach fehlenden Gliedern zwischen Mensch, Architektur, Urbanität, Kunst und sozialem Gefüge und erweiterte das Repertoire der Architektur um experimentelle Konzepte", fasst das MAK das Wirken der Gruppe zusammen, das zwar keine Bauten, aber künstlerische Installationen, Objekte, Malereien, Zeichnungen, Plakate, stadtsoziologische Studien, Aktionen und experimentelle Fernsehfilme umfasst - eben das Missing Link zwischen allen bekannten Kategorisierungen.

"Missing Link is present where essential factors are overlooked", heißt es in einer frühen Selbstbeschreibung. "Missing Link is present" hieß es aber nicht nur für die heutige Presseführung, sondern auch für die Mitwirkung bei der Vorbereitung der Ausstellung. Sie werde davon schöne Momente des leidenschaftlichen Miteinanders in Erinnerung behalten, sagte Hollein. "Der Geist, der damals geherrscht hat, holt sie sofort wieder ein, wenn sie am Tisch zusammensitzen."

(S E R V I C E - "Missing Link. Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien (1970-1980)", Ausstellung im MAK, 11. Mai bis 2. Oktober, Di 10-21 Uhr, Mi-So 10-18 Uhr. Publikation, erschienen im Birkhäuser Verlag, Deutsch/Englisch, 332 Seiten mit einem umfangreichen Werkverzeichnis und zahlreichen, größtenteils unveröffentlichten Abbildungen, 42 Euro, www.mak.at)

ribbon Zusammenfassung
  • "Es ist fast verstörend interessant, 50 Jahre zurückzublicken", sagte Kapfinger.
  • So könne man nun eine "bisherige Fehlstelle" schließen und durch die reiche Kontextualisierung der Denk-Arbeit von Missing Link "in ein österreichisches Biotop der 1970er eintauchen", sagte MAK-Generaldirektorin Lilli Hollein bei der Pressekonferenz.
  • "Missing Link is present where essential factors are overlooked", heißt es in einer frühen Selbstbeschreibung.