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MAK-Schau "/imagine" als Reise in die neue Virtualität

Der Befehl "/imagine" erlaubt die Gestaltung eigener Architekturutopien mit der Open-Source-Software Midjourney. Zugleich ist es der Titel einer Schau im Wiener MAK, die das Spektrum virtueller Raumprojektion, Architektur und Städteplanung zeigt und in virtuelle Traumwelten entführt. Die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt verschwimmen, hieß es am Dienstag bei einer Presseführung. Das soll auch in der in den historischen Hallen inszenierten Ausstellung passieren.

Früher habe man bei Architektur immer an Pläne, Schnitte und Schwarz-Weiß-Zeichnungen gedacht, sagte Kuratorin Marlies Wirth, "mit neuen digitalen Tools gibt es ganz andere Möglichkeiten, virtuelle Räume darzustellen, sie zu betreten und mit ihnen neue Geschichten zu erzählen". Hyperrealistische Renderings und KI-Algorithmen haben die Konzeptions- und Entwurfsprozesse revolutioniert. "/image" verdeutlicht dies anhand "einer gegenwärtigen Auswahl aus verschiedenen Bereichen" (Wirth) in einem realen Raum.

Die in vier Abschnitten platzierten Arbeiten basieren auf CGI-Visualisierung, 3-D-Animation und -Druck, digitaler Filmproduktion, Virtual Reality, Blockchain-Projekten oder Videospielen. "Viele Projekte befassen sich mit Ökologie und Dekolonialisierung", erläuterte Wirth. So hat z.B. Leah Wulfman aus Los Angeles mittels KI entworfene Gebäude aus entsorgten Baumaterialien als Ölgemälde umgesetzt.

Zum Start erwartet Besucherinnen und Besucher aber zunächst der von Liam Young produzierte Kurzfilm "Planet City". Der in Australien geborene Regisseur und Architekt hat eine postapokalyptische Utopie mit der Prämisse umgesetzt, die gesamte Erdbevölkerung in einer einzigen Stadt anzusiedeln und den Rest der Welt der Regeneration zu überlassen.

Eine virtuelles wie "greifbares" Erlebnis ist die Installation "The Portal Galleries": Auf dem Boden und einer Art Tisch hat das Kollektiv Space Popular mehr als 1.000 Portale in fiktive Welten aus Literatur, Filmen, TV-Sendungen, Graphic Novels und Spielen der vergangenen 250 Jahre aufgelistet - etwa den Transporter der Enterprise, das Kaninchenloch aus Alice im Wunderland oder den DeLorean aus "Zurück in die Zukunft". Darüber thronen Flatscreens, via VR-Brille kann man virtuell die Recherchearbeit der Künstler mitverfolgen.

Ein Prunkstück der Schau stellt die Installation "The Doghouse" dar, die von Span, dem Wiener Architektenduo Matias del Campo und Sandra Manninger, mit Midjourney kreiert und in ein imposantes 3-D-Modell, bewohnt von zwei Roboterhunden, übertragen wurde. "Nach meinem Wissen ist es das erste größere Objekt, das aus einem Bildgenerator entwickelt wurde und tatsächlich physisch dasteht", betonte del Campo. Die Rückwand der Installation setzt sich aus 21.000 KI-generierten Bildern zusammen, via Website wird das, was die Roboterhunde "sehen", live übertragen.

Ein Beispiel für "Dreamscapes" ist "Quantum Express" von Alexis Christodoulou. Der Digitalkünstler ist nach dem ersten Lockdown von Südafrika nach Europa gezogen, weil er an mehr Reisefreiheit dachte, "nur um im nächsten Lockdown zu laden", wie er erzählte. Daher flüchtete er in eine Traumwelt: Sein Animationsfilm lässt verschiedenste Szenarien und fiktive Landschaften aus Sicht eines Zugabteils vorbeischwirren, wobei sich das Abteil selbst verwandelt, etwa in einen Schlaf- oder Speisewagen.

Eine schöne Entstehungsgeschichte hat "Hortensia" von Andrés Reisinger: Der argentinische Digitalkünstler postete 2018 ein 3-D-Rendering eines fiktiven Sessels aus Hortensien-Blüten. Da zahlreiche Anfragen kamen, ob man einen solchen auch erwerben kann, verwandelte er im Zusammenarbeit mit der Textildesignerin Júlia Esqué und der Firma Moooi das Design in eine mit 20.000 Blütenblättern bedecktes physisches Objekt. Spannend auch der Abschnitt "Research Investigations", wo u.a. die Arbeiten der iranisch-kurdischen Künstlerin Moreshin Allahyari zu sehen sind - sie hat von ISIS zerstörte Artefakte als 3-D-Drucke rekonstruiert.

(S E R V I C E - "/imgaine - Eine Reise in die Neue Virtualität" im Wiener MAK, 10. Mai bis 10. September, Dienstag 10 bis 21 Uhr, Mittwoch bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, www.mak.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Der Befehl "/imagine" erlaubt die Gestaltung eigener Architekturutopien mit der Open-Source-Software Midjourney.
  • Zugleich ist es der Titel einer Schau im Wiener MAK, die das Spektrum virtueller Raumprojektion, Architektur und Städteplanung zeigt und in virtuelle Traumwelten entführt.
  • Die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt verschwimmen, hieß es am Dienstag bei einer Presseführung.