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Lukas Maisel: Stipendiat in Krems, bald beim Bachmann-Preis

Er ist zwar einer von zwei Schweizer Autoren, die beim Bachmann-Preis (16.-20. Juni) lesen, verortet ist der 33-jährige Lukas Maisel derzeit allerdings in Österreich. Nachdem er während des jüngsten Lockdowns zwei Monate in Wien lebte, verbringt er nun zwei Monate als Stipendiat im Literaturhaus Niederösterreich in Krems/Stein. Dort sei es "sehr schön, wenn man die richtige Seite erwischt", schmunzelt er im APA-Interview in Hinblick auf die gegenüberliegende Justizanstalt.

Mit seinem im Vorjahr bei Rowohlt erschienenen Debütroman "Buch der geträumten Inseln" hat Maisel einen ersten literarischen Erfolg verzeichnet. Dass es soweit kam, ist der Beharrlichkeit des Autors zu verdanken, der zunächst eigentlich eine Lehre als Drucker abgeschlossen hat: Sechs Jahre lang hat er nach seinem Studium am Literaturinstitut Biel in einem Warenlager gearbeitet, nebenher geschrieben und nach einem Verlag gesucht, bevor er mithilfe seiner Berliner Agentur schließlich fündig wurde. Sein Studium sei es auch gewesen, das es ihm nun ermögliche, sich der fachlichen Kritik der Jury auszusetzen, wie er sagt. "Damals habe ich gelernt, dass es keine Kritik an mir als Person ist, sondern am Text."

Dennoch sei es für ihn eine Erleichterung, die Lesung bereits vorab aufgezeichnet zu haben und nicht live im Studio des ORF-Zentrums in Klagenfurt lesen zu müssen. "Das hätte mich schon nervös gemacht", so der Autor, der in seinem Roman einen autistischen Kryptozoologen nach Südostasien schickt, um im Rahmen einer Expedition die reale Existenz eines Fabelwesens nachzuweisen. Sein Bachmann-Text, der übrigens von Philipp Tingler eingeladen wurde, ist zwar eine "in sich abgeschlossene Geschichte, aber es könnte auch gut das erste Kapitel eines Romans sein". Mehr darf er nicht verraten. Ob er allerdings an diesem oder einem jener der zahlreichen anderen Texte weiterarbeiten wird, die er derzeit schreibt, weiß Maisel noch nicht. "Ich bin jemand, der aufpassen muss, dass er sich nicht verzettelt."

Auch die Arbeit am "Buch der geträumten Inseln" hat viel Zeit in Anspruch genommen: So ist Maisel, der mit mehreren Schweizer Stipendien ausgezeichnet wurde, mehrmals nach Indonesien gereist, um für sein Buch zu recherchieren. Insgesamt habe er drei Monate in Indonesien (Sumatra, Sulawesi, Molukken) verbracht, um möglichst viele Details für seinen Roman zu sammeln.

Nicht so intensiv auseinandergesetzt hat er sich bisher mit dem Bachmann-Preis, den er noch nie am Stück verfolgt hat. Vielmehr habe er sich einzelne Lesungen und Zusammenfassungen oder Highlights aus dem Archiv angesehen. Auch Kärnten kennt er nur von einer Durchreise, wie er sagt. Einen festen Wohnsitz hat er derzeit in der Schweiz nicht, zuletzt lebte er in Olten. "So sehr ich die Schweiz wegen ihrer Ruhe liebe - ein ganzes Jahr durchgehend könnte ich dort nicht leben", so Maisel.

Schließlich lebe die Literatur von Spannung zwischen den Figuren: "In der Schweiz versuchen die Leute eher, diese Spannung abzubauen und im Gespräch nicht zuzulassen." Aufgrund der Corona-Situation konnte er diese Spannung zuletzt aber auch nicht in Wien finden, wo er die Zeit vor allem mit Spazierengehen, Lesen und Filmeschauen am Laptop verbracht hat - und natürlich mit Schreiben. Umso mehr genieße er es jetzt in Krems, sich abends mit den anderen Stipendiaten auszutauschen. Das hätte er sich auch für Klagenfurt gewünscht.

ribbon Zusammenfassung
  • Er ist zwar einer von zwei Schweizer Autoren, die beim Bachmann-Preis lesen, verortet ist der 33-jährige Lukas Maisel derzeit allerdings in Österreich.
  • Schließlich lebe die Literatur von Spannung zwischen den Figuren: "In der Schweiz versuchen die Leute eher, diese Spannung abzubauen und im Gespräch nicht zuzulassen."
  • Umso mehr genieße er es jetzt in Krems, sich abends mit den anderen Stipendiaten auszutauschen.