Lorenz-Dittlbacher führt Sommergespräche mit anderen Mitteln
"Ich bin eine politische Interviewerin, daher werden es politische Interviews. Mich interessiert nicht, was die fünf Parteichefs gerne essen", sagt die "Sommergespräche"-Debütantin. Dennoch brauche sich das Publikum nicht auf 50 Minuten gestreckte "ZIB 2"-Interviews einstellen. "Ich hoffe, dass eine echte Gesprächsatmosphäre zustande kommt. Ob meine Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen das auch wollen, werden wir sehen", so Lorenz-Dittlbacher.
Sie werde sich "Fragen überlegen, die so noch nicht oder selten gestellt wurden. Aber es soll nicht spielerisch wie etwa bei einem Quiz sein." Auch eine Tischtennispartie oder eine gemeinsame Abkühlung im Pool mit den Gesprächspartnern, wie es vor Jahrzehnten bei den "Sommergesprächen" vorgekommen ist, komme für die 46-jährige Wienerin nicht infrage: "Das sind Bilder, die heute nicht mehr möglich wären." Die Message Control sei mittlerweile nicht nur im gesprochenen Wort, sondern auch im Bild angekommen. "Gleichzeitig sage ich ganz offen, ich würde mich weder mit Frau Meinl-Reisinger (NEOS) noch mit Frau Rendi-Wagner (SPÖ) in einem Badeanzug in den Pool stellen", schmunzelt sie.
Um die Aufarbeitung der Coronapandemie werde man logischerweise nicht herumkommen. Dabei wolle sie aber einen Blick auf "das große Ganze" werfen: "Was müssen wir in unserem politischen System und dessen Unterbereichen wie Gesundheit, Bildung oder Wirtschaft ändern? Wo haben wir Schwachstellen?" Zudem erwartet sie sich Antworten auf sozialpolitische Fragen. "Nicht weil ich das einfordere, sondern weil es sich die Menschen im Land verdient haben", stellt Lorenz-Dittlbacher klar.
Auch werde sie versuchen, das "politische Wesen" der fünf Parteichefs und -chefinnen herauszuarbeiten. Warum sie politisch aktiv wurden, wisse sie noch nicht in voller Ausprägung von allen. Dabei reizen sie die Gespräche mit allen Parteichefs und -chefinnen gleichermaßen. Mit sämtlichen führte sie bereits Interviews, eine Premiere ergibt sich in dem Zusammenhang nur für den frisch gewählten FPÖ-Chef Herbert Kickl. Er ist zum ersten Mal bei den "Sommergesprächen" dabei.
Nach Vorbildern sucht Lorenz-Dittlbacher nicht: "Ich interviewe seit so vielen Jahren Spitzenpolitiker. Ich habe eine gewisse Form gefunden und weiß, was ich in diesen Gespräche will." Und wie beschreibt sie Ihren Interviewstil? "Ich will es wissen. Und ich stelle meine Fragen nicht aus Selbstverwirklichung, sondern stellvertretend für das Publikum", erklärt sie. Dabei möchte sie, dass das Publikum nach einem Interview schlauer als zuvor ist. Um das zu bewerkstelligen, gehe sie "klar, freundlich, direkt und hartnäckig" vor. "Ich mag es nicht, wenn ich keine Antworten bekomme, sehe aber auch keinen Sinn darin, ein Interview nur mit einer einzigen Frage zu führen. Davon hat niemand etwas", meinte die "ZIB 2"-Anchorwoman.
Als Interviewort wurde die "Libelle" auf dem Dach des Leopold Museums im Wiener Museumsquartier auserwählt. "Eine hervorragende Wahl", meint Lorenz-Dittlbacher. "Der Platz ist ein Ort der Begegnung, Kunst spielt eine Rolle und man hat einen Blick über die Hauptstadt, in der Entscheidungen gefällt werden, die alle Menschen in Österreich betreffen", kommt sie ins Schwärmen. Auch nicht irrelevant: Man hat die Möglichkeit, bei Regen ins Trockene zu gehen. Am 9. August findet sich zunächst NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger im Museumsquartier ein.
Am 16. August ist Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), am 23. August FPÖ-Chef Herbert Kickl und am 30. August SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner an der Reihe. Den Abschluss macht Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am 6. September.
Elf Jahre "ZiB 2"-Moderation, gemeinsam mit Martin Thür bewältigte Politikerduelle vor der Europa- und der Nationalratswahl 2019 und nun die "Sommergesprächen": Wo soll die berufliche Reise für sie noch hingehen? Nicht weit. Bei der "ZiB 2" fühle sie sich sehr gut aufgehoben. Langweilig werde es dort nie.
Großer Wunsch sei aber noch ein Interview mit der im Herbst in Deutschland als Bundeskanzlerin abtretenden Angela Merkel (CDU) zu führen. Das habe nichts damit zu tun, wie sie zu ihr politisch stehe. Ausschlaggebend sei, dass Merkel "eine der spannendsten Persönlichkeiten in Europa ist", mit der sie deren lange Karriere gerne aus europäischer und aus Sicht der Frauen besprechen würde. "Ich fürchte aber, es wird nicht dazu kommen", sagt Lorenz-Dittlbacher. Schließlich gehe die deutsche Bundeskanzlerin sehr restriktiv mit ihren Medienterminen um.
Zusammenfassung
- Wenn am 9. August die ORF-"Sommergespräche" in ihre 40. Saison starten, erwarten die Parteichefinnen und Parteichefs der Parlamentsparteien "politische Interviews mit etwas anderen Mitteln".
- So viel hat die langjährige "ZIB 2"-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher der APA in einem Interview verraten.
- Am 9. August findet sich zunächst NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger im Museumsquartier ein.