Liebe zwischen zwei Welten in "Maxton Hall"
In den sechs Folgen von "Maxton Hall", benannt nach einer fiktiven Privatschule in Großbritannien, trägt der Schnösel den wohlklingenden Namen James Beaufort (Damian Hardung). Der Erbe eines Modeimperiums ist jung, hübsch, sportlich, steinreich und ein großer Unsympath. Dem Publikum wird schnell klar: Den mögen wir nicht. Auf der anderen Seite: Ruby Bell (Harriet Herbig-Matten). Die kluge, ehrgeizige und geerdete Schülerin, die dank eines Stipendiums an der Luxusschule lernen darf, schert sich nicht um Ruhm und Geld. Sie spart auf einen Treppenlift für ihren im Rollstuhl sitzenden Vater und macht alles, um an der britischen Elite-Uni Oxford studieren zu können.
Die ungleichen Welten von James und Ruby prallen gleich zu Beginn der Coming-of-Age-Serie aufeinander. Da erwischt Ruby unfreiwillig James' Schwester Lydia bei einer Turtelei mit ihrem Lehrer. Um Ruby zum Schweigen zu bringen, wird James aktiv. Er bietet ihr - gelerntes Verhalten - erst Geld und dann seinen Körper an. Beides lehnt die schlagfertige Ruby angewidert ab. Das will der toxisch selbstverliebte Schönling natürlich nicht auf sich sitzen lassen - und macht das Leben seiner Mitschülerin zur Hölle.
Bad Boy verliebt sich in Außenseitermädchen: Die Geschichte, die "Maxton Hall" erzählt, ist frei von großen Überraschungen und wurde so schon dutzendfach gezeigt. Hauptdarsteller Hardung ("Club der roten Bänder") zieht dabei den Vergleich zum Evergreen "Romeo und Julia": "Das sind einfach zeitlose Motive. Aber wir wollen die in die Neuzeit verpflanzte Interpretation der Geschichte erzählen." Die Serie unterhalte und lenke vom Alltag ab.
Hauptcharakter James ist, wie in solchen Serien und Filmen üblich, natürlich ein echter Schönling mit Sixpack - so wird er bereits in der Anfangssequenz bewusst in Szene gesetzt. Für Schauspieler Hardung war die Darstellung seines Charakters aus einem anderen Grund herausfordernd.
"Bücher wie "Maxton Hall" werden oft aus einer weiblichen Perspektive geschrieben, propagieren dann aber ein bestimmtes Männerbild, das sie dadurch quasi auch glorifizieren." Er hoffe, dass er toxische Männlichkeit durch sein Schauspiel nicht an sich glorifiziere, sondern sich Menschen durch James' Zerbrechlichkeit und seinen Umgang mit dem Thema mit ihm identifizieren können. "Wenn ich das schaffe, ist das ein positiver Beitrag zum Thema toxische Männlichkeit. Ansonsten propagiere ich ein Bild, das ich privat komplett ablehne und das wir gesellschaftlich hinter uns lassen müssen."
In der Tat gibt es mehrere Szenen, in denen das Publikum Mitgefühl mit James bekommt, der oft als echter Kotzbrocken auftritt. Vor allem, wie sein Vater (gespielt vom Niederländer Fedja van Huêt) mit ihm umgeht, lässt einen kopfschüttelnd zurück und verleiht der Figur eine gewisse Tiefe. Dennoch: Dass sich eine junge, kluge Frau am Ende in einen Mann mit einem derartigen Verhalten verliebt, ist zumindest zweifelhaft.
Für Fans kitschiger Liebesschmonzetten bietet "Maxton Hall" ein paar emotionale Szenen und moderne Kulissen. Insgesamt präsentiert die Serie inhaltlich aber zu wenig Neues, damit die Serie nachhaltig in Erinnerung bleibt.
(Von Thomas Bremser/dpa)
(S E R V I C E - www.youtube.com/watch?v=73uph9zVj1g)
Zusammenfassung
- 'Maxton Hall', eine Adaption der Buchreihe 'Save Me' von Mona Kasten, wurde von Amazon Prime Video in sechs Folgen umgesetzt.
- Damian Hardung, bekannt aus 'Club der roten Bänder', spielt James Beaufort und setzt sich mit der Darstellung toxischer Männlichkeit auseinander.
- Trotz moderner Kulissen und emotionaler Tiefe bietet die Serie 'Maxton Hall' inhaltlich wenig Neues und bleibt in traditionellen Erzählstrukturen verhaftet.