Laues Lüftchen durchweht "Frühlings Erwachen" in Reichenau
In der Inszenierung von Christian Berkel spielen zahlreiche junge, noch studierende Mitwirkende an der Seite von renommierten Kräften wie Stefanie Dvorak, Michael Masula oder Babette Arens. Letztere tragen auch den Abend einigermaßen über die Runden, während sich die Jungen zwar wacker schlagen, aber insgesamt doch der Eindruck eines bemühten Klassenabends auf der Probebühne entsteht. Das wird besonders zäh, wenn auf der ohnehin tückischen Rundbühne des Neuen Spielraums gelegentlich die akustische Verständlichkeit aufgrund mangelnder Textdeutlichkeit leidet.
Daran ändern auch musikalische Einsprengsel wenig, etwa ein Schlagzeugsolo oder eine Reminiszenz an die Talking Heads ("Burning down the house"). Wedekinds Gesellschaftskritik gegen die rigiden Moralvorstellungen im ausgehenden 19. Jahrhundert bleibt seltsam starr, der Funke springt kaum über, obwohl die im Untertitel so genannte "Kindertragödie" doch keinesfalls aus der Zeit gefallen sein kann.
Immerhin können sich einige junge Studierende profilieren, wie zum Beispiel Nils Hausotte als sympathischer Melchior oder Seide Noffke als Wendla mit Jungmädchencharme und Simon Löcker als Moritz. Trotzdem bleibt der enttäuschende Abend bei aller ersichtlichen Ambition unter dem bisher in Reichenau erwartbaren künstlerischen Intensitätslevel.
(S E R V I C E - Festspiele Reichenau: Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen". Regie: Christian Berkel. Mit u.a. Stefanie Dvorak, Babett Arens, Michael Masula, Nils Hausotte, Seide Noffke. Tickets und Information: Tel. 02666/52528, www.theaterreichenau.at)
Zusammenfassung
- Als zweite Produktion ihres ersten Intendanzjahres bei den Festspielen Reichenau hat Maria Happel Frank Wedekinds Jugendklassiker "Frühlings Erwachen" auf den Spielplan gesetzt - mit ernüchterndem Resultat.
- In der Inszenierung von Christian Berkel spielen zahlreiche junge, noch studierende Mitwirkende an der Seite von renommierten Kräften wie Stefanie Dvorak, Michael Masula oder Babette Arens.