Kunstmesse TEFAF mit Highlights von Klimt bis Schiele
Beim Spaziergang durch die labyrinthartigen Gänge der Messehalle fällt nicht nur die Vielfalt der ausgestellten Kunstwerke, sondern auch des Publikums auf: An jeder Ecke ist eine andere Sprache zu hören, Menschen aus der ganzen Welt sind wieder in die Niederlande gekommen, um "die größte Kunst- und Antiquitätenmesse der Welt" zu besichtigen, "und das schon seit über 30 Jahren", zeigt sich der Wiener Galerist Wolfgang Bauer im Gespräch mit der APA begeistert von der "Ansammlung von hochwertigen Kulturgütern und der Auswahl an hervorragendem Publikum, das extra nach Maastricht fliegt um diese Kulturgüter zu besichtigen".
Die Wiener Galerie Bel Etage zeigt einen Querschnitt des österreichischen, deutschen und auch englischen Jugendstils. Das Hauptaugenmerk liegt in diesem Jahr laut Bauer aber auf der Wiener Werkstätte mit einem Schwerpunkt auf Dagobert Peche, mit "Objekten, die es noch nie gegeben hat" und die zum Teil jetzt auch im Wiener MAK gezeigt würden. Für 8.000 Euro pro Stück sind auch die berühmten Sessel für das Café Museum in Wien von Adolf Loos von 1898 bei ihm zu erwerben.
Lui Wienerroither, der gemeinsam mit Ebi Kohlbacher W&K - Wienerroither & Kohlbacher gegründet hat, hat mit dem Porträt des dunkelhäutigen Prinzen William Nii Nortey Dowuona den Sensationsfund dieser Messe im Angebot, und auch schon viele Interessenten, wie er gegenüber der APA sagt. Seine Galerie sei "seit 25 Jahren auf Klimt spezialisiert, und dann kommt jemand bei der Tür herein und bringt uns ein verschollenes Klimt-Gemälde, das ist großartig".
"Drei Grazien" von Koloman Moser bei Wienerroither & Kohlbacher
W&K habe aber auch noch weitere Highlights im Angebot, etwa "Die drei Grazien" des österreichischen Künstlers Koloman Moser, "eines seiner herausragenden Bilder, 1914 entstanden", so der Co-Gründer. Auch eine Zeichnung von Egon Schieles Muse und Freundin Wally Neuzil und ein Aquarell von dessen Schwester Gertrude sind am Stand der Österreicher zu besichtigen. "Die TEFAF ist für mich der schönste Platz der Welt, was eine Kunstmesse betrifft", sagt Wienerroither. "Selbst als Aussteller ist es ein Vergnügen, über die Messe zu gehen."
"Kritisch" sieht er aber, wenn "Bilder, die gerade erst gemalt wurden", ausgestellt würden. "Da sehe ich eine Problematik, weil die DNA der TEFAF ist eigentlich diese hochqualitative, abgesegnete Kunst, wo Weizen und Spreu sich schon getrennt haben." Für Wolfgang Bauer hat sich die "ungünstige Tendenz, dass man die Messe in eine moderne Messe für modern paintings umwandeln wollte", wieder etwas umgedreht. Man brauche der Art Basel keine Konkurrenz machen, meint er, und das komme auch beim Publikum besser an: "Die Leute wollen hier nicht den 100. Andy Warhol sehen."
Auch Künstlerinnen wie Vera Molnár vertreten
Wollen sie das doch, gibt es auch heuer wieder eine große Auswahl an moderner Kunst, etwa ein unbenanntes Gemälde des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Keith Haring bei der Galerie Toninelli Art Moderne aus Monaco, das laut Angaben des Galeristen erst seit einem Jahr wieder auf dem Markt ist (Verkaufswert: rund 2,5 Millionen Euro). Auch moderne Künstlerinnen sind vertreten, etwa das 1968 entstandene Ölgemälde "9 carrés parme" der ungarisch-französischen Künstlerin Vera Molnár. Die Pariser Galerie Zlotowski zeigt neben Molnár zeitgenössische Vertreterinnen wie Louise Bourgeois, Marcelle Cahn oder Sheila Hicks, die zu Lebzeiten kaum gewürdigt wurden.
Eine weitere Sensation der TEFAF präsentiert mit "Les dormeurs" (die Schläfer) von Pablo Picasso die kanadische Galerie Landau Fine Arts. Es wird auf 50 Millionen Dollar geschätzt. "'Les Dormeurs' ist ein herausragendes Beispiel für Picassos Spätwerk - roh, eindringlich und voller kreativer Kraft", so Robert Landau laut Aussendung. Das in Picassos späten, produktiven Jahren entstandene Gemälde erkunde die "tiefe emotionale und intellektuelle Beziehung zwischen Künstler und Muse".
Ein Abschnitt der TEFAF ist besonders schwer bewacht, diskret natürlich: In den Gängen der Juweliere und Schmuckaussteller stehen zahllose Securitys Wache, um Überfälle wie etwa 2022 zu verhindern, als vier schwerbewaffnete Männer während der Messe Vitrinen gewaltsam aufbrachen und Diamanten raubten. Besonders beschützt werden heuer etwa ein Jugendstil-Halsschmuck aus Gold, Diamanten, Emaille und Glas von René Lalique der belgischen Galerie Epoque Fine Jewels oder eine Vintage-Brosche und Ohrringe aus den 1970er-Jahren von Gianmaria Buccellati, der seine Boutique zum ersten Mal auf die TEFAF brachte.
(Von Franziska Annerl/APA)
(S E R V I C E - www.tefaf.com/fairs/tefaf-maastricht)
Zusammenfassung
- Die Kunstmesse TEFAF in Maastricht zeigt 7.000 Jahre Kunstgeschichte mit über 270 Galerien aus 21 Ländern.
- Österreichische Galerien wie W&K und Bel Etage präsentieren Werke von Gustav Klimt und Egon Schiele.
- Ein verschollen geglaubtes Klimt-Gemälde des Prinzen William Nii Nortey Dowuona sorgt für Aufsehen.
- Pablo Picassos 'Les dormeurs' wird von der kanadischen Galerie Landau Fine Arts für 50 Millionen Dollar angeboten.
- Die Messe ist stark gesichert, um Überfälle wie 2022 zu verhindern.