APA/APA (AFP)/JOE KLAMAR

Kräftiges Lebenszeichen von Wiener Konzerttempeln

Der Wiener Musikbetrieb ist zurück - oder gelandet in der neuen Normalität: Am Freitagabend legten mit Musikverein und Konzerthaus beide Tanker der heimischen Kulturflotte wieder ab. Allerdings nur mit je 100 Menschen an Bord. Mehr erlauben die Coronabeschränkungen im Juni noch nicht. Und doch gaben die Wiener Philharmoniker und die Symphoniker ein starkes Lebenszeichen im Virenzeitalter von sich.

Der Wiener Musikbetrieb ist zurück - oder gelandet in der neuen Normalität: Am Freitagabend legten mit Musikverein und Konzerthaus beide Tanker der heimischen Kulturflotte wieder ab. Allerdings nur mit je 100 Menschen an Bord. Mehr erlauben die Coronabeschränkungen im Juni noch nicht. Und doch gaben die Wiener Philharmoniker und die Symphoniker ein starkes Lebenszeichen im Virenzeitalter von sich.

Besonders speziell gestaltete sich nach drei Monaten Schließzeit die Atmosphäre im eigentlich für 2.000 Personen ausgelegten Goldenen Saal des Musikverein, wo die Philharmoniker unter Daniel Barenboim bei Beethovens 5. Symphonie von der Kopfzahl her schon beinahe mit dem im Schachbrettmuster gesetzten Auditorium gleichzogen - was eine gänzliche Wandlung des legendären Klangs hin zur kathedralenartigen Atmosphäre zur Folge hatte. Im Konzerthaus hingegen entschied man sich für den bedeutend kleineren Mozart-Saal für das Konzert der Symphoniker gemeinsam mit Starpianist Igor Levit.

Gleich waren in beiden Häusern die Maskenpflicht bis zum Sitzplatz und die Begrüßung mit Ellenbogen. Auch stand hier wie dort teils Mozart auf dem Programm. Während Levit, der sich in der Coronakrise als unermüdlicher Musikstreamer und Mahner gegen das Vergessen der Künstler profiliert hatte, das Konzert in A-Dur intonierte, griff im Musikverein Daniel Barenboim beim B-Dur-Konzert in die Tasten.

Doch während man im Konzerthaus hernach zur bitteren Note von Edvard Griegs "Aus Holbergs Zeiten" überging, griff man im Musikverein mit Beethovens "Schicksalssymphonie" eben jenes letzte Werk auf, das die Philharmoniker am 10. März als letztes vor dem Corona-Shutdown gespielt hatten. Wildes Pathos als Signal, sich nicht unterkriegen zu lassen.

So wurde der gestrige Abend eine durchaus ehrfurchtsvolle Verneigung vor der Krise selbst und ein gewisses Aufbegehren dagegen. Im Juni immerhin (und im Konzerthaus gar im Juli) wird man die musikalischen Lebenszeichen vor kleinerem Publikum fortsetzen. Und die Botschaft ist dieselbe: Die Musik ist noch da.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Wiener Musikbetrieb ist zurück - oder gelandet in der neuen Normalität: Am Freitagabend legten mit Musikverein und Konzerthaus beide Tanker der heimischen Kulturflotte wieder ab.
  • Mehr erlauben die Coronabeschränkungen im Juni noch nicht.
  • Im Konzerthaus hingegen entschied man sich für den bedeutend kleineren Mozart-Saal für das Konzert der Symphoniker gemeinsam mit Starpianist Igor Levit.