Komödiensommer Porcia startete mit "Die kluge Närrin"
Prinzipalin Ladurner hatte den festlichen Saisonstart anlässlich der 60. Spielzeit des Traditionsfestivals singend eröffnet: Zu "Send in the Clowns" kamen nach und nach die Mitglieder des Ensembles Porcia auf die Bühne - in Alltagskleidung oder Kostüm und Maske begrüßten sie ihr Publikum. Nach dem besinnlichen Auftakt ging es dann gleich ordentlich rund auf der minimalistischen Bühne (Nina Ball), die aus einem geschwungenen Holzsteg und ein paar hohen Gräsern bestand - Möglichkeiten genug für schwungvolle Auftritte, Abgänge und Versteckspiele.
Die Mantel- und Degen-Komödie "Die kluge Närrin" des spanischen Dramatikers Lope de Vega (1562 - 1635) lebt von hintergründiger Ironie, weiblichem Witz und männlicher Selbstüberschätzung. In Angelica Ladurners pointierter Neufassung nennt sich die dann "maskuliner Selbstanbetungsverein". Die Frauen sollen "damenhaft" sein, also "möglichst wenig sprechen", die Männer duellieren sich.
Tempo- und einfallsreich ist die Inszenierung der Intendantin, die nicht mit aktuellen Anspielungen (von BVT bis Verschwörungstheorien und "message control") spart. Die Holzbretter werden zum Laufsteg der Eitelkeiten und Eifersüchteleien zwischen den beiden Schwestern Finea und Nise. Die eine klug und belesen, die andere (scheinbar) beschränkt und wirr. Claudia Waldherr als Finea gelingt die Wandlung von der autistisch wirkenden Närrin zur liebenden Klugen beeindruckend, und auch Nise (Sascia Ronzoni) wird durch die Liebe zur Einsicht gebracht.
Entzückend temperamentvoll und frech sind die beiden Freundinnen der Schwestern (Katharina Gerlich, Monika Pallua), denen eine verunsicherte Macho-Männer-Truppe gegenübersteht. Köstlich etwa, wie ein Duell zwischen den Widersachern im Kampf um die Gunst der Frauen (Dominik Kaschke, Ferdinand Kopeinig) zu einem versöhnlichen Paarlauf gerät, bei dem die Degenhiebe erschlaffen und fast zu Streicheleinheiten werden. Mit zahlreichen stampfenden Tanzeinlagen im Flamenco-Rhythmus (Choreografie: Josef Borbely) und den Musiknummern des langjährigen Porcia-Duos Ossy Pardeller und Severin Salvenmoser gelingt schwungvoll-amüsantes Sommertheater, das dem legendären Markenzeichen, dem "leichten Lachen von Porcia" gerecht wird.
Dieses Lachen soll bis Anfang September noch bei sechs weiteren Produktionen an verschiedenen Spielorten erschallen. Gut eingeführt ist die Tournee des Theaterwagens quer durch das Land, heuer mit rund 80 Aufführungen von "My cool Lady" nach George Bernhard Shaw und dem Kinderstück "Herr Dommeldidot will nicht sprechen". Erstmals wird ein Stück auf den Probebühnen in der ehemaligen Gabor-Fabrikshalle gezeigt ("Schon wieder Sonntag" von Bob Larbey), und im Schloss stehen neben Lope de Vega noch Tim Firths "Calendar Girls", "Charleys Tante" von Brandon Thomas und die Kinderkomödie "Robin Hood, das Füchslein" auf dem Programm. Eine Gesprächsreihe zu Europa-Themen im Theater in den Probebühnen wird am 25. Juli mit dem Verleger Lojze Wieser und am 23. September mit dem Salzburger Autor Karl-Markus Gauß fortgesetzt.
( S E R V I C E - "Die kluge Närrin" von Lope de Vega, in einer Neufassung von Angelica Ladurner. Schloss Porcia, Spittal an der Drau. Angelica Ladurner (Regie), Katia Bottegal (Kostüm), Ossy Pardeller und Severin Salvenmoser (Musik). Mit u.a. Katharina Gerlich (Clara, Zofe), Monika Pallua (Celia, Köchin), Volker Wahl (Vater der Schwestern), Günter Lieder (Don Miseno), Dominik Kaschke (Liseo, Fineas Verlobter), Michael Köhler (Liseos Freund), Ferdinand Kopeinig (Don Laurencio), Paul Graf (Laurencios Freund), Ingo Paulick (Don Duardo), Niklas Winter (Don Feniso), Günter Gräfenberg (Fineas Lehrer), Jakob Pinter (Tanzmeister Gehilfe); Vorstellungen: 10., 13., 17., 21., 24., 27., 31. Juli, 4., 7., 13., 17., 25., 28., 29., 31. August; www.ensemble-porcia.at )
Zusammenfassung
- "Was vor 60 Jahren begonnen wurde, führt heute zu einer klugen Närrin", schmunzelte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) mit Blick auf Angelica Ladurner, seit 2015 Intendantin der Komödienspiele im Schloss Porcia in Spittal an der Drau.
- Bei der Eröffnung Freitagabend erheiterte Bundespräsident Alexander van der Bellen gut gelaunt das Publikum, bevor Festrednerin Ursula Plassnik über Europa sprach.