Jubiläum: ÖNB erinnert im Prunksaal an Fischer von Erlach
Bei der Pressekonferenz zu "Fischer von Erlach und der Prunksaal des Kaisers" fand ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger am Mittwoch mehr als schmeichelnde Worte für den Prunksaal: Dieser habe sich nicht nur seine "Bedeutung als symbolischer Ort des Wissens und der kulturellen Identität Österreichs" bewahrt, sondern sei auch das "Herzstück der Österreichischen Nationalbibliothek" und verbinde selbige mit ihrer eigenen Geschichte. Auf der Suche nach einem permanenten Unterbringungsort für die Bestände der kaiserlichen Bibliothek war der Impuls für einen Neubau von Kaiser Karl VI. ausgegangen. Dieser ist im Prunksaal omnipräsent, sagte Kurator Andreas Fingernagel: Das Kuppelfresko würdigt ihn ebenso wie eine Statue, die ihn als römischen Imperator darstellt.
Man sei sich trotz fehlender schriftlicher Belege einig, dass das Konzept auf Fischer von Erlach zurückgeht - er hätte sich für die Doppelsäulen etwa Anleihen aus dem Palazzo Colonna in Rom genommen, außerdem sei er Oberinspektor für alle Hofbauten gewesen, so Fingernagel. Fertiggestellt wurde das Gebäude dann von seinem Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach, der hauptsächlich den Außenbau prägte. Auf das übrige Schaffen des vor 300 Jahren verstorbenen Fischer von Erlachs verweisen etwa Auszüge aus seinem architekturgeschichtlichen Werk "Entwurff einer historischen Architektur". Diese umfassen neben dem Koloss von Rhodos auch seine eigenen Bauten, etwa die Karlskirche in Wien und die Kollegienkirche in Salzburg.
Mehr als der Architekt steht der Prunksaal selbst im Mittelpunkt: Nur kurz nach seiner Fertigstellung musste der Bau saniert werden, dazu gibt es Zeichnungen des Architekten Nikolaus Pacassi. Dem während der Revolution von 1848 im Augustinertrakt ausgebrochenen Brand - eine Lithographie zeigt wild aufsteigende Flammen am Josefsplatz - entging der zentrale Bibliotheksbau genauso wie den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs und dem Feuer, das den angrenzenden Redoutensaaltrakt 1992 fast vollständig zerstörte.
1955 wurde restauriert. Fast 70 Jahre danach machten die Risse und der Staub der Zeit das nochmals notwendig. Noch im Lockdown 2020 hatte man begonnen, etwa die Beleuchtung zu erneuern, nach Arbeiten von Juli bis Dezember des vergangenen Jahres hat man damit abgeschlossen. "Der Boden glänzt wie ein Ballsaal", freute sich Rachinger. Vergoldungen, Bestandteile aus Stuck, Marmor, Stein, Metall sowie die historischen Bücherregale wurden konserviert und restauriert. Etwas über vier Millionen Euro habe man dafür benötigt, so Rachinger, die dem Kulturministerium für das Zurverfügungstellen der Mittel dankte.
(S E R V I C E - "Fischer von Erlach und der Prunksaal des Kaisers. 300 Jahre barocke Pracht" von 12. Jänner bis 5. März im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, Josefsplatz 1, Wien 1, www.onb.ac.at/museen/prunksaal)
Zusammenfassung
- Mit Darstellungen in schweren Büchern innerhalb noch schwererer Holzvitrinen blickt man im Prunksaal von Donnerstag bis 5. März auf Architekt und Bau zurück.