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Italienische Autoren warnen vor Einmischung der Politik

40 namhafte italienische Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der rund 100-köpfigen italienischen Delegation, die Italien auf der Frankfurter Buchmesse 2024 vertreten wird, haben in einem Schreiben vor politischer Einmischung im Kulturbereich gewarnt. Dabei kritisierten sie zum Teil das Programm, das Italien in Frankfurt vorlegen wird. Der Aufruf wurde von bekannten Autoren wie Dacia Maraini, Sandro Veronesi, Melania Mazzucco und Antonio Scurati unterzeichnet.

Unter dem Motto "Verwurzelt in der Zukunft" präsentiert sich Italien in diesem Herbst als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse (16.-20. Oktober). Die 40 Autoren brachten in dem Brief an den Präsidenten des italienischen Verlegerverbandes Innocenzo Cipolletta und an den Direktor der Buchmesse Juergen Boos ihre Bedenken zum Ausdruck, die nach einem "kollektiven Diskussionsprozess" gereift seien. Die Schriftsteller beklagten die "erstickende Einmischung in die Kultur" durch die Politik.

"Diese Einmischung äußert sich nicht nur in der systematischen Besetzung aller Schlüsselpositionen in der Kultur nach Kriterien der politischen Zugehörigkeit, sondern auch in mehr oder weniger expliziten Formen der Zensur, in persönlichen Angriffen, die darauf abzielen, Personen zu diskreditieren, und in der skrupellosen Nutzung von Gerichtsprozessen gegen Schriftsteller, Journalisten und Intellektuelle durch die Machthaber", hieß es im Schreiben.

Kulturminister Gennaro Sangiuliano wies die Vorwürfe zurück. "Wenn man sich die Liste der Schriftsteller ansieht, die zur Buchmesse eingeladen wurden, und dann den Verlegerverband durchgeht, gibt es viele Schriftsteller, die ganz anders denken als ich, und das ist gut so", sagte Sangiuliano aus den Reihen der postfaschistischen Regierungspartei "Fratelli d ́Italia" (Brüder Italiens - FdI) um Premierministerin Giorgia Meloni.

Prompt kam auch die Reaktion des Präsidenten der italienischen Verleger Cipolletta. "Wir werden die Bitte der Autoren berücksichtigen. Wir haben uns immer dafür eingesetzt, dass sich alle Autoren bei uns wohlfühlen und wir werden auch weiterhin in diesem Sinne arbeiten", so Cipolletta.

Die Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten (PD - Partito Democratico) im Kulturausschuss der italienischen Abgeordnetenkammer, Irene Manzi, betonte, dass es "eine echte politische Einmischung in kulturelle Entscheidungen" gebe und dass dies "eine ernsthafte Bedrohung für die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks darstellt und das Image Italiens auf der internationalen Bühne ernsthaft beschädigt, da jetzt offen von einem 'Fall Italien' gesprochen wird".

Vor 36 Jahren war Italien schon einmal Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. 2024 wolle man Vielfalt zeigen, sagte Mauro Mazza, Sonderbeauftragter der italienischen Regierung für den Buchmessen-Auftritt, aber auch dazu beitragen, "dass die Kultur die Vielfalt vereint". Rund 100 Autoren sind eingeladen, darunter einige wie Claudio Magris oder Dacia Maraini, die schon 1988 dabei waren. Schon bei der Pressekonferenz im Mai ging es kontrovers zu: Italienische Journalisten vermissten prominente, aber regierungskritische Autoren wie Roberto Saviano auf der Gästeliste.

ribbon Zusammenfassung
  • 40 italienische Schriftstellerinnen und Schriftsteller warnen vor politischer Einmischung in die Kultur und kritisieren das Programm Italiens für die Frankfurter Buchmesse 2024.
  • Irene Manzi von den Sozialdemokraten sieht eine ernste Bedrohung für die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks und warnt vor einem 'Fall Italien' auf der internationalen Bühne.