Sie ließ ihre Mutter ermorden – nun ist sie TikTok-Star

Im Jahr 2015 wurde die 48-jährige US-Amerikanerin Dee Dee Blanchard im US-Staat Missouri mit Messerstichen übersäht in ihrem Bett aufgefunden.

Hinter dem Mord steckte Nicholas Godejohn, der damalige Freund ihrer Tochter Gypsy Rose. Die damals 23-jährige Tochter war es auch, die ihn zu dem brutalen Mord anstiftete.

Mutter machte Tochter absichtlich krank

Dee Dee Blanchard litt an Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom. Menschen mit dieser Krankheit machen andere absichtlich krank, um damit Aufmerksamkeit zu bekommen. Dee Dee rasierte  ihrer Tochter Gypsy unter anderem den Kopf, um eine Leukämie-Erkrankung vorzutäuschen. Darüber hinaus zwang ihre Mutter sie wegen einer angeblichen Muskelschwäche in einen Rollstuhl.

Bis zu ihrem 23. Lebensjahr misshandelte Dee Dee ihre Tochter sowohl psychisch als auch physisch. Während ihr Umfeld glaubte, sie wäre todkrank, wusste Gypsy Rose, dass sie gehen und feste Nahrung zu sich nehmen konnte. Aus Angst, dass ihr niemand glauben würde, schwieg sie jedoch.

"Die Schlampe ist tot"

Über das Internet lernte Gypsy Rose Nicholas Godejohn kennen und bat ihn aus Verzweiflung um Hilfe.

Gemeinsam beschloss das junge Paar, Gypsys Mutter umzubringen. Im Juni 2015 setzten Blanchard und Godejohn ihren Mordplan um.

Nachbarn sorgten sich um das Wohlergehen von Mutter und Tochter, nachdem auf der Facebook-Seite der Mutter "That Bitch is dead" ("Die Schlampe ist tot") gepostet wurde. Sie verständigten die Polizei, die am 14. Juni 2015 die Leiche von Dee Dee in der Wohnung fand.

Nach der Tat flohen Blanchard und Godejohn nach Wisconsin, wo sie wenige Tage später festgenommen wurden.

Nicholas Godejohn wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, Gypsy Rose Blanchard erhielt wegen Beihilfe zum Mord zehn Jahre Haftstrafe. Nach acht Jahren wurde Blanchard Ende Dezember 2023 vorzeitig entlassen.

Vom Häftling zum Internet-Star

Kurz nach ihrer Haftentlassung erstellte Gypsy Rose Blanchard ein TikTok- und ein Instagram-Konto. Unter ihrem ersten Bild schrieb sie: "First selfie of freedom" ("Erstes Selfie in Freiheit").

Innerhalb kürzester Zeit fand Blanchard mehrere Millionen Follower. Denn der Fall hatte nicht nur seinerzeit große mediale Aufmerksamkeit gehabt, die Geschichte ist 2019 auch in einer Miniserie verfilmt worden.

Viele Menschen hatten schon damals Mitgefühl mit der jungen Frau, die jahrelang von ihrer eigenen Mutter gequält wurde. Diese Sympathien bestehen offenbar weiter, obwohl Blanchard jemanden zum Mord angestiftet hat.

Viele der Nutzer:innen, darunter auch bekannte Influencer, sind weiterhin auf ihrer Seite und unterstützen sie.

Und Blanchard nutzt diese Sympathie zur Selbstvermarktung. Anfang Jänner erschien ein E-Book mit Interview-Transkripten, Tagebuch-Einträgen und Illustrationen von ihrer Zeit im Gefängnis. Gleichzeitig wurde eine Doku-Serie über ihr Leben veröffentlicht.

Nicholas Godejohn, der den Mord an Blanchards Mutter beging, sitzt weiterhin in Haft. Er sieht sich als Opfer der Manipulationen Blanchards. Blanchard hat auch vor Gericht zugegeben, dass sie Godejohn zu der Tat überredet hat.