"Große Freiheit" am Ende der große Sieger der 59. Viennale
"Es ist auch ein wenig Wehmut dabei", blickte die mit den Tränen kämpfende Geschäftsführerin auf die abgelaufene, letzte Festivalausgabe in Funktion zurück. "Ich habe gelernt und erkannt, dass die eigentliche Aufgabe der Geschäftsführung ist, auch in schwierigen Zeiten für Stabilität zu sorgen", so Rotter. Und dass sie auch die "goldenen Zeiten" mitgestalten konnte, erfülle sie mit Dankbarkeit.
Die Viennale ist nun also um eine Eva ärmer, steht doch ab 1. Dezember ein italienisch klingendes Duo an der Spitze der Viennale, wenn der aus Brixlegg in Tirol stammende Paolo Calamita auf Rotter nachfolgt und neben Direktorin Eva Sangiorgi die Geschicke des Festivals leiten wird. Der 42-Jährige ist ein Kenner des Festivals, ist er doch seit 2006 dessen Marketingleiter.
Zufrieden mit den heurigen Zahlen kann man jedenfalls sein, zählte man nach der dank Corona reduzierten Vorjahresausgabe mit 42.000 Gästen nun doch 58.200 Besucher. Die Auslastung blieb wegen einer heuer erhöhten Zahl an Sitzplätzen mit 74 Prozent dabei gleich.
Freuen konnte sich auch Sebastian Meise, der mit "Große Freiheit", seinem Plädoyer gegen die Diskriminierung von Homosexualität mit Franz Rogowski und Georg Friedrich in den Hauptrollen, zum einen den mit 6.000 Euro sowie weiteren Zuwendungen durch Sponsoren dotierten Wiener Filmpreis für den besten österreichischen Film erhielt. Zum anderen konnte er sich bei der von Szenemusikerin Alicia Edelweiss umspielten Gala auch den zum elften Mal vergebenen Erste Bank MehrWERT-Filmpreis sichern.
Dieser beinhaltet einen Aufenthalt in New York inklusive einer Werkpräsentation in den Anthology Film Archives. Er habe schon nach der Schule versucht, in New York als Maler zu leben, sei von der Immigrationsbehörde nach Ablauf seines Touristenvisums aber außer Landes befördert worden. "Jetzt komme ich als Filmemacher zurück - mit einem ordentlichen Beruf gewissermaßen", freute sich Meise über das New-York-Ticket.
Der 4.000 Euro schwere Spezialpreis der Jury ging indessen an "Beatrix" der beiden Nachwuchsregisseurinnen Milena Czernovsky und Lilith Kraxner. "Wir sind sehr gerührt, dass sich doch so viele identifizieren können mit unserem Film", freuten sich beide über Geld und gute Worte. Der "Standard"-Publikumspreis für einen Festivalfilm noch ohne Verleih ging an Milica Tomovics serbischen Debütfilm "Kelti", während der FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik für den besten Erst- oder Zweitfilm von den drei ausgewiesenen Expertinnen und Experten an "Re Granchio" von Alessio Rigo de Righi und Matteo Zoppis ging.
(S E R V I C E - www.viennale.at)
Zusammenfassung
- Die 59. Viennale endete am Sonntagabend mit einem großen Sieg für Sebastian Meises Drama "Große Freiheit" - und neu gewonnener Freiheit für die nach einem Vierteljahrhundert scheidende Langzeitgeschäftsführerin Eva Rotter.
- Und dass sie auch die "goldenen Zeiten" mitgestalten konnte, erfülle sie mit Dankbarkeit.
- "Wir sind sehr gerührt, dass sich doch so viele identifizieren können mit unserem Film", freuten sich beide über Geld und gute Worte.