Grönemeyer-Musical "Pferd frisst Hut" in Basel uraufgeführt
Der Titel sagt eigentlich bereits fast alles über den Inhalt der Boulevardkomödie aus, die Eugène Labiche im 19. Jahrhundert geschrieben hatte: Ein Pferd frisst einen Hut und darob gerät eine Hochzeitsgesellschaft ganz gehörig in Schieflage. Diese Schieflage präsentiert auf anschauliche Weise das Bühnenbild, für das Regisseur Fritsch verantwortlich zeichnet. Zu sehen ist ein Raum, der perspektivisch aus den Fugen geraten ist, der aber mit zehn Türen und einer zentralen Drehtüre alles bereit hält für die abstrusen und komischen Auf- und Abtritte mit Zusammentreffen, die es eigentlich gar nicht geben darf und kann, die aber den Puls der Posse ausmachen.
Der musikalische Theaterabend - das Theater Basel preist ihn als Oper an - lebt von der slapstickartigen Situationskomik. Das ist die Kernkompetenz von Fritsch, der hier auf ein famoses und akrobatisch aufspielendes Ensemble zurückgreifen kann, allen voran mit einem grandiosen Christopher Nell als Hauptfigur Fadinard, mit dem Bewegungsartisten Florian Anderer als verliebter Polizist und der abgründig lasziven Hutmacherin Clara (Sarah Bauerett).
Grönemeyer hat ihnen und den weitere Protagonisten inklusive dem fulminant aufspielenden Theaterchor ein Melodienpotpourri auf den Leib komponiert, das zwischen Disney-Kitsch, Grönemeyer-Pop und Opera buffa mäandert und vom Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Thomas Wise mit viel Drive getragen wird. Das hat seine witzigen Höhepunkte dann, wenn die Protagonisten den Komponisten Grönemeyer im Gesangsstil auf amüsante Weise imitieren und parodieren. Zuweilen wird man an die jazzigen Rhythmen von George und Ira Gershwin erinnert. Andernorts schrammt es aber auch nahe am melodiösen Kitsch von Disney-Soundtracks vorbei.
Das Premierenpublikum in Basel kam in den besonderen Genuss, Grönemeyer höchst persönlich in der Zugabe während des frenetischen Schlussapplauses als Mitsingenden zu erleben. Aber auch ohne Mitwirkung des Meisters lohnt sich der Besuch der Aufführung, die trotz der etwas strapazierenden Überlänge von mehr als drei Stunden viel Spaß bereitet.
(S E R V I C E - "Pferd frisst Hut" nach Eugène Labiche in einer Bearbeitung von Sabrina Zwach, Musik von Herbert Grönemeyer. Regie und Bühne: Herbert Fritsch, musikalische Leitung: Thomas Wise, Sinfonieorchester Basel und Chor des Theater Basel. Mit u.a. Christopher Nell, Hubert Wild, Florian Anderer, Sarah Bauerett, Gottfried Breitfuss, Raphael Clamer. Theater Basel. Weitere Termine, Tickets und Stückinfo unter www.theater-basel.ch)
Zusammenfassung
- Schuld daran ist unter anderem der deutscher Sänger Herbert Grönemeyer, der für das Theater Basel eine Musicalversion von Eugène Labiches Posse "Ein Florentinerhut" komponiert hat.
- "Pferd frisst Hut" heißt die Produktion von Komponist Grönemeyer und Regisseur Herbert Fritsch, die am Samstag am Theater Basel uraufgeführt wurde.
- Regie und Bühne: Herbert Fritsch, musikalische Leitung: Thomas Wise, Sinfonieorchester Basel und Chor des Theater Basel.