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Grazer Klanglicht - Synapsen-Feuerwerk am "blauen Planet"

Das Grazer Festival Klanglicht führt in seiner achten Ausgabe noch bis zum 27. Oktober auf die "Spuren" von Mensch, Natur und Kunst. Bespielt wird diesmal vor allem die Altstadt, besonders der Schloßberg. Auf der Kasemattenbühne werden die Besucher geradezu ins Weltall katapultiert und erleben einen Blick wie aus einer fernen Raumstation auf den "blauen Planet", während man sich darunter im Dom im Berg als eine Art winziges Teilchen in einer wummernden Galaxie wiederfindet.

Das Festival voller Licht- und Soundeffekte in und vor nächtlicher Stadtkulisse gilt als Magnet für Besucherinnen und Besucher, die staunend einen Streifzug durch Graz erleben wollen. Das vielleicht anziehendste Arrangement wurde diesmal auf der Kasemattenbühne am Schloßberg errichtet: der blaue Planet. Die Installation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zeigt unseren Heimatplanet aus dem Blickwinkel von Astronauten. Die vier Meter große Kugel wird dabei mit realen Satellitenaufnahmen und Daten bespielt - eine faszinierende wie gelungene Symbiose aus Wissenschaft und Kunst, die einen selbst dabei ganz klein wirken lässt.

Einige Meter darunter, tief im Schloßberg, wummern dagegen die Bässe von "exposure_03" von David Reumüller, eine Fortsetzung seiner Arbeiten mit Texturen und Fragmenten, die erstmals in allen drei Dimensionen des Raums wirken. Die Besucher nehmen eine Rolle in einer Galaxie ein, denn die Schatten der Gäste werden in die Projektion geworfen. Plötzlich findet man sich als Teilchen eines Mikroorganismus - oder vielleicht doch als Stück einer völlig fremden Dimension oder anderer Lebensform wieder. Der Interpretation sind kaum Grenzen gesetzt.

Spektakulär in Szene gesetzt wird diesmal auch wieder der Uhrturm am Schloßberg: In "Patterns of Time" bespielt das katalanische Onionlab das ikonische Bauwerk der Stadt und nutzt es als Projektionsfläche. Im Zentrum steht die Beziehung des Menschen zu Raum und Zeit. Besonders die farbenprächtigen Motive am Uhrturm, dessen Facetten und Funktion von den Künstlern unterstrichen werden, und das alles vor der nächtlichen Beleuchtung der Grazer Innenstadt sind die Stufen oder den Weg auf den Schloßberg hinauf wert.

Am Fuße des Schloßbergs wartet am Karmeliterplatz ein weiteres Highlight der diesjährigen Ausgabe, die allerdings ebenso wie die Kasemattenbühne oder auch der Dom im Berg nur mit dem kostenpflichtigen Festivalpass zu besuchen ist: Der japanische Künstler Yasuhiro Chida bohrte in einen Blechcontainer, der kaum größer als ein Zimmer ist, tausende Löcher und beleuchtet den Kubus von außen mit Scheinwerfern. Im Inneren offenbart sich mit Hilfe von Nebel ein gleichermaßen faszinierendes wie unerwartetes Lichterlebnis, das zum Verweilen lockt. Wegen der geringen Kapazität der Installation und des großen Andrangs empfiehlt es sich "Brocken 5.6" eher an den Randzeiten von Klanglicht anzusehen.

Einziger dislozierter Standort ist diesmal an der Medizinische Universität Graz, wo Stuart Langley ein "beating heart", ein pulsierendes Herz, mit den Fenstern des Campus entstehen lässt. Neu sind heuer die sogenannten Kunstfenster: Ausgewählte Schaufenster von Innenstadt-Geschäften wurden zu kleinen Bühnen umfunktioniert. Ein ambitionierter Versuch, Wirtschaft und Kunst weiter zu verflechten, allerdings fallen die Kunstfenster kaum zwischen den üblichen bunten Schaufenstern auf.

Heimliches Highlight von Klanglicht 2023 - und noch dazu für alle Besucher gratis zu sehen - ist "Solar Dust" vom Quiet Ensemble in der Stadtpfarrkirche in der Herrengasse. Eine dreidimensionale Wolke im Hauptschiff des prächtigen, aber für die Installation beinahe völlig dunklen Gotteshauses lässt die Besucher zunächst sanft in eine Art Sternenhimmel eintauchen. Der Takt beschleunigt sich zusammen mit den tausenden Lichtpunkten über den Köpfen und gipfelt in ein wahres Synapsen-Feuerwerk.

(S E R V I C E - Klanglicht 2023 noch bis zum 27.10. https://klanglicht.buehnen-graz.com/ )

ribbon Zusammenfassung
  • Das Grazer Festival Klanglicht führt in seiner achten Ausgabe noch bis zum 27. Oktober auf die "Spuren" von Mensch, Natur und Kunst.
  • Bespielt wird diesmal vor allem die Altstadt, besonders der Schloßberg.
  • Spektakulär in Szene gesetzt wird diesmal auch wieder der Uhrturm am Schloßberg: In "Patterns of Time" bespielt das katalanische Onionlab das ikonische Bauwerk der Stadt und nutzt es als Projektionsfläche.