"Freitag, der Dreizehnte": Verträumt-schöne Schönberg-Feier
Nicht weniger als 16 Arbeiten des Zwölftonsetzers klingen im Rahmen des immersiven Theatererlebnises "Freitag, der Dreizehnte" an. Auf Auszüge aus "Brettl-Lieder", "Gurre-Lieder" und "Verklärte Nacht" wird ebenso wenig verzichtet wie auf "Moses und Aron" oder "Pierrot lunaire". Auch Richard Strauss und Johann Sebastian Bach gibt es zwischendurch zu hören. Dabei ist auf das Klangforum Wien, den Arnold Schoenberg Chor und die beiden Sängerinnen Christine Schäfer und Magdalena Anna Hofmann unter der musikalischen Leitung von Anna Sushon Verlass.
Sie führen das Publikum ohne Spannungsabfall zwischen drei Räumen hin und her. Für allerhand Schauwert ist im Rahmen der 100 Minuten gesorgt. So nimmt der Chor einmal in einem kinoartigen Setting Platz, um gebannt einen Countdown mitzuverfolgen, an dessen Ende ein hübscher Mond und Raumwechsel stehen. Auf einem langen Laufsteg samt Kühlschrank, flackerndem Fernseher und Klaviergrab warten schon die Orchestermitglieder, die sich unter einem Sternenhimmel schlafwandlerisch zu ihren Instrumenten begeben.
Für gehörig Bewegung ist beim "Kaiser-Walzer" und "Lagunenwalzer" gesorgt, die selbst so manche Person aus dem Publikum das Tanzbein schwingen lassen. Schaurig-schön erklingt ein "Happy Birthday" in Zeitlupe, und quietschbunt fällt der Auftritt von skurrilen Figuren aus Schönbergs ersonnenem Kartenspiel aus. Ja, auch zum Schmunzeln ist der Abend, wenn ein gefühlt hundertarmiger Mann einem die Hand schüttelt und eine Frau nicht nur hustet, sondern auch derart laut mit einem Zuckerlpapier raschelt, dass sie den Ärger der Chormitglieder auf sich zieht.
"Freitag, der Dreizehnte" ist fraglos eines der Highlights des heurigen Schönberg-Jahres, das am Ende der Premiere am Freitagabend auch lange beklatscht wurde. Fraglich ist, ob der Musikdenker mit der Titelwahl eine Freude gehabt hätte, litt er doch unter Triskaidekaphobie und fürchtete somit die Zahl 13 - eventuell zurecht, schließlich starb er an einem Freitag, den 13. im Alter von 76 Jahren (7+6=13). Aber was soll man auch machen, wenn der 150. Geburtstag heuer im September ausgerechnet auf einen Freitag, den 13. fällt?
Gewidmet war der stimmige Abend in memoriam Michael Boder. Der Dirigent verantwortete mit Johannes Erath gemeinsam das Konzept. Er starb Anfang April überraschend im Alter von 65 Jahren. "Wir hören dich immer noch. Wir wussten, dass wir weitersuchen sollen. Wir haben gewagt, nicht den Mittelweg zu gehen, dank Dir. Du fehlst", heißt es im Programmheft.
(Von Lukas Wodicka/APA)
(S E R V I C E - "Freitag, der Dreizehnte. Ein Abend für Arnold Schönberg". Sonderprojekt des MusikTheater an der Wien im Reaktor, Geblergasse 40, 1170 Wien. Studien- und musikalische Leitung: Anna Sushon; Konzept: Michael Boder (verstorben) und Johannes Erath, Bühne: Herbert Barz-Murauer, Kostüm: Noëlle Blancpain, Video: Bibi Abel, Dramaturgie: Anna Melcher, Christian Schröder. Mit: Christine Schäfer, Magdalena Anna Hofmann, Klangforum Wien und Arnold Schoenberg Chor. Weitere Termine: 28. und 30. April sowie am 3., 5. und 7. Mai jeweils 19 Uhr. www.theater-wien.at)
Zusammenfassung
- Zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg inszeniert das MusikTheater an der Wien das immersive Theatererlebnis 'Freitag, der Dreizehnte' mit 16 seiner Werke.
- Die Veranstaltung, die 100 Minuten umfasst und die Zuschauer durch drei Räume führt, ist dem kürzlich verstorbenen Dirigenten Michael Boder gewidmet.
- Ironie des Schicksals: Schönberg, der unter Triskaidekaphobie litt, starb an einem Freitag, dem 13., und sein Jubiläum fällt auf einen solchen Tag.