APA/GEORG HOCHMUTH

Fendrich über sich selbst: "Wie deppert warst du eigentlich?"

Um Rainhard Fendrich, eine der Austro-Pop-Ikonen schlechthin, ist es musikalisch in den vergangenen Jahren recht ruhig geworden – bis jetzt. Am 31. Jänner erscheint sein neues Album "Winterschlag". Kurz vor seinem 70. Geburtstag lässt er in einem Interview tief blicken: Über Erfolg, dessen Ausbleiben und seinen Vater.

Am 27. Februar wird Rainhard Fendrich 70. Mit dem runden Geburtstag an sich habe er kein Problem, sagte er in einem Interview mit der "Bild". Aber: "Meine Zeit wird nun immer kostbarer, aber ich habe keine Panik. Die Natur ist deshalb nicht grausam, nur der Mensch. Der Tod ist etwas ganz Natürliches, nur vor dem Sterben habe ich ein bisschen Angst."

Seit Jahrzehnten ist er aus der österreichischen Pop-Landschaft nicht mehr wegzudenken, nun meldet er sich mit einem neuen Album zurück. In "Wimpernschlag" finden sich auch nachdenklichere Texte, etwa bei "Nur das Herz schlägt weiter". 

"Aus meiner Maturaklasse leben noch drei Mitschüler. Man verabschiedet sich immer öfter, es gehen Verwandte, Freunde, die Eltern. Doch wenn jemand geht, der vor seiner Zeit aus dem Leben gerissen wird, ist das ein Schmerz, der mit nichts zu vergleichen ist und auch nie wieder weggeht. Ich habe dies nicht nur einmal durchmachen müssen, und wie Sie wissen, habe ich ein Kind verloren. Das verkraftet man nie. Man lernt nur, mit dieser Amputation zu leben. Und davon handelt das Lied", sagte er zur "Bild". 

"Ein Trottel, der kann nix"

Doch er blickt auch nachdenklich auf seine eigene Jugend und den Beginn seiner Karriere zurück. 

"Ich habe in einer Schmiede Eisen gebogen, war Chauffeur oder Postbote. Ich habe auch beim Film gearbeitet oder am Theater", erzählte er. "Als ich auf der Bühne erste Erfolge hatte, wollte ich schon allein deshalb bewundert werden, weil mich mein Vater immer runtergemacht hat. Im Wirtshaus oder bei anderen Gesellschaften hat er immer gesagt: Mein Sohn ist ein Trottel, der kann nix."

"Wie deppert warst du eigentlich?"

Das sei gewesen, weil Fendrich schlecht in der Schule war, ein Jus-Studium abgebrochen hat. "Doch egal, was ich tat, mein Vater machte alles schlecht". Die ersten Erfolge auf der Bühne brachten dann einen Höhenflug. "Heute denke ich mir manchmal: Wie deppert warst du eigentlich? Wie gern hätte ich meine Hoch-Zeit viel intensiver genossen. Damals war für mich leider vieles zu selbstverständlich. Selbst der Erfolg"

Zurück auf der Bühne

Ab 11. April geht Fendrich auf große Konzertreise, die ihn neben Deutschland und der Schweiz auch zweimal in die Salzburgarena (27. April und 17. Mai) und die Wiener Stadthalle (25. April und 16. Mai) führt, überdies nach Dornbirn (1. Mai), Linz (5. Mai), Klagenfurt (6. Juli), Graz (28. Oktober) sowie Innsbruck (31. Oktober).

"Ich war wirklich überrascht, dass der Zuspruch so groß ist", freut sich Fendrich. Man darf ein karriereumspannendes Programm erwarten: "33 Lieder wollen wir spielen, das hat schon fast Bruce-Springsteen-Dimensionen", lacht er herzhaft. Er habe auch einige "uralte Lieder ausgegraben" - wie "Auf und davon". "Das passt ja in diese Zeit."

ribbon Zusammenfassung
  • Um Rainhard Fendrich, eine der Austro-Pop-Ikonen schlechthin, ist es musikalisch in den vergangenen Jahren recht ruhig geworden – bis jetzt.
  • Am 31. Jänner erscheint sein neues Album "Winterschlag".
  • Kurz vor seinem 70. Geburtstag lässt er in einem Interview tief blicken: Über Erfolg, dessen Ausbleiben und seinen Vater.