Erinnerungsbuch im Gedenken an Georg Danzer zum 75er
Autoren des rund 230-seitigen im Ueberreuter Verlag erschienenen schriftlichen Denkmals mit dem programmatischen Untertitel "Rückblicke und Einblicke" sind Andy Zahradnik, Musikjournalist, Drehbuchschreiber für diverse Musik-TV-Produktionen und Verfasser u.a. eines Würdigungsbuches über Ludwig Hirsch, und der langjährige Danzer-Manager Franz Christian "Blacky" Schwarz. Das Konzept: Das Duo besuchte eine Reihe von Menschen, die dem Sänger nahestanden, beruflich mit ihm Bekanntschaft gemacht haben oder immer noch sein Schaffen schätzen, und ließen sie erzählen - über wichtige gemeinsame Zeiten, die Bedeutung seiner Musik und sehr oft auch über jenen Moment, als sie vom Lungenkrebstod Danzers erfuhren.
Marianne Mendt, Ulli Bäer und Erika Pluhar kommen ebenso zu Wort wie Konstantin Wecker, Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros. Mit den beiden Letzteren formte Danzer nach Auf und Abs als Solokünstler ab Mitte der 1990er das äußerst erfolgreiche Trio "Austria 3".
Ambros erzählt, wie er "den großen Dichter und Denker" Danzer 1973 - beide standen am Anfang ihrer Karrieren - bei einem Schmalzbrot und einem Viertel Wein kennengelernt, man schnell Freundschaft geschlossen und einander quasi täglich neue Songs vorgespielt habe. Mendt erinnert sich an ausgelassene Abende im Waldviertel, der Publizist Franz Schuh an das "leicht kränkbare Selbstbewusstsein" seines damaligen Schulfreundes. Rudolf Klingohr, Chef der TV-Produktionsfirma Interspot ("Seitenblicke") und ein enger Freund, war an Danzers Seite, nachdem dessen Vater Selbstmord begangen hatte.
Streng genommen ist "Sonne und Mond" kein gänzlich neues Buch. Denn Teile der Begegnungen sind schon 2016 im ebenfalls von Zahradnik und Schwarz herausgegebenen Buch "Georg Danzer. Große Dinge - Erlebtes und Erzähltes" als Zusatz zur wiederveröffentlichten Autobiografie erschienen. Für die jetzige Veröffentlichung sind eineinhalb Dutzend Gespräche dazugekommen - nicht zuletzt mit heimischen Singer-Songwritern jüngeren Alters, die ihre Geschichten ebenfalls im Dialekt erzählen, Danzer aber teils gar nicht persönlich gekannt haben: Voodoo Jürgens, Ernst Molden oder Der Nino aus Wien. Die beiden letzteren haben für ihre gemeinsame Austropop-Coverplatte "Unser Österreich" auch drei Danzer-Nummern eingespielt. "Schade, dass ich ihm nie persönlich begegnet bin. Ich hätte ihn sehr gerne viel gefragt", sagt Nino an einer Stelle - z.B.: "Wie das damals war, als der Wolfgang Ambros und er sich gegenseitig die neuen Lieder vorgespielt haben."
Streng genommen ist "Sonne und Mond" auch kein reines Danzer-Erinnerungsbuch. Denn die beiden Autoren geben dem Drumherum viel Raum. Sie schreiben auf, wo und in welchen Situationen sie ihre Interviewpartner treffen, reden mit ihnen über ihre eigene Kunst, ihre Herkunft, ihr Selbstverständnis. Dadurch sind eine Reihe kleiner feiner eigenständiger Porträts entstanden, die viel über einen Teil des österreichischen (Kultur-)Lebens der vergangenen Jahrzehnte zu berichten wissen und dieses Buch auch für Menschen abseits der Danzer-Verehrung interessant machen.
(S E R V I C E - "Georg Danzer - Sonne und Mond. Rückblicke und Einblicke" von Franz Christian Schwarz und Andy Zahradnik, Ueberreuter Verlag, 232 Seiten, 25,50 Euro; ISBN 978-3-8000-7774-8)
Zusammenfassung
- In dem druckfrischen und nach einem Danzer-Album benannten Buch "Sonne und Mond" erinnern sich alte Freunde und Kollegen der nachfolgenden Generation an den Musikpoeten - interessant nicht nur für Fans.
- Mendt erinnert sich an ausgelassene Abende im Waldviertel, der Publizist Franz Schuh an das "leicht kränkbare Selbstbewusstsein" seines damaligen Schulfreundes.