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EAV-Musiker und Grafiker Thomas Spitzer ist 70

"Humor ist das Rettungsboot im Meer des Elends", lautet ein Credo von Thomas Spitzer. Der "Paradeblödler mit kritischem Zeigefinger", wie sich der Steirer im APA-Interview bezeichnete, hat Austropop-Klassiker getextet und mit seiner Band EAV die Hitparaden erobert. Heute ist der Musiker, Texter, Grafiker, Sänger und Gitarrist 70 Jahre alt geworden. Als Geschenk hat seine Frau Nora das Buch "Geht ein altes Herz auf Reisen" mit Liebesbriefen ihres Mannes gestaltet.

Geboren am 6. April 1953 in Graz-Liebenau als Sohn eines Schriftstellers und einer Journalistin, war die Kindheit vom strengen Vater geprägt. "Es gab keinen Fernseher, kein Radio und keinen Plattenspieler im Haus", erzählte der Künstler. "Ich kannte bereits in der ersten Klasse Volksschule alles, was es altersadäquat in der Stadtbibliothek Graz gab. Aber mein Vater hätte mich umgebracht, wenn ich mit einem Comic-Heft nach Hause gekommen wäre."

So musste Spitzer seine Comics selber zeichnen und texten, dabei entdeckte er früh sein grafisches Talent. Aus der Mittelschule sei er "entfernt worden", weil seine Noten alle zwischen Vier und Fünf lagen - "außer in Sport, Musik, Deutsch und Zeichnen". Also ging Spitzer auf eine Kunstgewerbeschule, auch aus einem anderen Grund: "Im Gymnasium waren lange Haare nicht erlaubt."

Ein Jahr hielt Spitzer als Werbegrafiker durch, glücklich war er nicht: "Da habe ich gesagt, ich geh noch mal nach Wien und verschaff mir noch ein bisserl Narrenfreiheit." Ab 1974 studierte er an der Universität für angewandte Kunst. Die Anarcho-Gruppe Drahdiwaberl spielte dort jährlich ein Konzert. "Da dachte ich immer: Das wär's", erinnerte sich Spitzer, der sich mit 14 das Gitarrespielen selbst beibrachte - "ich gestehe, weil ich gemerkt habe, dass man damit beim anderen Geschlecht relativ gut ankommt".

Im Zuge des Studiums gründete Spitzer mit Nino Holm die EAV. "Spielen konnten wir nicht besonders gut, also machten wir Musiktheater. So ist aus der Not eine Tugend geworden, die sich relativ erfolgreich entwickelt hat", schmunzelte Spitzer. Sein Studium schloss er trotzdem ab. Als Diplomarbeit reichte er das EAV-Album "Cáfe Passé", Bühnenbild, Kostüme und einen Live-Mitschnitt ein.

Wilfried wurde erster Sänger der EAV, damals noch Erste Allgemeine Verunsicherung, Gert Steinbäcker folgte. Mit beiden blieb Spitzer in Freundschaft verbunden, für beide schrieb er Texte. Der kommerzielle Erfolg der EAV sei erst mit dem Einstieg von Klaus Eberhartinger möglich gewesen: "Die Qualität von Klaus liegt im Schlüpfen in tausenderlei Rollen. Wir haben ihn zum Geschichtenerzähler gemacht. Das war im Endeffekt das Erfolgsrezept."

Die EAV feierte mit dem Album "Spitalo Fatalo" sowie den Singles "Afrika - Ist der Massa gut bei Kassa" und "Alpenrap" den kommerziellen Durchbruch. Mit der LP "Geld oder Leben!" ging es 1985 steil bergauf - auch international, nicht zuletzt wegen der Single "Ba Ba Banküberfall". 1987 erschien das kommerziell erfolgreichste Werk "Liebe, Tod und Teufel". Insgesamt verkauften sich Tonträger mit Thomas Spitzer kolportierte zehn Millionen Mal.

"Für uns war der große Erfolg eine Überraschung", so Spitzer. "In den Anfangsjahren sind wir bei jeder Plattenfirma rausgeflogen. Sie haben uns gesagt, wir seien gut aufgehoben im Bereich der Kleinkunst, aber verkaufen können sie uns sicherlich nicht." Spitzer gestaltete sämtliche Cover der Band und verpackte geschickt Kritik in simpel anmutende Songs: "Das war schon relativ genial, dass durch diese leicht konsumierbaren Melodien drei Generationen darauf abgefahren sind und was zwischen den Zeilen stand, erst später verstanden wurde."

In Kenia richtete die EAV ihr Studio ein, das Land wurde zur zweiten Heimat Spitzers: "Ich liebe Österreich, ohne Nationalist zu sein. Aber zwischen Allerheiligen und Ostern ist es am Indischen Ozean a net schlecht."

Über seine lange Karriere resümierte Spitzer: "Ich habe einige Teiltalente, bin aber in keiner Disziplin ein Chef. Auf der anderen Seite ist meine Lebenspalette so bunt." Zumindest eines schätzt der Steirer am Alter: "Jetzt habe ich mehr Zeit, für meinen vierjährigen Sohn ein besserer Vater zu sein als ich das für meine geliebte Tochter war." Was ihm rückblickend leid tue? "Dass meine Mutter verstorben ist, bevor ich den Ehrenprofessor bekommen habe." Wenn es so etwas wie ein Danach gebe, so richtet ihr Spitzer aus: "Mama, aus deinem versauten Buben ist doch was geworden."

ribbon Zusammenfassung
  • "Humor ist das Rettungsboot im Meer des Elends", lautet ein Credo von Thomas Spitzer.
  • Heute ist der Musiker, Texter, Grafiker, Sänger und Gitarrist 70 Jahre alt geworden.
  • Im Zuge des Studiums gründete Spitzer mit Nino Holm die EAV.
  • Mit beiden blieb Spitzer in Freundschaft verbunden, für beide schrieb er Texte.
  • Insgesamt verkauften sich Tonträger mit Thomas Spitzer kolportierte zehn Millionen Mal.