Charles III. und Camilla in Berlin: Deutsche rissen sich um royale Handshakes
Am Mittwoch gegen 14 Uhr traf der noch ungekrönte Briten-König in royalen Pritvatjet zu seinem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland ein und wurden mit einer militärischen Ehrengarde, 21 Salutschüssen und dem Überflug zweier Eurofighter empfangen.
Im Bentley zum Bad vor der Menge
Dann ging es weiter in einem gepanzerten Bentley der britischen Botschaft zum Brandenburger Tor. Dort wurden der König und Camilla kurz nach 15 Uhr von Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Ehefrau Elke Büdenbender empfangen und die seit Stunden wartenden Royal-Fans konnten einen Blick auf den Monarchen erhaschen.
Blumen, Tränen, Hofknickse der Fans
Charles und Camilla plauderten, wie auch zu Hause, mit den geduldig wartenden Leuten, schütteln Hände und nahmen Blumen entgegen, die Royal-Fans mitgebracht hatten. Natürlich wurde auch artig - und kurz - Konversation gemacht. Zum Dank bekamen sie sogar den einen oder anderen Hofknicks zu sehen. Einigen der Wartenden sollen vor Rührung sogar die Tränen gekommen sein. Nach rund 20 Minuten war der royale Zauber vor dem Brandenburger Tor aber schon wieder vorbei. Charles und Camilla mussten weiter zum Schloss Bellevue.
In Berlin ist man mächtig stolz darauf, dass die Deutschen die ersten sind, die Charles III. besucht, wenn auch nur, weil die Streiks in Frankreich seinen Besuch dort verhinderten.
Er selbst habe ja lieber zuerst nach Kanada oder Australien reisen wollen, doch wenn der König in seiner offiziellen Funktion ins Flugzeug steigt, hat Premier Rishi Sunak mehr mitzureden als Charles selbst. Gerade nach dem Brexit sucht die britische Regierung eine Vertiefung der Beziehungen zu den EU-Wirtschaftsmächten Frankreich und Deutschland.
Charles war schon 20 Mal in Deutschland, trotzdem ist sein aktueller Besuch eine Premiere. Durch den Tod von Queen Elizabeth II. ist jetzt alles anders für den Monarchen. Und auch sein Besuch unterscheidet sich von den fünf, die seine Mutter zwischen 1965 und 2015 absolvierte. Sie bekam weder Salutschüsse, noch einen Empfang vor der Menge oder die Möglichkeit einer Rede:
- 14.10 Uhr: Charles und seine Camilla werden am Berliner Flughafen Tegel mit 21 Salutschüssen empfangen.
- 15.10 Uhr: Die (hoffentlich) jubelnden Massen sehen vor dem Brandenburger Tor wie Gastgeber und und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender Charles und Camilla in Empfang nehmen
- 15.45 Uhr: Charles, Camilla und die Deutschen schreiten über einen 15 Meter langen roten Teppich, der bereits sorgfältig gebürstet wurde, die Schlosstreppe von Bellevue hinauf.
- Charles und Camilla tragen sich dort ins Gästebuch ein.
Nach Tinten-Gate: Füllfeder ist getestet, Sesselrücker steht bereit
Witziges Detail am Rande: Charles ging nach dem Tod seiner Mutter viral, als er sich in Nordirland über eine rinnende Füllfeder aufregte, und er meinte, das passiere "jedes verdammte Mal". Wenn er sich im Schloss Bellevue ins Gästebuch einträgt, sollte das kein Problem sein. Charles wird mit einer Füllfeder von Montblanc schreiben und der werde sowieso vorher immer routinemäßig durchgecheckt, sagte der Protokoll-Chef von Schloss Bellevue Kai Baldow der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). "Unser Stift hat noch nie versagt", sagte der stolz. Auf solche Details kann man bei einem Besuch in Deutschland halt verlassen. Und damit es auch keine Probleme mit dem Sessel gibt, steht schon fest, welcher Mitarbeiter den dem König zurechtrückt, damit er es nicht selbst tun muss.
Peinliches Geschenk: Der Queen gefiel's nicht
Natürlich erhalten Charles und Camilla auch Geschenke. Beim Besuch seiner Mutter kam es da zu einem Faux-Pas. Der gefiel nämlich das Bild von sich auf einem Pferd neben ihrem Vater nicht. Das Pferd habe eine "ungewönliche Farbe" - gemeint war ihr Vater, der ihr zu gelb war. "Erkennst du ihn nicht?", fragte sie ihr Ehemann Philip 2015. "No, not quite", stichelte Elizabeth daraufhin. Zum Glück gab's auch noch Marzipan. Bei Charles läuft das hoffentlich besser.
PULS 24 Society-Expertin über den Staatsbesuch von König Charles in Deutschland.
Am Donnerstag wird Charles eine Rede vor dem Bundestag halten - auf Deutsch, das der König mit nur leichtem Akzent perfekt spricht. Er ist der erste Monarch, der dort sprechen darf. Seine Mutter wollte man dem Vernehmen nach dort nicht sehen. Er selbst hat schon einmal dort gesprochen, war aber damals nur Thronprinz.
Essen mit Merkel, Campino und Motsi Mabuse
Um 19.35 Uhr wird für den König ein Dinner im Schloss Bellevue gegeben. Laut "Telegraph" sind 120 Gäste geladen, gereicht werden soll unter anderem Weidehuhn mit Pilzen, wie die "Bild" wissen will. Kanzler Olaf Scholz fehlt, aber Vizekanzler Robert Habeck und der Finanzminister sind dabei. Ex-Kanzlerin Angela Merkel und Ex-Bundespräsident Joachim Gauck sind ebenfalls dabei, genau wie Personen des öffentlichen Lebens und Wirtschafts-Größen. Ebenfalls mit am Tisch: "Tote Hosen"-Sänger Campino, der die britische Staatsbürgerschaft hat, und "Let's Dance"-Jurorin Motsi Mabuse. Wieso? Weil Charles sich extra gewünscht hat, dass sie und ihr Mann eingeladen werden. Motsi ist nämlich auch Jurorin des britischen Originals "Strictly Come Dancing". Ob allerdings die deutsche Verwandtschaft von Charles dabei sein soll, darüber scheiden sich die Geister.
Seit fünf Monaten sind die Protokollchefs der diversen Königs-Destination in Deutschland jedenfalls schon in der "heißen Phase" für die Vorbereitungen auf den Besuch. Rund 1.0o0 Polizisten täglich und 20 Spürhunde sollen für seine Sicherheit sorgen.
Elizabeth bekam immer nur Spargel
Charles Mutter, die verstorbene Queen Elizabeth II., war ganze fünf Mal in ihrem langen Leben auf Staatsbesuch in Deutschland, zuletzt 2015. 1965, beim ersten Mal, soll ihr elf Tage lang während ihres Besuchs praktisch jedes Mal Hummer mit Spargel vorgesetzt worden sein, weil man vorab erfuhr, dass sie das ganz gern esse, wie die "Süddeutsche" schreibt.
Nun kommt jedenfalls ihr ungleich unbeliebterer Sohn. Wobei: Bei einer Umfrage war der Briten-König kürzlich in Deutschland beliebter als in seiner Heimat. Das hat auch mit seiner Herkunft zu tun. Die Windsors heißen erst sei 1917 so, davor war ihr Name Saxe-Coburg and Gotha bzw. Sachsen-Coburg und Gotha. Während des ersten Weltkriegs ging sich das dann nicht mehr aus, fand zumindest Charles' Vorfahre Georg V. und änderte ihn auf Windsor.
Wie der Besuch von Charles am Donnerstag und Freitag weitergeht:
Donnerstag
- Charles und Camilla besuchen den Markt auf dem Berliner Wittenbergplatz (11.10 Uhr)
- Rede vor dem Bundestag (11.45 Uhr)
- Besuch eines Flüchtlingszentrums für Ukrainer in Tegel. (12.50 Uhr)
- Treffen mit Soldaten des deutsch-britischen Pionierbrückenbataillions (14.40 Uhr)
- Ein Highlight für den passionierten Biobauern Charles: Besuch des Ökodorfs Brodowin (ab 15.30 Uhr)
Freitag
- Zugfahrt nach Hamburg
- Kranzniederlegung an der St. Nikolai-Kirche dir durch britsche Bomben zerstört wurde
- Bad in der Menge vor dem Hamburger Rathaus
- Hafenrundfahrt
Zusammenfassung
- Drei Tage ist König Charles III. in Deutschland.
- Charles darf und bekommt vieles, was seine Mutter, Queen Elizabeth II. nie bekam, zum Beispiel ein Essen mit Campino von den Toten Hosen oder eine Rede vor dem Bundestag.
- In Schloss Bellevue wurde jedenfalls die Füllfeder extra genau überprüft. Denn wegen Tintenflecken entgleiste der König schon in Nordirland.
- PULS 24 hat die wichtigsten und schrägsten Details zum Königsbesuch.