"Dexter" Michael C. Hall legt Elektro-Rock-Album vor
Für sein Band-Debütalbum "Thanks For Coming" (digital ab 12. Februar erhältlich, auf CD/Vinyl am 7. Mai) hätte Hall es sich jedenfalls leichter machen können. Etwa so: ein paar nette, zugängliche Popsongs singen, den eigenen berühmten Namen dick aufs Plattencover schreiben, oder zumindest einen weniger sperrigen Bandnamen wählen als Princess Goes To The Butterfly Museum, in "Kurzform" PGTTBM.
Aber die einfache Lösung hätte ihm vielleicht weniger Spaß gemacht - und den sucht Hall spätestens, seit er einen 2010 festgestellten Lymphdrüsenkrebs überwunden hat. Diese schwere Phase war für ihn "eine Bestätigung, dass es wirklich keinen Grund gibt, Zeit zu verschwenden für Dinge, die man nicht tun will", wie Hall jetzt dem US-Magazin "Paste" sagte. Er habe sich immer vorgestellt, "in irgendeinem Paralleluniversum" als Musiker zu arbeiten, dann habe sich die Gelegenheit ergeben. "Und dafür bin ich sehr dankbar."
Schon vor der gefeierten "Lazarus"-Performance in New York und London war Hall als Musical-Sänger aktiv, so auch 2014 am Broadway in "Hedwig and the Angry Inch". Dabei lernte er Peter Yanowitz kennen, der seit 1990 zusammen mit Bob Dylans Sohn Jakob in der erfolgreichen Folkrock-Band The Wallflowers gespielt hatte.
Aus den beiden Freunden wurde mit Multiinstrumentalist Matt Katz-Bohen (Blondie) ein Trio, nachdem Hall erste vielversprechende Songskizzen der Musik-Profis gehört hatte. "Wenn ihr einen braucht, der dazu singt, würde ich gern mit euch Jungs mal im Studio rummachen", sagte der TV-Star aus "Six Feet Under" und "Dexter" spontan - die Band Princess Goes To The Butterfly Museum war geboren.
Das erste PGTTBM-Studioalbum beeindruckt nun vom fahlen Cover-Foto über die kühle, keyboard-dominierte Klangarchitektur der 13 Stücke bis hin zu Michael C. Halls geschulter Stimme. "Thanks For Coming" verzichtet auf leicht verdauliche Songhäppchen, die Platte will durchgehört werden - ein selbstbewusstes, mal tanzbares, mal balladeskes Werk, das gelegentlich an Bowies Elektronik-Experimente der 90er und Nuller-Jahre (etwa "Heathen") erinnert.
Hall hatte den schon vom Krebs gezeichneten, todkranken Superstar 2015 bei den New Yorker Proben für dessen Musical erlebt - und ist heute noch von Bowie fasziniert. "Er hatte eine so mühelose, so echte Freundlichkeit. Er war schon ein Held, bevor ich ihn traf - und es heißt ja: Sei vorsichtig damit, deine Helden kennenzulernen. Aber in diesem Fall gab es keine Enttäuschung oder Desillusionierung (...)."
Der seit 2016 in dritter Ehe mit der Autorin Morgan Macgregor verheiratete Golden-Globe-Gewinner weiß natürlich, dass seine auch zum Falsett fähige Gesangsstimme mit Bowie verglichen wird (man muss Hall nur im herausragenden Albumstück "Eat An Eraser" hören). Aber er habe "nie wirklich versucht, wie er zu klingen. Ich denke, da ist Ähnlichkeit im Register oder im Timbre unserer Stimmen. Und sicher hat es schon einen Einfluss, wenn man seine Musik so verehrt."
Die Veröffentlichung des Band-Debüts war eigentlich für Mai geplant, wurde aber nun zumindest digital schon auf Mitte Februar vorgezogen. "Ein Grund sind die Dreharbeiten an der neuen "Dexter"-Staffel, die kurz danach starten", heißt es von Seiten der Plattenfirma. Die Kunde von einer neunten Staffel des TV-Dramas um Dexter Morgan, der als harmlos wirkender Polizei-Forensiker und in seiner Freizeit als gnadenloser Killer tätig ist, hatte erstmals im Herbst die Fans elektrisiert. Viele fanden das Ende der achten Staffel nach 96 Episoden unbefriedigend - und fiebern nun zehn neuen "Dexter"-Folgen entgegen.
Laut Branchen-Infos könnte es noch 2021 weitergehen. Handlungsort des Anti-Helden ist demnach nicht wie bisher Oregon, sondern das Städtchen Iron Lake im US-Bundesstaat New York. Und es sollen neue Figuren eingeführt werden, die der Handlung wieder Schwung verleihen.
Hall sagte dem TV-Magazin "Daily Beast", dass er Kritik am Abschluss der "Dexter"-Serie von 2013 nachvollziehen könne, und weckte zugleich große Erwartungen: "Ich zähle zu den Leuten, die sich gefragt haben: Was zur Hölle ist mit dem Typ passiert? Daher bin ich sehr aufgeregt, dorthin zurück zu gehen." Er glaube, dass Dexter nun "auf eine neue Weise faszinierend geworden ist".
Noch offen ist derzeit auch wegen der Corona-Pandemie, wann Halls erwartungsvolle Band wieder auf einer Bühne stehen wird. Im Netz kursierende Videos lassen vermuten, dass Live-Auftritte von Princess Goes To The Butterfly Museum ihren ganz eigenen theatralischen, düsteren Reiz haben werden.
Zusammenfassung
- Als Schurken-Killer im Polizeidienst begeisterte Michael C. Hall in der schwarzhumorigen TV-Serie "Dexter" von 2006 bis 2013 Fans, Kritiker und Golden-Globe-Jurys.
- In der Hauptrolle des verzweifelten Außerirdischen war er die kongeniale Besetzung für das David-Bowie-Bühnenmusical "Lazarus".
- "Und dafür bin ich sehr dankbar."
- Viele fanden das Ende der achten Staffel nach 96 Episoden unbefriedigend - und fiebern nun zehn neuen "Dexter"-Folgen entgegen.