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Deutliche Preissteigerung bei Konzerttickets großer Acts

Ein eigenes Stadion, dazu eine Art Volksfest: Mit ihren gigantischen Shows im August hat Superstar Adele in München neue Maßstäbe gesetzt - auch bei Ticketpreisen. Für Karten mussten Fans teils mehr als 400 Euro zahlen. Werden Auftritte vor allem großer Acts immer teurer? Aus Sicht des Geschäftsführers des deutschen Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), Johannes Everke, ist klar: "Es stimmt auf jeden Fall, dass die Tickets teurer geworden sind."

Man gehe von einer Preissteigerung von insgesamt rund 30 Prozent in den vergangenen vier Jahren aus. Verschiedene Gründe stecken dahinter. Beispiel Adele: Bei der britischen Sängerin habe eine enorme Inszenierung hinter den Konzerten mit eigener Stadionkulisse gestanden, sagte Everke. "Das erwarten Fans bei solchen Superstar-Acts, natürlich entstehen dadurch Kosten."

Vor allem aber habe die Branche ein beachtliches Problem mit Kostensteigerungen - beim Personal, bei Künstlerhonoraren, bei der Technik und der Logistik. "Für die ganze Wertschöpfungskette, die beim Künstler beginnt und beim Event aufhört, trägt der Veranstalter am Ende das wirtschaftliche Risiko."

Es gehe auch immer darum, was man den Fans bieten will, sagte Sänger Nico Santos ("Better") der Deutschen Presse-Agentur. "Die Sachen werden immer teurer. Strom, Licht, Musik, alles. Und dementsprechend werden die Tickets natürlich auch teurer." In den USA seien sie utopisch teuer.

Teilweise seien die gestiegenen Kosten noch Folgen von der Corona-Pandemie, erklärte Everke. Währenddessen hätten Künstler so gut wie gar nichts verdient. Auftritte mussten abgesagt werden. Dabei kämen knapp 50 Prozent der Einnahmen bei Künstlern aus dem Live-Geschäft. "Als dies wegfiel, sind natürlich große Lücken entstanden und die muss man wieder füllen."

Die steigenden Kosten bedrohten konkret die kleinen Acts und kleine Veranstalter, so der Verbandschef. "Wenn man ein Konzert mit weniger als 500 Tickets veranstaltet, ist es wirklich schwer, Geld damit zu verdienen." Je teurer es werde, desto schwieriger sei es für Veranstalter, Geld zu verdienen und kleine Konzerte stattfinden zu lassen, mit denen sie ein wirtschaftliches Risiko eingingen.

Dazu kommen die Inflation, die Energiekrise und Kriege wie etwa in der Ukraine, die sich ebenfalls auf das Geschäft auswirken, wie Everke weiter sagte. Und auch das Publikum habe sich verändert. Es werde insgesamt etwas kleiner.

Fans kauften spontaner Tickets - für die Branche sei das ein Problem, weil der Vorverkauf für die Planbarkeit eine wichtige Rolle spiele. Durch die Pandemie hätten zudem viele ihr Freizeitverhalten geändert und es gebe einen demografischen Wandel.

Dennoch: Konzerte werden laut dem Verbandschef wieder beliebter. Gerade in digitalisierten Zeiten hätten Menschen das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Nähe zu den Stars.

Auch Veranstalter Marek Lieberberg von Live Nation sagte auf die Frage, wie wichtig Live-Auftritte für Künstler heutzutage sind: "Die limitierten Auftritte sind in Folge der praktisch freien Verfügbarkeit aufgenommener Musik die wichtigste Einnahmequelle der Interpreten." Preisanpassungen betreffen aus seiner Sicht überwiegend die begehrtesten Künstler in Arenen und Stadien, während die Ticketpreise für mittlere Hallen und kleinere Locations relativ gleichgeblieben seien.

Laut Everke ist es schwierig, eine Prognose zu geben, wie tief Fans künftig in die Tasche greifen müssen. Einerseits hätten sich die Inflationswerte wieder beruhigt. Andererseits seien die Personalkosten hoch und würden wohl nicht wieder sinken. "Ich gehe aber davon aus, dass sich die Preissteigerung verlangsamt."

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ticketpreise für große Konzerte sind in den letzten vier Jahren um etwa 30 Prozent gestiegen, mit Eintrittspreisen für Adele-Konzerte, die über 400 Euro liegen.
  • Die gestiegenen Kosten betreffen Personal, Technik und Logistik, und sind teilweise noch Folgen der Corona-Pandemie, die fast 50 Prozent der Künstler-Einnahmen aus dem Live-Geschäft ausfallen ließ.
  • Kleinere Acts und Veranstalter kämpfen wirtschaftlich, während Inflation, Energiekrise und geopolitische Spannungen zusätzlichen Druck auf die Branche ausüben.