Der "Tragikomiker": Erwin Steinhauer feiert 70. Geburtstag
Die Programm, das nach jetzigem Stand am 30. September erstmals in der "Bühne im Hof" in St. Pölten und im Oktober auch in Wien, Salzburg und Tirol zu sehen wird, ist eine Art musikalisches Best-of aus Steinhauers Kabarettprogrammen. Begleitet wird er von "seinen Lieben", Steinhauers Stammband rund um Peter Rosmanith, Georg Graf und Joe Pinkl. Mit dem Trio tourt der Jubilar seit geraumer Zeit auch mit "Ich bin Abenteuer und nicht Dichter" zu Ehren des Dichters H.C. Artmann, der heuer ebenfalls einen Runden - den 100. - gefeiert hätte, durch die Lande. Und die Musiker waren auch zur Stelle, als Steinhauer gemeinsam mit Fritz Schindlecker vor wenigen Tagen dessen Buch "Der Tragikomiker" im Wiener Rabenhof vorstellte. Damit hat der langjährige Wegbegleiter seinem Freund zum 70er eine Biografie gewidmet, die eine erfolgreiche Karriere launig Revue passieren lässt.
Dass er "intensiv und nachhaltig" das österreichische Kulturleben beeinflusst hat, wie es der damalige SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bei der Verleihung des Goldenen Wiener Verdienstzeichens 2010 formulierte, wird niemand ernsthaft bestreiten - schließlich hat Steinhauer seit der Gründung der Kabarettgruppe "Keif" 1974 (gemeinsam mit Wolfgang Teuschl und Erich Demmer) die österreichische Kabarettszene mitgeprägt, hat vom Burgtheater abwärts an nahezu allen wichtigen heimischen Theaterbühnen gespielt und ist u.a. als eigenbrötlerischer Landgendarm Simon Polt zum fixen Bestandteil österreichischer Fernsehunterhaltung geworden.
Erwin Steinhauer wurde am 19. September 1951 in Wien geboren, wuchs am Alsergrund auf, maturierte mit 17, brach das auf Wunsch des Vaters begonnene Studium (statt Jus wurde es allerdings Lehramt für Deutsch und Geschichte) ab - und wurde Kabarettist. Nach Engagements u.a. am Wiener Kabarett Simpl und am Düsseldorfer Kom(m)ödchen brachte er 1982 mit "Entlassen!" sein erstes Soloprogramm heraus, dem etliche weitere - darunter "Café Plem-Plem" (1984) und "Auf der Schaufel" (1989) - folgten. Zwischen 1992 und 2001 legte er mit der Begründung "Wenn sich bei dem Kabarett, das man macht, außer dem Bankkonto nichts bewegt, dann hat das keinen Sinn" eine Kleinkunst-Pause ein. Später hatte er u.a. mit dem Farkas/Grünbaum-Programm "Was lachen Sie?" mit Heinz Marecek großen Erfolg.
Steinhauer hat in Dutzenden Hörspielen und mehr als 100 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Nicht alle waren Qualitätsprodukte, wie er in seiner 2007 erschienenen Biografie offen zugibt: "Auf meiner Filmliste ist Vieles darunter, das ich gemacht hab, um zu überleben. Nicht immer war ich relevant und oft nicht einmal besonders wichtig, sondern ich war einfach der, wegen dem die Leute gern lachen." Mit den Verfilmungen von Alfred Komareks "Polt"-Krimis durch Julian Pölsler, in den drei "Brüder"-Filmen von Wolfgang Murnberger, aber auch in der ORF-Krimiserie "Trautmann", in der TV-Satirereihe "Die 4 da" und der Fernsehserie "Die Toten von Salzburg" hat er jedenfalls an vielen Produktionen mitgewirkt, die Bestand haben. Zuletzt war er etwa im TV-Dreiteiler "Maximilian - Das Spiel von Macht und Liebe", in Michael Kreihsls Verfilmung des Daniel-Glattauer-Romans "Die Wunderübung" oder in der Komödie "Vier Saiten" - ebenfalls unter der Regie von Kreihsl und an der Seite von Otto Schenk und Marianne Mendt - zu erleben.
Als Regisseur inszenierte Steinhauer u.a. "Muttertag" der Gruppe "Schlabarett", aber auch Mitterers "Ein Jedermann" oder Nestroys "Liebesgeschichten und Heiratssachen" in der Josefstadt. Als Burgtheater-Ensemblemitglied (1982-88) spielte Steinhauer u.a. "Der Herr Karl" und den Minister Flint in "Professor Bernhardi", am Volkstheater den Fortunatus Wurzel im "Bauer als Millionär", an der Volksoper und am Theater an der Wien den "Fledermaus"-Frosch, bei den Salzburger Festspielen den "Mammon" im "Jedermann", am Landestheater Niederösterreich den Bockerer und den Tartuffe. Am Theater in der Josefstadt war er u.a. als Oskar in "Geschichten aus dem Wiener Wald", Bankier Natter in "Das weite Land", Zwirn im "Lumpazivagabundus", Patriarch Helge in "Das Fest" und Pädophiler in David Harrowers Missbrauchsdrama "Blackbird" zu sehen.
Im Gedenkjahr 2014 - in Erinnerung an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren - stand er etwa als Untersuchungsrichter Leo Pfeffer in die "Schüsse von Sarajevo" auf der Bühne bzw. als Gouverneur von Bosnien-Herzegowina für Andreas Prochaskas "Das Attentat - Sarajevo 1914" vor der Kamera. Außerdem adaptierte Steinhauer gemeinsam mit Franz Schuh Karl Kraus' apokalyptisches Drama "Die letzten Tage der Menschheit" zu einem eindringlichen Theaterabend. Das daraus entstandene Hörspiel wurde bei der ORF-Publikumswahl zum besten des Jahres gewählt.
Apropos Preise: Über einen diesbezüglichen Mangel kann sich Steinhauer auch nicht beschweren. Er darf u.a. den Salzburger Stier, die Romy, den Karl-Skraup-Preis und Goldene Ehrenzeichen aus Wien und dem Burgenland sein Eigen nennen. Für die Rolle des traumatisierten Kriegsreporters in "Thank You For Bombing" (2016) erhielt er den Diagonale-Schauspielpreis, ein Jahr später wurde er zum Kammerschauspieler ernannt.
Neben Sohn Matthias (geboren 1980) hat Steinhauer auch Tochter Iris (geb. 1978), die ebenso wie sein jüngstes Kind, Stanislaus (geb. 2000), mit getrennten Eltern aufgewachsen sind. Der familiären Harmonie dürfte das nicht groß schaden. "Wir sind sehr eng, meine Familie ist mein Anker, sonst wäre ich allein und unwichtig", bekannte Steinhauer vor wenigen Monaten im "Standard".
Zusammenfassung
- Nicht zuletzt macht er seinen Fans ein Geschenk und präsentiert mit "Alles Gute …und alles Erfolgreiche" Lieder aus den vergangenen 40 Jahren.